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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: CH Precision P1
Gestatten, der Neue
International ist der junge Schweizer Hersteller CH Precision bereits eine feste Größe, bei uns kennt man die schlichten High-Tech-Boliden kaum. Zeit für etwas Basisarbeit
Als ich vor ein paar Jahren in Seoul beim Hüter des Western-Electric-Grals (sprich dem Chef von Silbatone) zu Besuch war, hatte ich eine äußerst beeindruckende Begegnung mit einer digitalen Laufwerks-/ Wandler-Kombi, die das verdammt großkalibrige Vinyl-Setup ziemlich alt aussehen ließ – und das passiert nun wirklich nicht oft. Jene Kombi stammte vom Schweizer Hersteller CH Precision, meine Neugier war geweckt. Als dessen Deutschlandvertrieb vor einiger Zeit anfragte, ob ich Lust hätte, mit nach Lausanne zu kommen, um den Schweizern mal in die Töpfe zu gucken, konnte ich unmöglich nein sagen. Die Firma ist jung (2008 ging‘s los), klein (sieben Mitarbeiter), selbstbewusst (es gibt kein Gerät unter 20.000 Euro). Chef Florian Cossy erzählte uns, dass er das Wagnis der Existenzgründung nur eingegangen ist, weil er bereits als Zulieferer für andere Unternehmen in der Top-Liga der Audioindustrie tätig war und bereits über ein gut funktionierendes internationales Netzwerk verfügte. Gegenwärtig gibt’s bei CH Precision zwei Endstufenmodelle, einen Vorverstärker, einen D/A-Wandler, eine Phonovorstufe, einen CD/SACD-Player und ein Zusatznetzteil im Programm, weitere Geräte werden folgen. Hört sich bis dahin alles nicht besonders spektakulär an, ist es aber: Bei CH Precision wird von einem kleinen, offensichtlich extrem fähigen jungen Team entwickelt, und zwar alles ein Eigenregie.
Dabei erstaunt die Bandbreite des „Skillsets“ der Herren: Jeder kann beim anderen mitreden, notfalls einspringen oder bei der Problemlösung helfen. Und das Tätigkeitsfeld umfasst analoges wie digitales Schaltungsdesign, DSP-, Mikrocontroller-, FPGA-Programmierung und (Android-) App-Development. Beeindruckend. Das Ergebnis sind komplexe, aufwendige und komfortable Geräte, die in einer dünn besetzten Liga anzusiedeln sind. Die Phonovorstufe P1 – okay, ihre Basisversion – tut nun sein ein paar Wochen bei mir Dienst und ich dachte mir, ich erzähle Ihnen mal ein bisschen was darüber. Besagte „Basisversion“ schlägt mit 26.400 Euro zu Buche und ist ein Stereomodell. Das verdient von daher eine besondere Erwähnung, weil die P1 zunächst ein Monogerät ist zum Preise von 22.900 Euro, die Stereoaufrüstung ist eine Option. Daraus dürfen Sie folgern, dass ein Betrieb von zwei Monogeräten durchaus angedacht ist. Die kann man dann jeweils noch mit einem externen Netzteil vom Typ X1 ausstatten und hat eine Phonovorstufe aus vier großen Geräten zum entsprechenden Preis. Jawohl, dafür gibt‘s eine Kundschaft, wie der CEO versicherte. Das ändert aber nichts daran, dass auch die schnöde Stereoversion zu den extremsten Geräten dieser Zunft gehört, die mir je untergekommen sind. Das beginnt damit, dass das Gerät eine Transportsicherungsschraube hat. Eine, die man vor Inbetriebnahme herausdrehen sollte – fast so wie damals bei jedem Subchassis-Plattenspieler. Hier hält sie den elastisch gelagerten Netztrafo an Ort und Stelle, falls es unterwegs mal in bisschen ruppiger zugeht. Der P1 verfügt über drei Eingänge und einen Ausgang. Jeder einzelne davon kann symmetrisch oder unsymmetrisch betrieben werden. Zwei der Eingänge sind sogenannte Stromeingänge. Will sagen: Hier wird nicht die Spannung des Tonabnehmers ausgewertet, sondern der fließende Strom. Der Vorteil der Anordnung besteht in einer größeren Unempfindlichkeit gegen Störungen und darin, dass die Anpassung der Abschlussimpedanz wegfällt. Diese Schaltungstechnik sehen wir in den letzten Jahren öfter, außer CH Precision gibt’s aber nur ein anderes Gerät auf dem Markt (von BMC), bei dem das symmetrisch geht. Der dritte Eingang ist ein klassischer Spannungseingang, an dem neben MCs auch MM-Abtaster angeschlossen werden können. Der Hersteller empfiehlt die Stromeingänge, das heißt aber nicht, dass er den Spannungsanschluss stiefmütterlich behandelt – im Gegenteil: Der P1 dürfte der erste Phonovorverstärker mit einer Art „Einmesscomputer“ sein. Ihm liegt eine 7"-Messschallplatte bei, mit deren Hilfe man die optimale Abschlussimpedanz für den jeweiligen Tonabnehmer finden kann. Dazu spielt man das Rauschsignal auf der Platte ab, der DSP im Gerät misst das verstärkte Signal, errechnet daraus den Frequenzgang und stellt ihn auf dem ziemlich hochauflösenden Display des Gerätes dar. Man kann sich durch rund 500 mögliche Werte für die Abschlussimpedanz „kurbeln“ und das Ergebnis der Veränderungen unmittelbar auf dem Display verfolgen. Maximale Linearität ist dabei nicht immer das, was dem Ohr am angenehmsten erscheint; man bekommt recht schnell ein Gefühl dafür, in welche Richtung die Reise gehen soll. Letztlich sollte natürlich auch hier der persönliche klangliche Eindruck entscheiden. Einmalig konsequent und komfortabel das Ganze – ich bin offiziell beeindruckt. Der P1 kann an ein Hausnetzwerk respektive an einen Internet-Router angeschlossen werden. Ich kann Sie beruhigen – er muss nicht. Erforderlich ist das nur, wenn man die Bedienung in die Hände der hauseigenen App legen will. Die gibt‘s ausschließlich für Android-Geräte, sinnvollerweise auf einem Tablet. Wenn man tatsächlich ein doppeltes Mono-Setup mit zwei P1 hat, dann braucht‘s den Anschluss zur Synchronisation beider Geräte. Einen USB-Anschluss gibt‘s auch, den braucht’s ausschließlich zum Update der Steuersoftware des Geräts – moderne Zeiten sind angebrochen. Wer aufs Tablet verzichtet, dem stehen fünf kleine Taster für die Bedienung in Verbindung mit dem Display zur Verfügung. Jenes ist natürlich farbfähig, die monochrome Darstellung lässt sich zu jeder Farbe überreden, die man möchte. Der Hersteller und ich finden Neutralweiß am Besten, das ist der Auslieferungszustand. Alles ist einstellbar. Sogar die Verstärkung der Stromeingänge – das ist überaus selten. Verschiedene Entzerrerkurven sind machbar, dazu kann das Gerät mit zusätzlichen Filterplatinen augestattet werden, die sich dann im Menü anwählen lassen. Allein mit der vollautomatischen Einmessprozedur ließen sich noch ein paar Seiten füllen, aber dafür reicht der Platz hier nicht. Deshalb kommt die Technik hier auch mal extrem knapp weg: Die „Schokoladenseite“ des P1 ist auf zwei kanalgetrennten Platinen angeordnet. Die Verstärkung selbst obliegt ausschließlich der diskreten Schaltungstechnik in Gestalt winziger SMD-Transistoren. Integrierte Komponenten sind ob der komplexen Steuermöglichkeiten trotzdem zuhauf vorhanden. Auffällig sind die sonderangefertigten Kondensatoren auf den Filterplatinen mit exakt den für die Entzerrung erforderlichen „krummen“ Werten. Und sonst: extrem aufgeräumt, für eine Phonovorstufe sagenhaft komplex und konsequent bis ins letzte Detail. Ich kenne keine Konstruktion, die so weit auf die Spitze getrieben wurde wie diese hier. Wo Sie Ihren Tonabnehmer jetzt anstöpseln sollen? Das kommt so drauf an. Je niederohmiger Ihr MC, desto wohler fühlt es sich an den Stromeingängen. Beim Ortofon SPU A95 war‘s keine Frage, mit zwei Ohm Innenwiderstand fühlt es sich hier pudelwohl. Auch die beiden großen Lyras funktionierten hier perfekt. Das fühlte sich ein bisschen merkwürdig an, weil‘s hier gar nichts weiter zu tun gab als einfach nur Anstöpseln, die „Spielwiese“ für den Spannunsgeingang lag quasi brach. Aber man kann natürlich. Und hier kann man auch am Klang drehen, was bei den Stromeingängen nicht möglich ist. Aber wieso sollte man auch? Nach den ersten Tönen war klar, dass hier großer Sport präsentiert wird: Die Schweizer Vorstufe spielt vor einem extrem schwarzen Hintergrund, verfügt über gewaltige grob- wie feindynamische Möglichkeiten. Dabei klingt‘s niemals technisch-langweilig, sondern schafft immer diesen ganz besonderen Spagat aus Leichtigkeit und Nachdruck. Gerade in dieser Hinsicht erinnert der Klang ein wenig an die großen Audio-Research-Modelle und meine Vorliebe dafür sollte bekannt sein. Blank poliert, strahlend, aber auch vertrackt und hintergründig, diese Schweizer Extremkonstruktion kann‘s alles. Der Phonovorstufen-Olymp braucht einen zusätzlichen Stuhl, das steht fest.Fazit
Die in jeder Hinsicht extreme Schweizer Phonovorstufe beherrscht den Spagat aus Analyse und Emotionalität perfekt und gehört eindeutig zu den AllerbestenKategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: CH Precision P1
Preis: um 26400 Euro
Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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