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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Musical Fidelity MX-VYNL
Phono ganz modern
Es tut sich was im Phonovorverstärkerdschungel: Das erste halbwegs bezahlbare Gerät mit symmetrischer Signalverarbeitung steckt sein Haupt durchs Blätterdach. Erdacht hat‘s Antony Michaelson, der umtriebige Eigner von Musical Fidelity
Ja, genau, Musical Fidelity. Das waren die mit dem legendären kleinen Class-A-Vollverstärker A1, auf dessen Kühlkörper-Top man prima seinen Kaffee warmhalten konnte. Nur ein Beispiel von vielen für die Kreativität des Mannes hinter dem Produkt, der mit so ziemlich keiner Konvention in Sachen HiFi irgendwas am Hut hat. Da hat‘s nicht nur Kleinleistungs-Verstärker gegeben, sondern auch echte Monster mit vierstelligen Ausgangsleistungen. Es muss auch nicht immer Halbleiter sein, mitunter überlässt er auch gerne Röhren zumindest einen Teil des Verstärkerjobs. Analog digital – Michaelson kennt da keine Doktrin und bedient gleichermaßen innig beide Lager.
Zu seinen jüngeren Entwicklungen gehört die MX-Baureihe, in der er anspruchsvolle „Problemlöser“ zu einem fairen Preis anbietet. Derzeit gibt’s einen Kopfhörerverstärker, einen D/A-Wandler und eben diese Phonovorstufe. Alle Geräte sind 22 Zentimeter breit und mit schwarzer oder silberner Front lieferbar. Okay, symmetrische Signalführung bei Phonovorstufen – warum genau brauche ich das doch gleich? Weil‘s ein paar nicht von der Hand zu weisende Vorteile hat: Ein Tonabnehmer ist von Hause aus ein symmetrisches Gebilde, seine Signale bieten von daher optimale Voraussetzungen für eine entsprechende Weiterverarbeitung. Eine konsequent symmetrische Signalführung bietet den Vorteil einer verringerten Empfindlichkeit gegen Einstrahlstörungen, außerdem ist die Signalmasse nicht direkt mit in den Verstärkungsprozess eingebunden, was ebenfalls für verringerte Störpegel sorgt. Im Hochpegelbereich ist Symmetrie nichts Ungewöhnliches, bei Phonovorstufen schon – ich komme auf maximal eine Handvoll davon am Markt. Dafür gibt’s Gründe: So einfach ist das mit dem entsprechenden Anschluss nämlich nicht. Bei manchen Tonabnehmern sind die Signalleiter beider Kanäle schon einseitig miteinander verbunden, damit wird’s schon mal nichts; auch nicht bei solchen, wo die Gehäusemasse mit dem Signal kurzgeschlossen ist. Dann kann einem auch noch die Tonarmverkabelung Steine in den Weg legen, von der Anschlussproblematik ganz abgesehen. Beim MX-VYNL ist‘s ein fünfpoliger Mini-XLR-Verbinder, über den die symmetrische Verbindung zu erfolgen hat. Phonokabel damit gibt’s nicht an jeder Straßenecke, entsprechende Stecker sind aber weit weniger schwierig zu bekommen, als ich anfänglich befürchtet hatte. Wohl dem, der etwas Löterfahrung hat oder einen Händler, der zu einer entsprechenden Konfektionierung bereit und in der Lage ist. Es gibt aber auch ganz normale unsymmetrische Cinch-Eingänge. Ausgangsseitig gibt’s auch beide Möglichkeiten: symmetrisch per „richtiger“ XLR-Verbindung oder klassisch via Cinchbuchsen. Ganz nebenbei symmetriert der MX-VYNL unsymmetrische Eingangssignale; hat Ihr Vor- oder Vollverstärker XLR-Eingänge, ist der Musical Fidelity schon mal die goldrichtige Idee für Sie. Zumal er mit 1.000 Euro in Anbetracht des Gebotenen ein echtes Sonderangebot darstellt. Das Austattungspaket geriet indes erfreulich prall: Ein kleiner Kippschalter auf der Front erlaubt die Wahl zwischen klassischer RIAA- und IEC-Entzerrung. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass die IEC-Kurve ein flaches Rumpelfilter bei 20 Hertz zur Verfügung stellt. Ob man‘s braucht – ausprobieren. Zudem gibt’s einen „Gain“-Schalter, mit dem die Verstärkung um sechs Dezibel angehoben werden kann. Das zentrale Bedienelement des Gerätes ist der Drehschalter auf der rechten Seite, mit dem sich elegant die MM-/MC-Umschaltung und die Tonabnehmeranpassung erledigen lässt. Das geht so: Wählt man eine der neun angebotenen Abschlusswiderstände an, schaltet das Gerät automatisch in den MC-Betrieb; entscheidet man sich für eine der fünf Abschlusskapazitäten, ist automatisch MM angesagt. Mit dem Gain-Schalter zusammen lassen sich so vier unterschiedliche Verstärkungen einstellen – das reicht für alle Lebenslagen. Der Umschalter für die beiden Eingänge sitzt auf der Rückseite (was ich bei allem sonstigen Komfort etwas unverständlich finde), beide dürfen gleichzeitig angeschlossen werden. Man darf übrigens im Betrieb nach Herzenslust Impedanzen und Kapazitäten umschalten und kann so unmittelbar hören, welche Einstellung passt. Das Umschalten übernehmen zahlreiche Relais, die von Intelligenz in Form von Software passend zeitverzögert geschaltet werden: Nichts knackt, alles funktioniert bestens. Löblich. Unterm Deckel kommt denn auch eine große Platine modernster Machart zum Vorschein: Die SMD-Technik hat das Heft fest in der Hand, viele Bauteile sind nur noch mit der Lupe zu identifizieren. Die Eingangssignale werden von zwei sogennanten Instrumentenverstärkern empfangen, die die erste symmetrische Verstärkerstufe bilden. Auch die weitere Signalverarbeitung obliegt integrierten Verstärkerbausteinen, ich zähle noch zwei weitere Chips pro Kanal. Es gibt eine relativ aufwendige Spannungsversorgung, die aus den von einem Steckernetzteil angelieferten zwölf Volt die gewünschten Spannungen für die Verstärkerstufen und den Digitalteil „bastelt“. Ich wage die Behauptung, dass das Steckernetzteil in Sachen Qualität noch nicht den Gipfel des Machbaren darstellt und sich mit einem aufwendigeren Netzteil noch merklich mehr aus dem MX-VYNL herausholen ließe. Diese Überlegungen allerdings treten ganz schnell in den Hintergrund, wenn man das Gerät einfach mal anschließt. Da braucht‘s nämlich gar kein langes Einspielen, warmlaufen und konzentrieren, der Musical Fidelity macht aus seinen Qualitäten überhaupt keinen Hehl. Die Signale lieferte der brandneue Transrotor Massimo via Merlo Reference; den breitbandigen, ausgeglichenen und spielfreudigen Charakter des Abtasters brachte die britische Phonovorstufe bestens zu Gehör. Das ist eines dieser Klangbilder, in das man mühelos sofort einsteigen kann, es „klickt“ einfach und das Unterbewusstsein sagt: nächste Platte auflegen. So erwies sich denn auch der Abschluss des Tonabnehmers mit 100 Ohm als völlig richtig, der Sound wusste mit Druck, Schwärze und einem schön erdigen Ton zu überzeugen. Mehr Impedanz brachte die zu erwartende Verschiebung der tonalen Balance zu höheren Frequenzen hin, was zumindest in diesem Falle kein Vorteil war. Die Möglicheit, die Anpassung im Betrieb einfach per Umschalter an der Gerätefront vornehmen zu können, ist ein Segen, so was dürfte in dieser Preisklasse und weit darüber hinaus die absolute Ausnahme darstellen. Nina Simones 1963er-„At-Carnegie-Hall“- Konzert ist ein Stolperstein, der Unausgewogenheiten sofort entlarvt. Der MX-VYNL schlägt sich bravourös. Er verleiht der rauen Gesangsstimme auf den Punkt ihr einzigartiges Timbre, schafft eine Tiefe und Differenzierung, die man einer solchen Aufnahme überhaupt nicht zutrauen würde. Das Klavier auf „Theme from Samson and Delilah“ – zum Dahinschmelzen schön. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie faszinierend Mono klingen kann – hier ist er. Der Musical Fidelity ist eine eine Bank, sowohl mit günstigen MMals auch mit noch deutlich teureren MCAbtastern. Was ihm im Vergleich zu echten Top-Phonovorstufen abgeht, ist das letzte bisschen Geschmeidigkeit – geschenkt, das hört man eh nur im direkten Vergleich. Für mich jedenfalls ist er das neue Highlight unter den bezahlbaren Phonovorstufen. Und ich hab noch gar nicht angefangen, das Gerät symmetrisch zu betreiben – wer weiß, was da noch geht?Fazit
Farbstark, lebedig, transparent – Musical Fidelitys MX-VYNL klingt angesichts des zivilen Preisschildes hervorragend. Eine vergleichbare Ausstattung gibt’s in dieser Klasse sonst nirgends.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Musical Fidelity MX-VYNL
Preis: um 1000 Euro
312-2294
Home Tech Plus GmbH |
106-2404
HiFi Gogler | Oliver Gogler e.K. |
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Telefon | 07728 1064 |
Internet | www.reichmann-audiosysteme.de |
Garantie (in Jahren) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 220/53/215 |
Gewicht (in Kg) | ab ca. 1,9 kg |
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