Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Einzeltest: AEC C12 Phono / C24 Mono


Was lange währt

Vor-Endstufenkombis Hifi AEC C12 Phono / C24 Mono im Test, Bild 1
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Was so aussieht, das hat ganz bestimmt weder einen USB-Eingang noch eine Netzwerkbuchse. Und völlig richtig: Diese Verstärkerkombi ist so richtig vom alten Schrot und Korn

Mitspieler


Plattenspieler:

 Transrotor Fat Bob / Reed 3p

Tonabnehmer:


 Lyra Atlas, Lyra Etna

Phonovorstufen:

 MalValve pream three phono

Lautsprecher:

 Klang+Ton Nada
 Audio Physic Avantera

Zubehör:

 Netzsynthesizer PS Audio P10
 NF-Kabel von van den Hul und Transparent
 Phonokabel van den Hul
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler
Vorstufen:

 MalValve preamp four line
 Rowland Capri II

Endstufen:

 D’Agostino Momentum Stereo



Diese Verstärkerkombi ist keinenfalls von gestern. Zumindest in klanglicher Hinsicht. Und wenn man sich ein bisschen mit den schaltungstechnischen Hintergründen beschäftigt, wird klar, dass hier sehr eigenständig gedacht und entwickelt wird.

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Zuerst jedoch ein wenig Historie. AEC ist die Abkürzung für „Audio Engineering Components“, was bereits andeutet, dass das Unternehmen nicht unbedingt „HiFi“ ganz oben auf der Agenda stehen hat, sondern die Studiotechnik. Und das bereits seit 1972. Den ganz alten Hasen in der Szene werden zum Beispiel Equalizer von AEC noch etwas sagen, die zu ihrer Zeit das Feinste waren, was der diesbezügliche Markt herzugeben vermochte. Ursprünglich in den USA gegründet, hat das Unternehmen im Laufe der Zeit reichlich Veränderungen hinter sich gebracht, und seit vielen Jahren sind die Geschicke der Firma untrennbar mit dem Namen Hermann Hoffmann verbunden, seines Zeichens Inhaber des Frankfurter Vertriebsunternehmens „Audio Int’l“ und High-Ender der ersten Stunde in diesem unserem Lande. Geräte von AEC werden mittlerweile in Italien entwickelt und gefertigt, der Mann hinter der Konzeption heißt Giovanni Arigo. Er hat einige durchaus erhellende Ansichten darüber, wie Verstärker funktionieren sollten, ein paar davon gibt’s auf der Webseite des Vertriebs nachzulesen. Die Verstärkerkombi, um die es hier gehen soll, stellt die Quintessenz aus diesen Überlegungen dar. Die Vorstufe heißt C 12 und ist wahlweise mit eingebautem Phonoteil lieferbar. Diese Version kostet 4.885 Euro, derer 1.000 mehr als die reine Line-Ausführung. Die Endstufen heißen C 24 und sind sowohl als Stereoversion als auch in einer Monoausführung erhältlich. Das Stück kostet ebenfalls 4.885 Euro, zwei entsprechend das Doppelte. Design-Schnickschnack sucht man hier vergeblich, die Geräte sind optisch überaus pragmatisch gestaltet. Das Frontplatten- Layout der Vorstufe ist so klassisch, wie es überhaupt nur geht: Ganz links der Eingangswahlschalter (fünf Eingänge inklusive Phono), daneben das Gleiche nochmal für den Aufnahmeausgang, in der Mitte zwei Kippschalter für Netz und Muting, rechts nochmals zwei Drehknöpfe: Ein Monoschalter erlaubt die Anwahl von „nur links“, „Stereo“ und „nur rechts“, ganz außen schließlich der Lautstärkesteller. Genau so hat man das vor Jahrzehnten auch schon gemacht und das ist auch heute noch völlig in Ordnung so. Fernbedienung? Aber nicht doch. Die rückseitige Buchsenbestückung entspricht dem zu Erwartenden. Alle Signalanschlüsse liegen im Cinch-Format vor, das Phonoteil verfügt zusätzlich über Eingänge für steckbare Wunschimpedanzen. Ansonsten gibt’s eine Netzeingangsbuchse. Punkt. Das Geräteinnere offenbart nicht zu leugnende ästhetische Reize. Verstärker- und Versorgungsschaltungen sind blitzsauber aufgeräumt auf einer flächendeckenden Platine aufgebaut, der speisende Ringkerntrafo sitzt vorne links in der Ecke. Das Phonoteil manifestiert sich als große steckbare Platine rechts im Gehäuse. Seine Schaltungstechnik sieht klassisch aus: Zwischen zwei integrierten Operationsverstärkern sitzt eine passive Entzerrung, elektronische Regelschaltungen – vermutlich mehrstufig – sorgen für saubere Betriebsspannungen. Über zwei DIP-Schalter wird das Phonoteil parametriert: Es lassen sich drei Eingangswiderstände (56, 150 und 1000 Ohm plus 47 Kiloohm für MM-Betrieb) sowie drei Eingangskapazitäten (100, 220 und 470 Pikofarad) anwählen. Auch die MM-/MC-Umschaltung ist hier vorzunehmen. Das ist nicht superkomfortabel – immerhin muss man bei jeder Änderung das Gerät öffnen – aber in Ordnung, zumal man noch die Möglichkeit hat, über die Zusatzbuchsen weitere Eingangswiderstände anzustöpseln. Der Hochpegelzweig der Vorstufe sieht unkonventioneller aus. Eine überschaubare Anzahl von Einzeltransistoren reicht dem Entwickler, seine Vorstellungen von einer guten Verstärkerschaltung umzusetzen. Auch hier sorgen elektronische Regler für stabile Betriebsbedingungen, kanalgetrennte Gleichrichter und Siebungen tun ein Übriges. Ein zweiter Netztrafo ist für die Spulen der zahlreichen Relais zuständig – das ist löblich. Signale werden direkt an den Buchsen geschaltet, so schafft man kurze Signalwege. Das ist ein zweifellos professioneller Aufbau – Deckel drauf, einspielen. Die Endstufen – wir haben die Monoversionen in der Mache – sind zweifellos vom gleichen Kaliber wie die Vorstufe. Auch ihr Aufbau folgt klassischen Prinzipien: Die Seitenwände werden von Kühlprofilen gebildet, die übrigens erfreulich wenig scharfkantig sind. Diese durchaus nennenswerten Mengen von Aluminium sind hier kein überflüssiger Luxus, die Endstufe läuft ziemlich lange im Class-A-Betrieb und konsumiert mindestens 150 Watt Strom – pro Kanal, versteht sich. Auf ausreichende Belüftung des Hörraumes ist also zu achten, alternativ empfiehlt sich die Anschaffung eines „Sommerverstärkers“. Angesteuert wird per XLR- oder Cinchbuchse, auch die gebrückte Monoausführung kann asymmetrisch betrieben werden. Lautsprecher gilt es mit den beiden Plus-Terminals der Endstufe zu verbinden. Die Polklemmen sind eher sparsamer Natur, verrichten ihren Dienst aber klaglos. Unter dem Deckel gibt’s einen säuberlich spiegelsymmetrischen Aufbau, eigentlich ist das hier ja auch eine Stereoendstufe. Das Brücken der beiden Kanäle übernimmt ein mittig hinter der Rückwand angeordnetes Steckmodul. Ansonsten fällt erst einmal die ziemlich massive Stromversorgung auf, der zentrale Trafo – abermals ein Ringkerntyp – ist sicherlich für ein geschätztes knappes Kilowatt gut. Beide Verstärkerhälften verfügen über eigene Gleichrichter und Siebungen, das kennen wir schon von der Vorstufe. Die Verstärkerschaltung ist abermals diskret, elektrisch „kurz“ und elegant. Die Leistung stellen pro Zweig sechs potente Mosfet- Transistoren bereit, der Verstärker leistet 170 Watt an acht Ohm. In Anbetracht des knackigen Ruhestroms ist das beachtlich. Vier-Ohm-Betrieb allerdings empfiehlt sich mit der Brückenversion nicht. Aber wo genau ist denn jetzt das Besondere an der Schaltungstechnik dieser Verstärker? Giovanni Arigo nennt ein paar Dinge, die seiner Meinung nach bei Verstärkern von elementarer Bedeutung sind. Zunächst wäre da die fast allgegenwärtige Gegenkopplung, die es so weit wie irgend möglich zu verhindern gilt. Will man dieses Hilfsmittel, mit dem man bequem klirrarme und lineare Verstärker bauen kann, loswerden, muss man sich schaltungstechnisch einiges einfallen lassen und Bauteile ausgesuchter Qualität verwenden. Beides ist bei AEC der Fall, und es empfiehlt sich im Falle eines Falles definitiv nicht, defekte Halbleiter mit Ware vom Versender zu ersetzen. Um mit gegenkopplungsarmen Schaltungen verzerrungsarme Geräte realisieren zu könne, ist Ruhestrom satt ein Muss. Deshalb laufen die Endstufen im A-Betrieb, auch in der Vorstufe übernimmt eine Reihe von ordentlich „geheizten“ Transistoren Verstärkungsaufgaben. Röhren wären in Sachen Linearität für Arigo eine Alternative, jedoch scheut er die Einschränkungen, die ihm die geringen möglichen Ströme auferlegen: Bei seinen Verstärkern gibt’s clevere Kombination von bipolaren und Feldeffekt-Transistoren und das tut’s augenscheinlich auch. Lauschen wir zunächst der Vorstufe alleine, auch die Phonovorverstärkung lassen wir von bewährten Kräften besorgen. Auf dem Teller liegt ziemlich schwierige Kost in Gestalt von „Let Me Go“ des früh verstorbenen Singer-/Songwriters Jason Molina. Oha – das drückt aufs Gemüt. Was mitnichten gegen die C 12 spricht, im Gegenteil: Dieses Album ist die personifizierte Traurigkeit. Der Opener „It’s Easier Now“ tönt entrückt, kratzig, verletzt – und genau so muss das sein. Der zweite Titel klingt merklich anders: direkter, wärmer, intimer. Die AEC arbeitet die Nuancen mit Leichtigkeit heraus und ordnet sich dem Diktat der Aufnahme perfekt unter. Das klappt auch mit der eingebauten Phonovorstufe, wenngleich deren emotionale Spannweite nicht ganz an die Dichte der Hochpegelsektion heranreicht. Rauscharm ist das nicht, was Molina auf „Let Me Go“ ins Vinyl hat pressen lassen, aber auch das gehört irgendwie zum sehr speziellen Charakter dieser Platte: aufnahmetechnische Perfektion wäre hier nicht das Mittel der Wahl gewesen. Legen wir noch schnell einen weiteren Gänsehauttitel nach: Bill Hendersons „Send In the Clowns“ beweist, dass die Enge im Raum ebenfalls an Jason Molina lag. Die Live-Einspielung von Mr. Henderson leuchtet die Aufnahmelokalität bis in den letzten Winkel aus, auch hierfür gebührt der Vorstufe Respekt. Aus mir gerade nicht nachvollziehbaren Gründen fi nde ich im Hörraum „Out of the Blue“ vom Electric Light Orchestra aus dem Jahre 1977. Offensichtlich ein Original, das Preisschild vom Elektrokaufhaus weist 17 Mark 95 aus. Okay, warum nicht? „Turn to Stone“ sieht halbwegs unbeschädigt aus und demonstriert eine komplett andere klangliche Ausrichtung als das eben Gehörte: Die Nummer geht satt, breit, opulent und ein wenig aufgeblasen zur Sache, füllt aber den ganzen Hörraum mit Vergangenheit. Nicht schlecht, und auch daran hat die AEC-Vorstufe ihren Anteil: Sie offenbarte fast keinen eigenen tonalen Charakter, liebt aber definitiv dynamische Verästelungen im Groben wie im Feinen. Zeit, das gute Stück mit den AEC-Monos zu kombinieren. Der Unterschied zu Dan D’Agostinos ausgezeichneter Momentum Stereo war ohrenfällig: Die AECs spielen nicht ganz mit derart schraubstockmäßiger Kontrolle, sie wirken leichter, minimal weniger präzise, unbekümmerter. Jeff Lynne und seine Mannen scheinen einen Zahn zugelegt zu haben und scheinen noch etwas weiter im Raum verteilt zu sein als mit der diesbezüglich schon exemplarisch opulent spielenden Amerikanerin. Vom Charakter her passt das ausgezeichnet zu der Vorstufe und ja, man hört die konstruktive Verwandtschaft zwischen Vor- und Endstufe: Das Agile, Variable und Spielerische, das haben sie beide. Gewiss: Wir haben es hier mit einer Kombination zu tun, deren Preis sich stramm auf 15.000 Euro zubewegt, und da darf man klangliche Höchstleistungen erwarten. Die gibt’s: eine großartig natürliche Hochtonzeichnung mit viel Luft nach oben heraus („Sweet Talkin‘ Woman“) fällt auf, und dann ist da dieses Ungestüme, leidenschaftliche, was das Musikhören mit den AECs zu einem außerordentlichen Vergnügen macht. Ich glaube, ich mach diese ELO-Platte mal gründlich sauber und stell sie mal gut weg – die kann man definitiv mal wieder gebrauchen.

Fazit

AEC – ein Hersteller, den kaum einer auf dem Radar hat. Was ein Fehler ist, denn diese Verstärker spielen ungemein angenehm, unbeschwert und unangestrengt.

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: AEC C12 Phono / C24 Mono

Preis: um 14655 Euro

6/2014
Ausstattung & technische Daten 
Garantie (in Jahre)
Vertrieb Audio Int´l, Frankfurt 
Telefon 069 503570 
Internet www.audikron.com 
Abmessungen (B x H x T in mm):
Vorstufe (B x H x T in mm) 483/95/353 
Endstufe (B x H x T in mm) 483/138/330 
Unterm Strich... » AEC – ein Hersteller, den kaum einer auf dem Radar hat. Was ein Fehler ist, denn diese Verstärker spielen ungemein angenehm, unbeschwert und unangestrengt. 
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Autor Holger Barske
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Datum 21.06.2014, 10:29 Uhr
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