Nein, natürlich hat sich Transrotor nicht dem Bösen verschrieben - aber wenn jemand einen Plattenspieler schon „Dark Star“ nennt, dann muss er damit rechnen, dass er bei dem einen oder anderen Science-Fiction-Verrückten in der Redaktion gewisse Assoziationen erweckt
Mitspieler
Tonabnehmer:Â
Transfiguration PhoenixÂ
Miyabi StandardÂ
Goldring 2200Â
Benz ACE LPhonoverstärker:Â
Leema AgenaÂ
MalValve Preamp Three PhonoÂ
PS Audio GCPH modifi ziertVerstärker:Â
Malvalve Preamp Three Line undPower Amp ThreeÂ
Audio Research LS17 und VS60Lautsprecher:Â
Lumenwhite AquilaÂ
Harbeth P3ESR
Gegenspieler
Plattenspieler:Â
Transrotor Fat Bob mit SME 309Â
Feickert Analogue WoodpeckerAls Macht im Plattenspielerbau kann man Transrotor mit Fug und Recht bezeichnen - seit 1971 baut und vertreibt Jochen Räke unter seinem Markennamen edle Schallplattenspieler - eine halbe Ewigkeit. Seine dunkle Seite zeigt uns der Dark Star buchstäblich auf den ersten Blick: Noch nie gab es einen Transrotor, der fast ausschließlich in Schwarz gehalten war und an dem es auf den ersten Blick so wenig Metall zu finden gab.
Nicht, dass es die Metallteile nicht gäbe - unter der mattschwarzen Oberfläche verstecken sich reihenweise penibel genau gefertigte Drehteile, die ganz in der großen Maschinenbau-Tradition des Bergisch-Gladbacher Unternehmens stehen. Aber zurück zu dem dunklen Material: Man wollte im bergischen Land einfach etwas Neues versuchen - der Kontakt zu einer spezialisierten Kunststoff-Fabrik brachte das Material Polyoxymethylen, kurz POM ins Spiel. Zumindest Teller aus diesem „Wunder-Kunststoff“ haben wir in letzter Zeit öfter gesehen - auch in dieser Ausgabe. Bei Transrotor ist man den Weg konsequent zu Ende gegangen und hat gleich einmal den kompletten Dark Star schwarz gemacht - POM lässt sich übrigens beliebig färben, für Schwarz entschied man sich wegen des hohen beigemischten Anteils an Graphit. Der Dark Star Reference unterscheidet sich als Laufwerk übrigens in keiner Weise vom normalen Dark Star - man hat dem Basismodell lediglich eine exakt passende und separat höhenverstellbare Basis mitgegeben, so dass sich der Gesamtpreis für das recht beeindruckende Gesamtbauwerk auf 2.790 Euro beläuft. Für den gebotenen Materialaufwand - und seien wir einmal ehrlich, auch den Prestigefaktor - sicher nicht zu viel. Die vermeintlich viersäulige Konstruktion entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als optische Täuschung: Ja, die Sockelplatte hat vier einzeln verstellbare Füße, nein, der Plattenspieler hat keine vier, auch wenn es so aussieht. Peilt man seitlich auf den Dark Star, sieht man, dass die Tonarmbasis frei schwebt und der Motor gar keine Verbindung zum Rest des Spielers hat, außer über den Riemen natürlich. Dafür gibt es einen versteckten dritten Standfuß hinten in der Mitte - eine optisch geschickte Maßnahme gegen die Weiterleitung von Trittschall und Vibrationen an die klanglich empfindlichen Stellen. Die Motordose hat die von Transrotor bekannte Form, ist aber auch aus POM gefertigt - zumindest von außen. Dreht man den Antrieb einmal um, dann blickt man auf ein massives Messing-Drehteil, auf dem der Motor montiert ist - so ganz will man bei Transrotor dann doch nicht vom Metallbau abrücken. Der Motor kann über das Standard-Steckernetzteil betrieben werden - dann bedeutet ein Geschwindigkeitswechsel Riemen umlegen. Komfortabler wird’s mit der Motorsteuerung Konstant Studio, die einfach anstelle des Standardnetzteils eingesetzt wird -nochmals verbesserte Gleichlaufwerte und eine elektronische Umschaltung der Geschwindigkeit sind der Lohn. Die Investition von 420 Euro in die passend in Schwarz gehaltene Elektronik ist eine Überlegung wert - die Wiedergabe gewinnt in jedem Fall an Straffheit und Durchzugskraft. Was für die metallenen Bestandteile der Motordose gilt, gilt natürlich auch für das Tellerlager, in dem sich ein Edelstahldorn in einer Lagerbuchse aus Messing auf einer gehärteten Stahlkugel dreht - bekannte und extrem solide Technik. Der Teller wird einfach auf den Kragen des Lagerdorns aufgesetzt. In den Boden des POM-Tellers hat man die transrotoreigenen konzentrischen Ringe eingefräst, um das Resonanzverhalten des Tellers zu optimieren. Auch in Bergisch Gladbach hat man sich mittlerweile entschieden, die Tonarme für die Einstiegs- und Mittelklasse bei Jelco in Japan zu beziehen - einem der erfahrensten Tonarmhersteller der Welt. Der TR800 gelabelte Neunzöller hat eine klassische S-Form und verfügt über ein SME-Bajonett, so dass der Systemwechsel samt Headshell blitzschnell erfolgen kann. Vormontiert bei unserem Dark Star Reference ist ein Goldring 2200, eines der vorzüglichen neuen MM-Systeme des britischen Herstellers. Der Trend geht inzwischen eindeutig hin zum möglichst weit vormontierten Komplettgerät, das heißt, der Dark Star Reference muss an sich nur noch aufgestellt und nivelliert werden. Teller drauf, Riemen dran und das Auflagegewicht samt Antiskating eingestellt, fertig ist der nachtschwarze Dreher. Gespannt waren wir natürlich auf den klanglichen Aspekt, den die fast komplette Umstellung eines Transrotors auf Kunststoff bringen sollte - gegenüber unserem Redaktions-Fat-Bob ein auch optisch radikaler Kurswechsel: Auf der einen Seite auf spiegelnden Hochglanz poliertes Metall, auf der anderen Seite nachtschwarze Oberflächen - fast wie das klassischen Duell des guten Helden gegen den schwarzen Ritter in zahllosen Mittelalter-Streifen. Nun, einen Bösen gibt es wie gesagt unter den Transrotoren nicht - die Dreher sind beide sehr, sehr gut. Am Ende die Nase vorn behalten hat unser großer Fat Bob, der mit seinem Drei-Motoren- Antrieb und Riesenteller in Sachen Bassgewalt und Durchzug die Nase knapp vorn behält, den Dark Star Reference aber verdammt nah an sich heranlassen muss. Um den Unterschied zwischen den beiden Drehern auf einen Nenner zu bringen: Der Fat Bob klingt etwas kantiger, schärfer, während der Dark Star Reference einen Hauch gefälliger, runder musiziert. Platt ausgedrückt ist das die klangliche Äquivalenz zum optischen und haptischen Unterschied zwischen den beiden Drehern. Bitte nicht falsch verstehen: Auch der Dark Star ist beileibe kein Langweiler - er marschiert im Bass grandios, er verfügt in hochdynamischen Passagen über ein großartiges Timing und feuert Tieftonimpulse ansatzlos und trocken in den Hörraum. Sein Timbre über den ganzen Frequenzbereich ist neutral und ausgewogen mit einem gehörigen Schuss Glanz in den Höhen. Trotz des minimal dunkleren Timbres steht der Dark Star in Sachen Detailliertheit, Räumlichkeit und Trennschärfe seinem Aluminiumkollegen in nichts nach. Dazu kommt ein schwer zu beschreibender analoger Charme, den er gerade bei länger andauernden Hörsessions für sich in die Waagschale werfen kann - will heißen: Er nervt nicht, selbst bei Lautstärken, die das Gesundheitsamt als bedenklich einstufen würde. Das 2200 von Goldring erweist sich dabei als glückliche Kombination - es ist in Sachen Feinauflösung sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, spielt aber mit der Laufwerks-Tonarm-Kombination schön frei auf. Tonal wird es dann mit dem zum Quervergleich immer wieder herangezogenen Benz ACE L auch gar nicht großartig anders - punkten kann das deutliche teurere MC in Sachen Grobdynamik und Detailgenauigkeit. Ein interessanter und in vielen Fällen sogar willkommener Nebeneffekt tritt übrigens bei kritischen MC-Systemen auf, die im Hochtonbereich eine Resonanz aufweisen und dadurch oft zu spitz klingen. Die dunklere Klangausrichtung des Dark Star Reference fängt diese unangenehme Überbetonung recht gut ab und „erzieht“ den Tonabnehmer zu einer deutlich zivileren Spielweise, ohne dass das System in seinen Qualitäten erschlagen wird. Ein Wort noch zum Unterschied zwischen dem Reference und dem normalen Dark Star, den wir durch einfaches Weglassen der Basisplatte herstellen konnten: Tonal konnten wir keinen wirklich hundertprozentig festlegbaren Unterscheid festmachen, allerdings arbeitet die Reference- Version Details noch etwas feiner heraus, was vor allem daran liegt, dass der ganze Hintergrund, vor dem sich die musikalischen Ereignisse abspielen, noch etwas schwärzer und tiefer wirkt. Dies kommt natürlich auch dem gefühlten Gesamtdynamikumfang zugute, weswegen wir dem anspruchsvollen Hörer nicht nur aus optischen Gründen das große Besteck empfehlen.
Fazit
Der erste (fast) komplett aus POM gefertigte Transrotor ist kein Glücksschuss, sondern ein sorgfältig geplanter Volltreffer. Er spielt auf demselben Niveau wie seine mindestens gleich großen Kollegen, besitzt eine ganz eigene Note und bietet in jeder Ausstattungsstufe sehr viel Plattenspieler fürs Geld.