Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Transrotor Massimo Nero TMD / TRA Studio 12“


Die perfekte Basis

Plattenspieler Transrotor Massimo Nero TMD / TRA Studio 12“ im Test, Bild 1
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Moment, Moment – den hatten wir doch schon mal? Ist das nicht ein Transrotor Massimo, der sich schon seit Jahren in den Köpfen all derer festgesetzt hat, die Laufwerke dieser Bauart schätzen?

Nicht ganz. Besagter Ur-Massimo hat zwar nach wie vor einen Stammplatz im Lineup des Bergisch Gladbacher Laufwerks- und Tonarmproduzenten, der kostet allerdings über 11000 Euro. Was für das Budget der meisten potenziellen Interessenten vermutlich etwas deftig sein dürfte. So schön die Transrotor-typische hochglanzpolierte Aluminiumoptik auch sein mag, so sehr die erklecklichen trägen Massen dem Laufwerk auch Ruhe und Frieden spendieren mögen. Der Massimo Nero ist nicht nur – wie der Name schon andeutet – schwarz, sondern auch eine etwas schlichter gehaltene Konstruktion als sein großer Bruder, dafür aber auch erheblich günstiger: Bei 4300 Euro (ohne Tonarm und System) geht’s los, und das ist schon mal eine ganz andere Hausnummer. A propos Tonarm: Auch da gäb’s Neues zu vermelden, was sich auch gleich physisch auf unserem Testlaufwerk niedergeschlagen hat: der brandneue TRA Studio 12“ ist da.

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Und Sie vermuten zu Recht, dass es sich dabei um die Zwölf-Zoll-Variante des bewährten TRA Studio 9“ handelt. Dazu später mehr.  


Historisches


Vermutlich ist Ihnen ohnehin klar, warum die Massimo- Modelle so aussehen, wie sie aussehen: Sie sind letztlich Transrotor-Interpretation des klassischen Micro Seiki RX-1500 aus den späten Siebzigern. Spätestens mit dem Erscheinen des aus gleichem Hause stammenden TechDAS Air Force III hat die Bauform ein regelrechtes Revival erfahren und da verwundert es nicht, dass diverse Hersteller ihre eigenen Vorstellungen des Themas realisiert haben. Was im Detail bedeutet: Man nehme eine kompakte quadratische Laufwerksgrundplatte, die den Teller nur unwesentlich überragt und montiere an allen vier Ecken massive Metallzylinder, an denen sich äußerst flexibel Tonarmausleger befestigen lassen – und zwar maximal vier Stück. Für Zeitgenossen, die eine ganze Reihe von Tonarmen und Abtastern beherbergen, eröffnet diese Lösung ganz neue Perspektiven. Sage ich als jemand, bei dem täglich ein solcher Air Force III mit vier Tonarmen im Einsatz ist. Hüben wie drüben ist Riemenantrieb das Gebot der Stunde – bei Transrotor sowieso, man hat dort in der langen Firmenhistorie nichts anderes gebaut als Plattenspieler, die mit einem oder mehreren dünnen Gummiriemen angetrieben werden.   

Materialwahl


Kommen wir zum Kapitel „Nero“. Jenes liegt in der Wahl des Baumaterials für Zarge und Teller begründet: POM, Polyoxymethylen, auch als „Delrin“ bekannt. Jener Kunststoff, der Acryl als Lieblingskunststoff für die Plattenspielerherstellung schon lange den Rang abgelaufen hat und mit für diese Anwendungen perfektem Dämpfungsverhalten, hoher Maßhaltigkeit und bester Bearbeitbarkeit glänzt. Und obwohl es POM auch in anderen Farben gibt, wird es „bei uns“ praktisch ausschließlich in schwarz eingesetzt.  

Aufbau


Die rund vier Zentimeter dicke Laufwerksbasis ruht auf vier in der Höhe verstellbaren Edelstahlfüßen, die Entkopplung zum Unterbau besorgen eingelegte Silikonringe. Eine satt dimensionierte Gewindestange dient als Aufnahme und bildet gleichzeitig die Basis für die Verschraubung der Armbasen. Jene ist eine zwei Zentimeter starke POM-Platte, die über eine versenkte Mutter unverrückbar festgeklemmt wird. Den oberen Abschluss bildet ein verschraubter Edelstahldeckel. Die Konstruktion ist extrem flexibel – schon deshalb, weil man den Einbauabstand des Tonarms einfach durch Verschwenken der Basis einstellen kann. Wenn ich nicht schon mit einem Laufwerk in diesem Stil gesegnet wäre, würde ich den Massimo Nero definitiv in die engere Wahl ziehen, weil das Anfertigen von Basen für noch so abstruse Tonarmkonstruktionen schön einfach ist. Exakt in der Mitte der Basis ist das Tellerlager verbolzt, es kommt das berühmte TMD-Lager von Transrotor zum Zuge. 

Plattenspieler Transrotor Massimo Nero TMD / TRA Studio 12“ im Test, Bild 9
Unter dem TMD-Lagerblock kommt eine fein polierte Achse samt Keramikkugel zum Vorschein
Wir erinnern uns: Es handelt sich dabei um eine zweiteilige Konstruktion, die auf einer gemeinsamen Achse sitzt. Die Kopplung zwischen An- und Abtriebsseite erfolgt dabei ausschließlich über eine magnetische Kopplung, die gerade so „weich“ eingestellt ist, dass sie sämtlich eventuell verbliebenen Vibrationen des Antriebs wegfiltert. Der imposante Plattenteller wird über den Lagerblock gestülpt, was für einen schön tiefen Schwerpunkt sorgt. Der Antrieb erfolgt transrototypisch über einen nahtlosen Rundriemen an der Außenseite des unteren Teils des Lagers. Der Motor steht links neben dem Laufwerk. Die ordentlich schwere „Dose“ beinhaltet einen kräftigen Synchronmotor, dem die externe Steuereinheit „Konstant eins“ vorgeschaltet ist. Jene besorgt die fein aufbereiteten Sinusschwingungen, die den Motor auf Trab bringen. Die Drehzahl lässt sich für 33 und 45 Umdrehungen getrennt fein einstellen. Dafür liegt eine Stroboskopscheibe bei, die Wekzeug- und Zubehörausstatung des Massimo Nero lässt ohnehin keine Wünsche offen.  

Der Tonarm


Der TRA Studio 12“ ist die lange Version des „kleinen“ Transrotor-Tonarms. Mit 4350 Euro ist er kein ganz billiges Vergnügen, was in Relation zum mächtigen Plattenspieler zumindest eine Augenbraue kurz nach oben wandern lässt.

Plattenspieler Transrotor Massimo Nero TMD / TRA Studio 12“ im Test, Bild 5
Mit 14 Gramm landet der TRA Studio 12“ in einer sehr universellen Gewichtsklasse
Mit einer effektiven Masse von 14 Gramm gehört der Neue noch nicht zu den wirklich schweren Armen, was die Kompatibilität mit einer Vielzahl von Abtastern gewährleistet. Seine Konstruktion ähnelt in vielen Punkten dem großen Bruder und wurde nur hier und da etwas abgespeckt: Die Gegengewichtskonstruktion geriet etwas schlichter, ist aber trotzdem, je nach Tonabnehmer, mit Zusatzgewichten anpassbar. Das Tonarmrohr ist nunmehr einteilig, die van den Hul-Innenverkabelung etwas schlichter. In Sachen Flexibilität und Handling ist der Arm ein Traum; natürlich erlaubt er die Justage von Azimut (das Headshell ist verdrehbar) und VTA (geklemmter Schaft, Feineinstellung mittels zweier einschraubbarer Gewindestifte). Hinzu gesellen sich ein magnetisches Antiskating und ein fest mit dem Arm verbundenes Anschlusskabel – WBT-Stecker inklusive. Einstellschablone? Liegt in Form einer schlichten, aber funktionalen Pappvariante bei. Genau so wie eine Lehre zu Justage von Azimut und VTA.  Unser Testgerät kam mit einem vormontierten MC vom Typ Transrotor Figaro, dass wir schon seit 2015 kennen und überaus schätzen. Kostet einzeln übrigens 2500 Euro, beim Erwerb eines Paketes aus Laufwerk, Arm und Tonabnehmer sind aber erfahrungsgemäß interessante Paketpreise machbar.   

Klang


Okay. Möglicherweise habe ich mich geirrt. Vielleicht klingt das Album zur Serie „Daisy Jones And the Six“ gar nicht so sanft, wie ich‘s in der Rezension hinten im Heft noch behauptet habe. Das hier nämlich, das geht ernsthaft nach vorne und präsentiert sich mit einem kochentrockenen Tieftonbereich, bei dem von mangelnder Substanz keine Rede sein kann – im Gegenteil. Mit dem Standard-100-Ohm-Abschluss ist mir das Ganze obenherum immer noch etwas zu friedlich, hier verschaffen 470 Ohm die nötige Transparenz. Welcher Komponente auch immer es geschuldet sein mag - es klingt offen, schnell und kräftig. Die beiden Gesangsstimmen stehen genau da, wo ich sie auf dem Bildschirm gesehen habe, wenn die Effektmaschinerie sie nicht frei durch den Raum wabern lässt. Man hört ganz deutlich, wie sich das Figaro langsam eingroovt. Seine Abbildung wird immer stabiler, die Mitte immer ausgeprägter, es tönt sehr schön crisp. Ein bisschen Jazz gefällig? Wir lauschen „The Soul Of Ben Webster“ und versinken im romantischen Spiel des Tenorsaxofonisten. Sein Spiel hat Strahlkraft und Wucht, die Begleitmannschaft – allen voran Harold Ashby – geht die Intensität perfekt mit. Die Kraft ist da, der Ausdruck, die Emotion auch, alles fein voneinander separiert. Die Transrotor-Kombi macht das absolut ausgezeichnet. Klar habe ich das Figaro mal auf den Air Force geschraubt. Interessanterweise waren die Differenzen nicht sehr groß. Auf dem Japaner und unter dem Headshell des Reed 1X wirkt das Ganze noch minimal farbiger und mit etwas mehr Luft gesegnet, aber die tonale und dynamische Verwandtschaft ist größer als das, was beide Dreher unterscheidet. Ich kehre also beruhigt zum Transrotor zurück und gebe mich mit großem Vergnügen dem immer noch handwerklich exzellenten Geradeaus- Rock von Wishbone Ash hin, der über diese Kombi perfekt aufgeräumt, ja fast audiophil klingt. Großartiger Plattenspieler! 

Fazit

Transrotors Multitalent erweist sich nicht nur als perfekte Spielweise für Anwender mit größerer Vinyl-Spielweise, sondern als klanglich sehr potent: kräftig und gut konturiert im Bass, mit stabiler Raumabbildung und feiner Hochtonzeichnung.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Transrotor Massimo Nero TMD / TRA Studio 12“

Preis: um 4300 Euro

5/2023

kräftig und gut konturiert im Bass, mit stabiler Raumabbildung und feiner Hochtonzeichnung.

Transrotor Massimo Nero TMD / TRA Studio 12“

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Räke HiFi, Bergisch Gladbach 
Telefon 02202 31046 
Internet www.transrotor.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 570 x 190 x 360 mm 
Gewicht (in Kg) ca. 20 kg 
Unterm Strich ... Transrotors Multitalent erweist sich nicht nur als perfekte Spielweise für Anwender mit größerer Vinyl-Spielweise, sondern als klanglich sehr potent: kräftig und gut konturiert im Bass, mit stabiler Raumabbildung und feiner Hochtonzeichnung. 
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