Die Norddeutschen HiFi-Tage finden 2025 im Hotel Le Méridian Hamburg direkt an der Alster statt. Am 01.02.2025, von 10–18 Uhr und am 02.02.2025, von 10–16 Uhr können Interessierte bei freiem Eintritt durch die Vorführungen und Showrooms schlendern.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenFür die Älteren unter uns gehören diese Lautsprecher zu den ersten jugendlichen Audiowunschträumen, wie zum Beispiel das Klipschorn oder die Electro Voice Sentry III. Für alle anderen könnte dieser besondere Lautsprecher eine echte Überraschung werden.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Pro-Ject RPM 10 Carbon / Ortofon Cadenza Blue
Kombinationslehre
Keine Frage: Auf dem Markt für bezahlbare Plattenspieler ist der österreichische Hersteller Pro-Ject das Maß der Dinge. Aber wussten Sie, dass es dort auch richtige Großkaliber im Programm gibt?
Der neue Plattenspieler darf 300 bis 400 Euro kosten? Da greift man heutzutage schon fast reflexartig zu einem Pro-Ject Essential oder Debut. Der Erfolg von Heinz Lichteneggers Unternehmen gründet sich zu großen Teilen auf seinem Engagement in den bezahlbaren Preisklassen. Klar, Erfahrungen im hochwertigen Segment gibt’s natürlich auch, sehen Sie sich mal das riesige Pro-Ject-Portfolio an. Und dann gibt’s ja auch noch Lichteneggers Gattin, ihres Zeichens Chefin von EAT, und ganz bestimmt findet – vermutlich in beide Richtungen – dort auch ein Technologietransfer statt. Wir beschäftigen uns heute mit einem Pro-Ject RPM 10 Carbon und ließen uns vom Vertrieb gleich einen passenden Tonabnehmer in Gestalt des Ortofon Cadenza Blue montieren.
Macht in Summe ein über 35 Kilogramm schweres Plattenspielermonument, das auch höchsten Ansprüchen an die Wiedergabequalität gerecht werden sollte. Der Plattenspieler kostet ohne Tonabnehmer äußerst faire 3140 Euro; das Cadenza Blue alleine liegt bei 1.600 Euro. Die Preis-pro-Kilogramm-Wertung gewinnt der Pro-Ject definitiv. Dröseln wir zunächst die Typenbezeichnung auf: „RPM“ weist das Gerät als eines aus, das mit einer minimalistischen Zarge ausgestattet ist. Die 10 steht für den zehn Zoll langen Tonarm (dessen aktuelle Variante „Evolution“ heißt), „Carbon“ steht für den Werkstoff Kohlefaser, der die Optik dieses Modells dominiert. Das mit der reduzierten Zarge stimmt zwar, Armaufnahme und Tellerlager stecken in einer minimalistisch tropfenförmigen Platte, aber das ist nicht die ganze Wahrheit: Integraler Bestandteil des Plattenspielers ist eine ziemlich ausladende Unterstellbasis, die mit 50 mal 40 Zentimetern erstens ausladend und mit 14,5 Kilogramm zudem mächtig schwer ist. Konsequent ist es allemal, so einen Unterbau ins Konzept zu integrieren, Plattenspieler reagieren auf Anregungen über die Stellfläche bekanntermaßen recht deutlich. Die Basis besteht aus einem mit Metallschrot gefüllten MDF-Kern, die Oberfläche ist mit leichten und harten Kohlefaserplatten beschichtet. Das sieht nicht nur gut aus, sondern beeinflusst die Struktur auch akustisch in eine wünschenswerte Richtung. Die Besonderheit jedoch steckt an der Unterseite: Vier Magnetfüße entkoppeln die Platte effektiv vom Unterbau. Die Dämpfung ist fest voreingestellt, die Höhe der Füße auch: Pro-Ject empfiehlt, den RPM 10 Carbon von vornherein auf einen waagerechten Unterbau zu stellen, auch wenn das Laufwerk selbst über höhenverstellbare Füße verfügt. Die tropfenförmige Laufwerkszarge ist ähnlich aufgebaut wie die Unterstellbasis: MDF, Metallschrot und eine Carbonplattierung sind auch hier die entscheidenden Komponenten. Besondere Beachtung verdient das Tellerlager: Auf den ersten Blick handelt es sich um ein ganz gewöhnliches invertiertes Lager mit polierter Stahlachse und Keramikkugel, wenn da nicht der Metallring unten in der Basis wäre: Da nämlich ist ein leistungsfähiger Ringmagnet aus Neodym, zu dem es einen abstoßend montierten Gegenpart an der Tellerunterseine gibt. Magnetlager? Ja, aber ein einstellbares: Man kann die Höhe der Lagerachse einstellen und damit bestimmen, ob und in welchem Maße der Teller nur vom Magnetfeld oder auch von der Lagerkugel getragen wird. Der Hersteller spricht von einem magnetisch unterstützten Lager und diese Betriebsart ist auch die angedachte. Die Stellschraube für die Achse ist ohne größere Klimmzüge per Schraubenschlüssel zugänglich, so dass man das Lager sogar im laufenden Betrieb einstellen kann. Stülpen wir als Nächstes den imposanten Teller über die Achse: Das gewichtige Aluminiumdrehteil ist an der Unterseite mit einer Nut ausgestattet, die mit einem dämpfenden Elastomer namens „TPE“ gefüllt ist. Das ist ein weiches gummiähnliches Material, das sich ein bisschen wie Sorbothan anfühlt, aber wohl keins ist. Die hochdämpfende Wirkung indes ist vergleichbar. Dazu gesellt sich eine fest mit dem Teller verklebte, vier Millimeter starke Matte aus Vinyl, auf der die Platte zu liegen kommt. Gibt in Summe einen akustisch mausetoten, mit erklecklichem Trägheitsmoment gesegneten Plattenteller. Das Wundermaterial kommt auch in den drei verstellbaren Aluminiumkegeln zum Einsatz, auf denen der Laufwerkskörper steht. Angetrieben wird das Ganze von einem elektronisch gesteuerten Motor, der links hinten auf der Grundplatte steht. Er ruht – magnetisch verriegelt – auf einer Metallbasis. Die Motorregelung ist eingebaut, das Ganze braucht lediglich eine Gleichspannung von 15 Volt zur Versorgung. Serienmäßig wird jene von einem Stecker-Schaltnetzteil bereitgestellt, optional gibt‘s aber die deutlich feinere „Power Box RS Uni 4-Way“. Zur Positionierung des Motors gibt‘s eine Abstandslehre, die zu benutzen absolut sinnvoll ist; ich hätte den Motor intuitiv deutlich weiter weg gestellt und mehr Spannung auf den Gummi-Rundriemen gegeben. Fest zum Paket gehört der zehn Zoll lange „10cc-Evolution“-Tonarm. Zentraler Bestandteil ist ein konisches Armrohr, das aus einem Aluminium-/Kohlefaser- Sandwich besteht. Es wird kardanisch über einen imposanten Lagerblock geführt, für die Reibungsarmut sind extrem leichtgängige Kugellager zuständig. Das Armrohr kann nach dem Lösen einer Schraube verdreht werden, so dass eine Azimutjustage möglich ist. Der Arm gehört in die Kategorie „mittelschwer“, was man in Grenzen jedoch beeinflussen kann: Zum Lieferumfang gehören vier verschieden schwere Gegengewichte, mit denen man so ziemlich jeden gängigen Tonabnehmer anpassen kann. Der Arm steckt in einer vertrauenerweckend massiven Metallbasis und ist per Schraube geklemmt; natürlich ist er in der Höhe verstellbar. Die Ausgangssignale stehen an einer Buchse nach SME-Standard an, ein passendes qualitativ hochwertiges Kabel gehört zum Lieferumfang. Auf Wunsch gibt‘s das ohne Mehrpreis sogar in symmetrischer Ausführung – sehr löblich. Bei der Auswahl des Abtasters ist man in weiten Grenzen flexibel. Wir haben uns auf die Vertriebsempfehlung verlassen und ein Ortofon-MC vom Typ Cadenza Blue montieren lassen. Es ist das zweitkleinste in der vier Modelle umfassenden Cadenza-Baureihe und ich hatte während der gesamten Beschäftigung mit der Kombi nicht einen Moment lang den Wunsch, einen anderen Abtaster einzubauen, das passt nämlich perfekt so. Das Cadenza Blue ist ein kalssisches Low-Output-MC mit 0,5 Millivolt Ausgangsspannung, einer Gyger-Nadel an einem Rubin-Nadelträger und einer Nadelnachgiebigkeit von 12 mm/N, ist also etwas härter als der Durchschnitt. Der empfohlene Auflagekraftbereich reicht von 22–27 mN, mit derer 25 sind wir perfekt in der Spur. Beim korrekten Abschluss kommt‘s auf Ihre Hörgewohnheiten und Ihre Kette an. Ich bin bei 500 Ohm gelandet, was vielleicht ein bisschen mehr als üblich ist, aber einen wunderbare Aura obenherum liefert. Ein noch trockeneres Bassfundament durch niedrigeren Abschluss brauchte ich in dieser Kombination nicht, denn das ist ohnehin das, was die österreichisch-dänische Kombi einem nach den ersten Takten so unverblümt um die Ohren haut, dass es nur so kracht. Ehrlich – Yellos jüngstes Album „Toy“ war nicht das erste, das ich aufgelegt hatte, aber spätestens danach war ich verloren: Dieses Gespann serviert ein unglaublich lockeres und voluminöses Fundament. Ein bisschen das, was man von einer gut bedämpften Konstruktion mit so viel Masse erwartet. Das Gute daran ist, dass bei aller explosionsartigen Kraftentfaltung die feinen Seiten des Hörens nicht auf der Strecke bleiben: Pro-Ject und Ortofon liefern ein extrem detailliertes, bei meiner Einstellung tendenziell warmes und extrem agiles Klangbild. Eine gute Gelegenheit, Bill Henderson mal wieder seine legendäre Aufforderung zum Hineinschicken der Clowns vortragen zu lassen. Großartig. Ich drehe leiser und leiser und habe großen Spaß daran, dass das Klangbild völlig stabil, jeder Gesprächsfetzen, jedes vom Geschirr verursachte Geräusch hörbar bleibt. Normalerweise braucht‘s Pegel, um die Feinheiten derart gut hörbar aus der Rille zu fördern. Wenn das schon geht, dann darf Ryan Adams nicht fehlen: Sein Carnegie-Hall-Konzert ist seit einiger Zeit so etwas wie der Maßstab für Authentizität von Live-Aufnahmen. Auch hier: Gänsehaut allenthalben, weiträumig, beste Live-Illusion auch bei nachbarschaftstauglichen Pegeln. Ich hab‘s mir erspart, die Maschine mit nach Hause zu nehmen und den Air Force III zum Vergleich heranzuziehen, kann aber mit Fug und Recht behaupten, dass ich ihn während der Beschäftigung mit dieser Kombi nicht vermisst habe. Ein größeres Kompliment kann ich einem Plattenspieler-Setup gleich welcher Preisklasse nicht machen.Fazit
Pro-Ject und Ortofon landen mit dieser Kombination souverän in der absoluten Plattenspieler-Topklasse. Die Kombination klingt extrem feingliedrig und gleichzeitig voluminös und aufregend. Wunderbare Maschine.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Pro-Ject RPM 10 Carbon / Ortofon Cadenza Blue
Preis: um 4740 Euro
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Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 500/260/400 |
Gewicht (in Kg) | ca. 36 kg |
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