Kategorie: Vintage Hifi

Einzeltest: JBL L-26 modifiziert


JBL-Klassiker L-26 (Vintage) – Test und Modifikationen

Vintage Hifi JBL L-26 modifiziert im Test, Bild 1
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Mit der JBL L-100 „Century“ hat alles angefangen – in einer groß angelegten Geschichte haben wir die Box analysiert und eine alternative Weichenbestückung gezeigt. Dieses Mal ist die kleine Schwester L-26 „Decade“ dran

Obwohl „nur“ eine Zwei-Wege-Box, ist die kleinere L-26 alles andere als kompakt: Es gibt einen Zehnzoll-Tieftöner und einen Papier-Konus-Hochtöner, der dem der L-100 zumindest sehr ähnlich ist.  

Wie zu jeder der hier vorgestellten Vintage- Boxen kann ich hier eine Geschichte erzählen: Die beiden L-26 konnte ich für deutlich unter dem heute üblichen Markpreis kaufen. Wie immer waren die Boxen in einem „optisch und technisch perfekten Zustand“. Und wie immer stellte sich heraus, dass die Vorstellungen und Ansprüche des normalen Vintage- Hifi -Benutzers und die meinigen bezüglich des technisch perfekten Zustands auseinander gehen.

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Aber sehen Sie sich selbst die Bilder der Hochtöner an, die zwar beide funktionsfähig waren, doch schon auf den ersten Blick komplett zerknitterte Membranen hatten und auf den zweiten Blick mit völlig falschen Staubschutzkalotten repariert wurden. Nun – immerhin konnte ich mir vom danach verhandelten Preisnachlass zumindest einen Teil der nachgekauften Original- Hochtöner finanzieren. Ich rekonstruiere folgenden „Tathergang“: Durch Party- Einsatz oder einen abrauchenden Verstärker gab es eine massive Überlastung der Hochtöner samt durchgebrannter Schwingspule. Der Reparateur hat dann kurzerhand neue Schwingspulen eingesetzt und dabei die nicht passenden Dustcaps eingeklebt – warum man kein komplettes Reconing-Kit eingesetzt hat, bleibt im Nebel der Geschichte verborgen.   

Der Witz bei der Sache: Ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden verbastelten Boxen im Einsatz gar nicht so schlecht geklungen haben dürften. Wir sehen einen „sanften“ Hochtonverlauf, der tatsächlich sogar etwas ausgedehnter ist als der das Original-HT ist – alles gut also? Nein! Irgendetwas beim Hochtöner passt ganz und gar nicht – okay, man kann jetzt diskutieren, ob man eine Klirrspitze in dem Frequenzbereich unbedingt hört, aber es ist einfach erstens nicht original und zweitens schlecht gemacht.   

Mit den nachgekauften LE25-Hochtönern in der alten Version mit der bräunlichen Sicke sieht es dann schon so aus, wie es aussehen muss Der Frequenzgang ist nicht mehr so breitbandig, dafür aber in Sachen Pegel deutlich besser an den Tieftöner angepasst. Interessanterweise bringt der Schaumstoffring um den Konus nicht nur einen lineareren Verlauf, sondern kostet auch etwas im obersten Übertragungsbereich - nun denn.  

Technik:


Wie gesagt: Der LE25 Konusschassis mit Papiermembran sitzt zur Optimierung des Abstrahlverhaltens inmitten eines Schaumstoffrings. Bereits bei 1 Kilohertz erreicht er seinen vollen Pegel und verabschiedet sich erst bei rund 18 Kilohertz, allerdings in dem Bereich etwas unruhig. In Sachen Klirr würde ich ihn ab 2 Kilohertz einsetzen wollen. Leider ist die Eigenresonanz so ausgeprägt, dass man für eine saubere Weichenabstimmung eingreifen muss.   

Der Tieftöner 125A macht einen souveränen Eindruck, sitzt aber bei der L-26 definitiv in einem zu kleinen Gehäuse – tatsächlich sollte er in einer Standbox mit dem Grundriss der L-26 gut laufen, aber so führt gerade die Reflexabstimmung zu einem deutlichen Buckel. Immerhin liegt dieser aber in einem Bereich unter der normalen Kickbassbetonung, so dass es tatsächlich reicht, die Box geschlossen zu betreiben, um die schlimmsten Dröhneffekte zu vermeiden. Die Schaumstoffsicke bei meinen Exemplaren wurde ordentlich neu gemacht.  

Gehäuse


Machen wir die L-26 einmal auf: Viel zu sehen gibt es im Inneren nicht: Etwas Bedämpfung an den Wänden, das war es auch schon. Das Reflexrohr ist für die erforderliche Länge gebogen. Die Weiche sitzt hinter dem Pegelsteller an der Schallwand und ist nicht ohne buchstäbliche Verrenkungen zu entfernen – macht nichts, die bauen wir ja sowieso neu auf.   

Frequenzweiche


Klanglich am unangenehmsten war bei der L-26 stets eine gewisse Schärfe, die vor allem bei aggressiveren Musikrichtungen schnell auf die Nerven geht, unabhängig vom Pegelsteller des Hochtöners.   

Die originale Frequenzweiche ist nicht ganz so minimal wie die der L-100, die für drei Wege gerade einmal zwei Kondensatoren und zwei Pegelsteller bereithält! Der Hochtöner ist an sich mit einem Filter zweiter Ordnung und dem L-Pad ausreichend beschaltet, wenn da nicht seine hartnäckige Impedanzspitze wäre, um die man sich kümmern sollte. Die wahrhafte Nervensäge ist aber der Tieftöner, der nach einer ausgeprägten Senke um 1,5 Kilohertz zu wahren Höhenflügen in Form einer fiesen Resonanzspitze um 2,3 Kilohertz ansetzt, die auf jeden Fall weg muss.   

Den Wert der originalen Spule habe ich daher um eine Stufe auf 1,2mH vergrößert und parallel zum Treiber einfach einen Saugkreis auf die Resonanz gegeben – zur Not könnte man bei einem etwas betonteren Mitteltonbereich sogar die originale Spule in der Box lassen und einfach parallel zum Treiber den Saugkreis löten.   

Beim Hochtöner habe ich den Wert der Parallelspule verkleinert, um die Flanke steiler zu machen. Auch hier ist ein Saugkreis hinzu gekommen, der den Bereich der Impedanzspitze der Treibers linearisiert und so die Filterwirkung verbessert. Vor allem im Vergleich sieht das deutlich besser aus. Der Phasenverlauf ist immer noch alles andere als traumhaft linear, aber die hier verbleibenden Dreher machen die Chassis selber – im Übernahmebereich sieht es dagegen deutlich freundlicher aus.  

Messungen


Auch, wenn der Frequenzgang nicht sehr gerade aussieht: Ich bin zufrieden. Mit der Senke im Mitteltonbereich muss man ohne noch viel größeren Schaltungsaufwand leben, dafür ist das Rundstrahlverhalten ziemlich gut. Die Grundqualität der Konstruktion kann man am sauberen Wasserfalldiagramm und vor allem an den Klirrmessungen erkennen, bei denen die Werte für 95 Dezibel kaum über denen für 85 Dezibel liegen. Der Impedanzverlauf hat ein Minimum von 4 Ohm und ist damit unkritisch.   

Klang


Und das ist dann auch gleich mal eine ganz andere Box geworden: Statt des nervenden Präsenzbereichs herrscht hier jetzt freundlichen Ausgewogenheit – ja, der Biss ist weg, aber den kann man jetzt immer noch über den Pegelsteller des Hochtöners addieren. Die räumliche Abbildung ist jetzt deutlich klarer und wirkt nicht mehr so verphast-übertrieben wie vorher. Der Bassbereich ist kräftig, aber noch im Rahmen – in kleineren Räumen würde ich die Box aber wirklich schließen. Ansonsten ist die modifizierte L-26 eine echte Spaßmacherin, die vor allem ihre dynamischen Fähigkeiten in die Waagschale wirft.  

Weichenbestückung


 L1: 1,2 mH Luftspule 1,4mm
 L2: 0,22 mH Luftspule 1,0 mm
 L3: 0,22 mH Luftspule 0,7 mm
 L4 0,82 mH Luftspule 0,7 mm
 C1: 12 µF MKP
 C2: 8,2 µF MKP
 C3: 22 µF MKT
 R1: 2,2 Ohm MOX 10 Watt
 R2: 4,7 Ohm MOX 10 Watt
 R3: 8,2 Ohm MOX 10 Watt
 R4: 1 Ohm MOX 10 Watt

Kategorie: Vintage Hifi

Produkt: JBL L-26 modifiziert

Stückpreis: um 150 Euro

7/2022
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Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten:
Hersteller: JBL 
Konstruktion: JBL, Thomas Schmidt 
Funktionsprinzip: Bassreflex 
Bestückung: 1x JBL 125A / 1x JBL LE25 
Nennimpedanz: 8 Ohm 
Kennschalldruckpegel 2,83V/1m: 88dB 
Abmessungen (HxBxT): 61 x 31,4 x 33,7 cm 
Kosten pro Stück: ab 150 Euro in gutem Zustand 
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Autor Thomas Schmidt
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