Kategorie: Kopfhörer InEar

Einzeltest: Shure KSE1500


Elektrostat im Ohr

Kopfhörer InEar Shure KES1500 im Test, Bild 1
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Vielen gelten Elektrostaten, wie etwa die bekannten Around-Ear Modelle von Stax, als Königsdisziplin der Kopfhörerbaus. Vom amerikanischen Studiotechnik-Spezialisten Shure kommt nun der erste elektrostatische In-Ear auf den Markt. Der musste natürlich in die Redaktion.

Elektrostaten bestehen aus zwei Elektrodengittern (Statoren), zwischen denen eine Membran angebracht ist. Das Tonsignal wird gegenphasig an den Elektrodengittern angelegt; die Membran dazwischen wird mit einer Polarisationsspannung belegt, sodass sie durch die wechselnde Signalspannung an den Elektrodengittern hin und her bewegt wird und Schall abstrahlt. Die Membran selber kann dabei extrem dünn und leicht ausfallen und damit sehr schnell und genau dem Musiksignal folgen. Darüber hinaus wird die Membran symmetrisch angetrieben, was eine bestmögliche Kontrolle verspricht. Der Nachteil dieser Bauweise ist, dass man hier Spannungen benötigt, die ein üblicher, zum Betrieb von dynamischen Wandlern ausgelegter Kopfhörerverstärker nicht liefert.

Kopfhörer InEar Shure KES1500 im Test, Bild 2Kopfhörer InEar Shure KES1500 im Test, Bild 3


Ausstattung 


Um die Wandler mit den benötigten Spannungen zu versorgen, gehört zum KSE1500 ein eigener mobiler Kopfhörerverstärker dazu. Shure war so clever, hier gleich noch einen DAC zu integrieren, sodass man seine Musik sowohl analog per 3,5 mm Klinke wie auch digital per Mini-USB-Anschluss an den Kopfhörer übergeben kann. Und wo man schon mal dabei war, hat Shure dem Gerät auch gleich einen digitalen parametrischen 4-Band Equalizer spendiert. Der bietet neben einigen Presets auch umfangreiche Möglichkeiten, individuelle Einstellungen zu treffen und abzuspeichern. Puristen können über den analogen Eingang auch die komplette digitale Signalverarbeitung aus dem Signalweg nehmen. Der Vorteil ist, dass der eingebaute Akku dann sogar für 10 Stunden Betrieb reichen soll anstelle der 7 Stunden, die mit aktiver Digital-Sektion möglich sind. Bei der Verarbeitung und dem Bedienkonzept merkt man, dass Shure seit Jahrzehnten auf der Bühne zu Hause ist. Das handliche Gerät macht einen extrem robusten Eindruck, besteht aus eloxiertem Alu und die Kanten sind großzügig gerundet. Zwei Gummileisten auf der Rückseite verhindern, dass es verrutscht, wenn es z.B. auf dem Tisch liegt. Das Farbdisplay ist klein, braucht wenig Strom und reicht aus, um das Gerät im Zusammenhang mit dem Dreh- und Drückknopf auf der Oberseite gut bedienen zu können. Der Anschluss des Kopfhörers erfolgt mit einem extrem robusten LEMO Stecker, wie sie auch in der professionellen Mikrofon-Technik verwendet werden. Das ist alles sehr sehr ordentlich.

Passform 


Auch den Ohrhörern selber merkt man die jahrelange Erfahrung, die Shure im Bereich In-Ear-Monitoring hat, an. Die winzigen elektrostatischen Wandler kommen in der bewährten „Sound Isolating“ Bauform zum Einsatz, die sich hervorragend in die Ohren schmiegt und bei der die Kabel nach erst nach oben und dann hinter den Ohren heruntergeführt werden. Zum Lieferumfang gehört ein umfangreiches Sortiment verschiedenster Ohrpasstücke, sodass so gut wie jeder etwas passendes finden sollte. Auffällig ist das vergleichsweise dicke Kabel, aber hier werden eben ein paar Spannungen mehr als üblich zu den Ohrstücken geleitet. Kabelgeräusche sind aufgrund der ausgeklügelten Bauform jedoch kein Thema.

Klang 


Klanglich stößt der Shure KSE1500 in Bereiche vor, die selbst (oder gerade?) vielen großen Kopfhörern verschlossen bleiben. Was der Shure an Auflösungsvermögen, Dynamik und Präzision bietet, gehört ganz klar zum Besten, was man bei Kopfhörern erleben kann. Und ich spreche bewusst von „erleben“, denn bei aller Präzision klingt der Shure alles andere als nüchtern. Im Gegenteil: Dieser Kopfhörer scheint eine direkte Verbindung von der Musik zum zum Rückenmark herzustellen. Eine eindringliche tolle Stimme und mir stellen sich unwillkürlich die Nackenhaare auf; Rock lässt unwillkürlich den Puls steigen (ein Hoch auf den eingebauten Limiter zum Gehörschutz) und bei den richtigen Stücken Jazzklavier komme bin ich ganz schnell nicht mehr in der Realität meines Hörraums. Über die Tonalität des KSE1500 zu schreiben ist eigentlich sinnlos, da er sich mit Hilfe des eingebauten Equalizers in jede gewünschte Richtung bringen lässt. Im puren Analog-Betrieb zeigt er eine ausgewogene, nicht zu „analytische“ Abstimmung, die immer auf der Seite der Musik ist und dabei die irren Talente in sachen Auflösung und Dynamik, die den Klang des KSE1500 immer kennzeichnet wunderbar einbindet und absolutes Langzeithörvergnügen auf allerhöchsten Niveau gewährleistet.

Fazit

Der Shure ist einer der aktuell besten In-Ear Kopfhörer, die man kaufen kann. Angesichts dieser Klangqualität und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass man hier auch gleich einen extrem guten DAC/Kopfhörerverstärker erwirbt, ist der aufgerufene Preis nicht mal ganz so abgehoben.

Kategorie: Kopfhörer InEar

Produkt: Shure KSE1500

Preis: um 3000 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


11/2016
4.5 von 5 Sternen

Referenzklasse
Shure KSE1500

Bewertung 
Klang 50%

5 von 5 Sternen

Passform 20%

4 von 5 Sternen

Ausstattung 20%

4.5 von 5 Sternen

Design 10%

3.5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Shure Distribution, Eppingen 
Internet www.shure.de 
Gewicht (in g) Kopfhörer 44 g, Verstärker 182 g 
Typ In-Ear 
Anschluss 3,5-mm-Stereoklinke, Mini-USB 
Frequenzumfang 10 – 50.000 Hz 
Impedanz (in Ohm) k.A. 
Wirkungsgrad (in dB) k.A. 
Bauart geschlossen 
Kabellänge (in m) 1,20 m 
Kabelführung beidseitig 
geeignet für: Smartphones, mobiles HiFi, mobiles High-End 
Ausstattung Aufbewahrungstasche aus Leder, 2 Gummi-Sicherheitsbänder, 3,5-mm-Kabel 92 cm, 3,5-mm-Kabel 15 cm, Micro-USB-auf-Lightning- Kabel 20 cm, Micro-USB auf USB-A Kabel 20 cm, diverse Ohrstücke, Ladegerät mit USB Kabel, 6,3-mm-Klinken-Adapter, Lautstärkeregler, Flugzeugadapter, Poliertuch aus Mikrofaser, Kabel-Clip 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung angemessen 
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Dr. Martin Mertens
Autor Dr. Martin Mertens
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Datum 01.11.2016, 10:03 Uhr
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