Kategorie: Verstärker Endstufen

Einzeltest: SPL Performer S1200


Neutralität mit Herz

Endstufen SPL Performer S1200 im Test, Bild 1
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Es gibt Firmen, die man erfinden oder gründen müsste, wenn es sie nicht schon gäbe. SPL ist so eine: grundsympathisch, hochkompetent, mit Produkten die ein tolles Preis-Leistungsverhältnis haben und auch noch in Deutschland entwickelt und hergestellt werden.

Machen wir uns nichts vor, für gewissen Erkenntnisse muss man erst erwachsen werden, so richtig erwachsen. Damit meine ich erst einmal die Lautsprecher von Daniela Manger. Immer, wenn ich sie gehört habe, war ich beeindruckt, hatte absolut nichts an ihnen auszusetzen. Dass mir persönlich etwas gefehlt zu haben scheint, kann ich höchstens daran festmachen, dass ich mir keine gekauft habe. Nur was hat das mit SPL zu tun? Kommt jetzt. Zum ersten Mal gemeinsam habe ich SPL-Elektronik und Manger P2 Lautsprecher vor drei Jahren auf dem Analogforum in Krefeld gehört. Und da hat es so richtig klick gemacht, die roten Amps machten aus der P2 das Gesamtkunstwerk, auf das ich anscheinend gewartet habe, gaben ihr das gewisse Etwas.

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Kein Wunder, dass die Firmen seither eng zusammen arbeiten und ich mich auf den Test der brandneuen Performer S1200 Endstufe irre gefreut habe. Sound Performance Lab, kurz SPL, entwickelt seit 1983 Audiogeräte für unterschiedlichste Bereiche. Aktuell sind das vier: Mastering, Studio, plugins und Professional Fidelity, womit die HiFi-Sparte gemeint ist, mit der SPL beachtliche 25% ihres Umsatzes erzielt. Im Vergleich macht die ähnlich strukturierte amerikanische Firma Manley gerade mal 1/10 mit HiFi. Auf der SPL-Website finde ich dann einen bemerkenswerten Satz, der den Charakter der Firma bestens erfasst:“ Experimentieren und Hören ist uns wichtiger als zu entwickeln, wie es im Buch steht.  

Die erste Endstufe der Professional Fidelity Serie war vor etwa fünf Jahren die Performer S800, danach kamen die M1000 Monos auf den Markt. Auf ihnen basiert die neue Performer S1200. Alle Geräte werden in Niederkrüchten am schönen Niederrhein wie oben zitiert entwickelt und gebaut. SPL hat technisch ein Alleinstellungsmerkmal, dass die Niederrheiner VOLTAiR nennen. Startpunkt dafür war ein Auftrag der Galaxy Studios in Belgien vor 20 Jahren. Galaxy ist eines der europaweit führenden Studios für Musik und Ton und die bestellten eine Mastering-Console bei SPL. Gewünscht waren maximale Neutralität und Rauschfreiheit. Und da es für die Schaltung, die er anvisierte, keine passenden, sprich entsprechend belastbaren OpAmps gab, entwickelte SPL-Mitgründer Wolfgang Neumann kurzerhand einen eigenen, diskret aufgebauten OpAmp. Dazu gleich noch mehr.  

Wie erwähnt, setzt die neue 1200S setzt auf den M1000 Monos auf, im Grunde handelt es sich um deren Stereoausführung. Und genau wie da haben wir es mit einer zweistufigen Gegentakt- A/B-Transistorendstufe mit hoher Leistung und lokalem Feedback zu tun. Begünstigt wurde die Entwicklung durch die Erfahrung mit den Monos und die Verwendung von THT-Platinen, die das Tauschen von Bauteilen erleichtern. Und doch brauchte die S1200 ihre Zeit, denn wie eingangs beschrieben ist neben dem Machen das Hören bei SPL ganz entscheidend und dabei werden alle Mitarbeiter eingespannt, nehmen Prototypen mit nach Hause und bringen ihre Erfahrungen mit in die Entwicklung ein. Die VOLTAiR-Eingangsstufe ist der technisch spannendste Teil der Endstufe. Typische OpAmps arbeiten mit +/-15VDC und sind nicht für höhere Spannungen geeignet, die hier aber gewünscht sind. Die dafür entwickelten SPL-OpAmps haben mit +/-60VDC im Mittel einen um 50% größeren Aussteuerungsbereich (Headroom) bereits vorne in der Eingangsstufe und können im übertragenen Sinn wesentlich entspannter aufspielen. Im Fall der S1200 sind es in der Ausgangsstufe übrigens sogar +/-80VDC. So können es sich alle Bauteile an ihren optimalen Arbeitspunkten gemütlich machen und müssen nicht ständig in ihren Grenzbereich fahren. Dadurch verringern sich auch Rauschen und Verzerrungen und die Dynamik steigt. Zudem verwendet SPL hier ausschließlich lokales Feedback, wie mir Entwickler Bastian Neu bestätigte, wodurch die SPL-VOLTAiR-Technologie ihre volle Performance ausspielen kann. Und wenn das nun alles so toll ist, warum macht das nicht jeder? Neu grinste bei unserem Zoom-Meeting: weil es sich für HiFi-Zwecke nicht lohnt und SPL ihre OpAmps nicht weiter verkauft. Zur Orientierung: alleine im SPL-PQ Equalizer arbeiten etwa 90 Stück davon. Nur so 83 ein OpAmp alleine macht noch keine Musik, entscheidend ist wie immer die sorgfältige Abstimmung von Schaltung und Bauteilen.  

Nachdem die Eingangsstufe die Spannungsverstärkung übernommen hat, darf sich die Ausgangsstufe um den Strom kümmern, wofür sechs bipolare Transistoren pro Kanal sorgen. Durch diese Trennung von Spannungs- und Stromverstärkung werden Rückkopplungen vom Lautsprecher auf die Eingangsstufe praktisch ausgeschlossen. Das Netzteil arbeitet mit vielen kleinen Kapazitäten, was nach meiner Erfahrung klangliche Vorteile bietet, da sie sich schneller laden und entladen können als wenige große Elkos. Gesiebt werden beide Kanäle gemeinsam, der Trafo gleicht bis auf die angepassten Spannungen dem aus den großen M 1000 Monos. Die Eingangsempfindlichkeit kann in insgesamt elf 0,5db-Schritten angepasst werden, um Vorstufen oder weitere Endstufen anpassen zu können, ich brauchte hier nicht zu drehen. Da das Gehäuse aufgrund des „Formfaktors“ als Stereoendstufe, wie Marketingchef Sascha Flocken ausführte, kompakt bleiben sollte, arbeiten im Inneren sechs Ventilatoren, die meist arbeitslos sind, da 90 % der Abwärme über fette Kühlkörper abgeleitet wird. Sollte die Hörsession länger und laut werden, setzen die Fans prozessorgesteuert mit gerade mal 19 dB(A) wirklich leise ein. Ich konnte sie nicht zum Arbeiten bringen, nur beim Einschalten drehen sie kurz hoch, um – festhalten bitte – die Bauteile von Staub zu befreien. Ist das mal schlau?  

Und wie klingt die Performer S1200? Der Studiobezug von SPL könnte einen vielleicht auf die falsche Fährte eines nüchternen Studiosounds führen. Aber wie ich schon eingangs durch meine Manger-Geschichte angedeutet habe, spielt so ein SPL-Verstärker alles andere als nüchtern. Um die Signatur der Performer S1200 einordnen zu können, brauchte ich ein wenig, da sie so frei von Artefakten spielt. Nachdem ich schon viele Stunden mit größter Freude gehört hatte, wurde es mir dann klar: das ermüdungsfreie Langzeithören ist eine ihrer größten Stärken. Dazu kommt ein bemerkenswert freier, sauberer Mittelhochtonbereich, der wie eine gut geputzte Scheibe wirkt. Und ein extrem gut konturierter, staubtrockener Bass – dem hohen Dämpfungsfaktor sei Dank - der dazu noch farbig ist.  

Meine Lieblingsscheibe von Nick Cave And The Bad Seeds ist „Nocturama“. Auf „Wonderful Life“ schält sich Caves Stimme eingewoben in eine irre Detailfülle hypnotisch wie aus einer holographischen Abbildung aus dem Geschehen heraus – magisch. Und bei den wilderen, dichteren Stücken wie „Dead man in my bed“ ist die Performer S1200 wirklich „on fire“, gibt Gas mit einem Drehmoment, das endlos zu sein scheint. Und auf „Bring it on“ versetzt mich die furztrockene, extrem präsente Basslinie in Begeisterung Ausflippen: wie knackig und saftig ist das denn? Und dann setzt diese schräge Geige von Warren Ellis ein, Manometer, ich komme mir wie in einem Clubkonzert nur für mich vor und muss mal etwas runterkommen. Mit klassischer Klavier- oder Kammermusik fällt mir der exemplarisch saubere Mitteltonbereich besonders positiv auf. Und bei Gregory Porters eigentlich wunderschönem Album „Liquid Spirit“ zeigt die SPL halt auch, wie seltsam komprimiert die Aufnahme ist. Trotzdem verhilft sie Porters Stimme zu ihrem Recht - das muss ein Verstärker erst einmal hinbekommen.

Fazit

Sachen, die Freude machen, so könnte man SPL-Produkte fassen, weil sie als Empfehlung für gute Freunde taugen. Für mehr also 90% der Lautsprecher des Weltmarkts eine sichere Bank mit Langzeittauglichkeitsgarantie und jeder Menge großem Hörspaß. Einfach Mega!

Kategorie: Verstärker Endstufen

Produkt: SPL Performer S1200

Preis: um 6500 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


12/2021
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
SPL Performer S1200

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Bewertung 
Klang 70%

5 von 5 Sternen

Labor 15%

5 von 5 Sternen

Praxis 15%

5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Stereo-Endstufe 
Vertrieb SPL Electronics, Niederkrüchten 
Telefon +49 (0) 2163 98340 
Internet www.spl.audio.de 
Ausstattung
Maße (inkl. Füße / B x H x W in mm) 278/205/375 
Gewicht (in Kg) 25,1 kg 
Line Ein- & Ausgang Neutrik XLR, symmetrisch, Cinch 
Eingangsimpedanz 20 kOhm 
Eingangs-Trimming 0 dB bis -5,5 dB in 0,5 dB-Stufen 
Eingangsempfindlichkeit +12,5 dBu 
Ausgangsleistung (Sinus bei 1 kHz) 2 x 550 W an 2 Ohm; 2 x 520 W an 4 Ohm; 2 x 300 W an 8 Ohm 
Ausgangsspannung 160 V Peak-to-Peak; 54,6 V RMS 
Ausgangsimpedanz < 0,031 Ohm, 20 Hz bis 20 kHz 
Dämpfungsfaktor > 290 bei 1 kHz und 8 Ohm 
Frequenzgang: 10 Hz bis 80 kHz 
Rauschabstand: > 118 dB (breitband, unbewertet, bezogen auf Vollleistung); > 123 dB (A-bewertet) 
Verstärkung 26 dB 
Harmonische Verzerrungen < 0,04% bei 1 kHz, an 2 x 300 W, 8 Ohm; < 0,09 % bei 1 kHz, an 2 x 520 W, 4 Ohm; < 0,09 % bei 1 kHz, an 2 x 550 W, 2 Ohm 
Interne Betriebsspannung Ja /- 60 V 
Stand-By Stromaufnahme 0,3 W 
Anschlüsse: 2 Paar vergoldete Anschlussklemmen mit ø 4 mm Kabeldurchführung (schraubbar) und Bananenklemme 
Preis/Leistung sehr gut 
+ hochwertiges Design und Haptik 
+ hervorragender Klang 
+/- + hohe Leistung 
Klasse Referenzklasse 
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Autor Christian Bayer
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Datum 26.12.2021, 10:01 Uhr
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