Bezahlbares, gutes HiFi zu finden ist heutzutage gar nicht mehr so einfach. Eine Firma, die sich genau das auf die Fahnen geschrieben hat, ist der ungarische Hersteller Heed Audio
Mitspieler
Plattenspieler
Acoustic Solid Machine / SME M2-12
Clearaudio Master Reference / Graham Phantom
Tonabnehmer
MFSL C3.5
Grado Statement 1
Phonovorstufen
Malvalve preamp three phono
Burmester 100
Vollverstärker
Quad II Classic Integrated
Lautsprecher
Isophon Cassiano
„Mini HB“ nach KLANG+TON
Zubehör
Netzversorgung von PS Audio und HMS
NF-Kabel von Transparent und van den Hul
Phonokabel von Straight Wire und van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent
Gegenspieler
Vorverstärker
MalValve preamp three line
Accustic Arts Tube Preamp II
Endverstärker
Accustic Arts Amp II
SymAsym
Ach, was waren das noch Zeiten. Damals, als wir einfach so zum Elektrodealer unseres Vertrauens gehen und auf Wände voller bezahlbarer Elektronikkomponenten und Lautsprecher starren konnten.
In einem meist abgeschlossenen Studio stand das richtig fette Zeug, aber da kam jemand wie wir ja sowieso nicht rein. Wozu auch? Die große Wand bediente unseren Spieltrieb und unsere Ansprüche bestens. Die, die damals besonders gut informiert waren, standen auf englisches Zeug. Das hatte viel weniger Knöpfe, sah im Vergleich zu den japanischen Ausstattungs- und Wattwundern ungleich schmächtiger aus, aber wer’s einmal gehört hatte, der wusste Bescheid: 300 Watt pro Kanal und drei Nullen hinter dem Komma beim Klirr sind für die Galerie – Musik macht man anders. In dieser Tradition sieht sich Heed Audio aus Budapest. Die haben nämlich mit dem Nytech Obelisk einen der Klassiker von damals in die Neuzeit gerettet: An den kleinen 20-Watter mit Pultfront und Schieberegler als Lautstärkesteller kann ich mich gut erinnern: Kam beileibe nicht mit jedem Lautsprecher klar, rauchte andauernd ab, aber wenn er spielte, dann tat er das mit einer Inbrunst, die einem die Tränen in die Augen trieb. „Obelisk“ heißt deshalb bis zum heutigen Tag die große Baureihe von Heed. „Groß“ ist relativ, denn 22 Zentimeter Breite und 8,5 Zentimeter Höhe heißt woanders „Mini“ – tatsächlich können die Ungarn noch deutlich kompakter, wie wir Ihnen zum Beispiel in Gestalt der exzellenten Phonovorstufe „Quasar“ in der LP auch schon gezeigt haben. Bis vor einiger Zeit beschränkte sich die Obelisk-Serie auf den besagten Vollverstärker, der natürlich nur noch vom Schaltungsprinzip her mit dem kleinen Briten zu tun hatte. Mittlerweile gibt’s eine ganze Armada von Obelisken, die Palette reicht von Voll- über Mono- und Stereo-Endverstärker, ein CD-Laufwerk, einen D/A-Wandler und ein Aufrüst- Netzteil. Wir wollen uns an dieser Stelle mal das große Besteck in Sachen Verstärker ansehen: den Vorverstärker „Pre“ und die Monoendstufen „PM“. Erstere kostet 1.500 Euro, das Paar Monos 3.200; zudem gibt’s vielfältig gestaffelte Paketpreise, die die Preisgestaltung etwas freundlicher erscheinen lassen. Im „Rohzustand“ ist der Vorverstärker eine reine Hochpegelangelegenheit mit fünf Eingängen, einem Tape- und zwei Hauptausgängen. Allerdings gibt’s Platz für Erweiterungen: Zwei Steckplätze im Gerät können mit einem Phonomodul und einem D/A-Wandler bestückt werden, alternativ kann man auch zwei D/A-Wandlerkarten stecken. Wozu das allerdings gut sein sollte, konnte mit niemand beantworten. Die Phonoplatine (nur MM) kostet 150 Euro, D/A-Wandler gibt’s in zwei Qualitätsstufen für 200 und 350 Euro. Eine Fernbedienung gehört zum Lieferumfang, deren Funktionalität beschränkt sich aber aufs Variieren der Lautstärke. Der Grund dafür erschließt sich beim Blick ins solide Stahlblechgehäuse: Den Pegel stellt ein motorbewehrtes Alps-Poti ein, für die Eingangswahl ist ein hinten im Gehäuse montierter und per Achsverlängerung von vorn bedienbar gemachter Drehschalter zuständig – das geht schlecht per Infrarot. Schaltungstechnisch orientiert man sich an besagten britischen Originalen: elektrisch schlichte Topologien, mit bipolaren Einzeltransistoren aufgebaut. So erzielt man zwar keine Klirr- und Rausch-Rekorde, aber darum geht’s hier ja auch nicht. Bei der Stromversorgung, das wussten auch die Engländer damals schon, ist Sparen nicht empfehlenswert. Deshalb stecken im Pre kanalgetrennte Regelschaltungen für die Betriebsspannungen, die von einem niedlichen kleinen Ringkerntrafo versorgt werden. Wem das noch nicht reicht, der kann hinten am Gerät einen Stecker ziehen und die dann frei werdende Buchse mit dem Netzteil „PX“ verbinden. Das kostet nochmals 1.000 Euro extra, beinhaltet aber einen „richtigen“ Ringkerntrafo, eine aufwendigere Gleichrichtung und Siebung sowie eine zusätzliche Regelschaltung. Der Trafo im Pre wird dann arbeitslos, kann aber auch seine Umgebung nicht mehr „verseuchen“, die Vorstufe ist dann komplett netzspannungsfrei. Bei den Monos machten die Ungarn aus der Not eine Tugend: Weil das Gehäuse für eine Stereoendstufe schon mal da war, nutzen sie es auch fürs einkanalige Modell. Deshalb gibt’s zwei Paar Lautsprecherterminals (parallel geschaltet, für Bi-Wiring- Verfechter) und eine zweite Cinchbuchse, die ebenfalls parallel zur ersten liegt. Man kann sie als „Durchschleifausgang“ nutzen, wenn man mehrere Endstufen parallel betreiben will – das nennt man dann Bi- Amping. Der Aufbau der Endstufe folgt klassischen und bewährten Prinzipien: Hinter der Front sitzt ein solider Ringkerntrafo nebst Gleichrichtung und Siebung, dann folgt, etwa in der Gerätemitte, der Kühlkörper für die Endtransistoren. Auf seiner Rückseite sind vier Leistungshalbleiter verschraubt, die die Endstufe zu immerhin 110 Watt an vier Ohm motivieren. Ganz hinten im Gehäuse sitzt die eigentliche Verstärkerplatine. Das hat ein paar Vorteile: Erstens wirkt der massive Alublock (aka Kühlkörper) als Abstandhalter und Abschirmung zwischen Trafo und Verstärkerschaltung, andererseits sind die Leitungswege von der Geräterückseite zur Platine optimal kurz. Auch das Thema „scharfkantige Kühlrippen“ hat sich damit erledigt – sie liegen innen im Gerät, die Belüftung erfolgt durch Schlitze in Deckel und Boden. Auch hier geht’s schaltungstechnisch reduziert zu: Neben den Endtransistoren braucht’s noch zwei Treiber mit eigener Kühlung und ein bisschen Kleinkram; der ziemlich gute Eingangskoppelkondensator von „Clarity Cap“ ist sicher auch kein Fehler. Technisch ist das alles in sich stimmig, blitzblank und professionell gemacht, außerdem hat es zweifellos den beabsichtigten Schuss von klassischem „BritFi“. Von Letzerem unterscheiden sich die Geräte durch völlig problemlose Handhabung; auch einen Hang zum Suizid konnte ich nicht feststellen. Angenehmerweise gibt’s noch nicht mal nennenswerte Knackser und andere Störgeräusche beim Ein- und Ausschalten, auch das war in der „guten alten Zeit“ nicht immer so. Klanglich geht das Set ab wie die sprichwörtliche Rakete. Gerade die Endstufen brillieren mit Rhythmus und Spielfreude, dass es nur so kracht. Den Gedanken an „Kleinleistungsverstärker“ sollte man ganz schnell wieder vergessen, denn das sind die Heeds definitiv nicht: Ihre Ausgangsleitung befeuert jeden nicht komplett fehlkonstruierten HiFi-Lautsprecher, bis dessen Mechanik die weiße Fahne hisst. Die Vorstufe gibt sich in dem Zusammenhang merklich runder und zurückhaltender, aber auch dem kann man abhelfen: Sie ahnen es, das dicke Netzteil muss her. In dieser Ausbaustufe fegt die ungarische Kombi dann allerdings durch die Plattensammlung, dass es eine wahre Freude ist. In der Raumabbildung tief und konturiert, die Lokalisation bereitet keinerlei Schwierigkeiten – auch nicht in der Höhe. Und wie kombiniert man solche Wirbelwinde? Meiner Meinung nach mit feinen Kompaktlautsprechern, die gerne über ein gewisses klangliches Understatement verfügen dürfen. Die werden dann nämlich so gnadenlos in den Allerwertesten getreten, dass jeglicher Anflug von Zurückhaltung vergessen ist.
Fazit
Optisch dezent, klanglich exzellent: Heed zeigt, wie man auf kleinem Raum im gerade noch bezahlbaren Rahmen hervorragende Verstärker baut.