Ich sag‘s ja immer ganz laut: Leute, schiebt Eure CDs auf Festplatten und streamt diese durchs Haus, das geht gut! Wenn man den Stream nämlich vom richtigen Endgerät abfangen lässt, geht’s ab.
Peripherie:
Quellen:
RipNAS Z500
Naim UnitiServe
Netbook Sony VPCWS1E, Windows 7 Home, Foobar2000, UPnP-Plugin
Vorstufe:
MalValve preamp three
Endstufen:
SymAsym
Lautsprecher:
KEF XQ50
Manger MSM C1
Streaming-Client und Netzwerkplayer und sind stark in Mode gekommene Spezies. Da gibt’s kleine, niedliche Empfänger und glücklicherweise auch welche, die das mit dem Wohlklang so richtig ernst nehmen.
Man braucht schließlich auch ein paar renommierte Hersteller, die auf diesem Sektor mitspielen, damit auch eingefahrene High-Ender, ihre Gedanken nicht nur auf den nächsten Über-CD-Player richten, sondern sich auch mal der nertzwerkbasierten Musikwiedergabe zuwenden. Ich bin sicher, dass ich diese Aussage schon mal getätigt habe: Die Engländer von Naim Audio haben schlicht und ergreifend den Knall gehört. In dem Moment, in dem es sich langsam anbahnte, dass dateibasiertes Musikabspielen auf dem Vormarsch ist, hat Naim sofort losgelegt und als einer der ersten Hersteller die passenden Produkte auf den Markt gebracht – wie es derzeit aussieht, mit Erfolg. Was mir schon immer an den Naim- HD-Rekordern und -Streamern gefallen hat, war deren hervorragende Bedienbarkeit. Dem Benutzer wurde sofort das Gefühl gegeben, ein HiFi- Gerät, nicht etwa einen Computer vor sich zu haben. Auch am Rechner eher unbegabte Leute konnten so umgehend loslegen. Und jetzt habe ich mit dem NDX eigentlich genau das vor mir, was ich schon immer wollte: einen eigenständigen, voll auf Klang getrimmten Streaming-Client. Ohne Verstärker oder Laufwerk, einfach nur ein richtig fett gezüchteter Abspieler von digitalen Musikdaten. Und das Wort „fett“ unterschreibt mir jeder, der ihn schon mal hochgehoben hat, er bringt satte 10 Kilo auf die Waage. Nicht schlecht für ein Gerät, das ja nur kleinsignalverarbeitende Elemente verbaut haben sollte. Da man aber (genau wie beim Hubraum) nie genug Stromsicherheit haben kann, sorgt ein richtig dicker Trafo für absolute Energiestabilität und nicht zuletzt einen beträchtlichen Anteil am Gesamtgewicht. Das sorgt natürlich dafür, dass man den NDX, obwohl „nur“ ein Netzwerkplayer, sofort als ein richtiges, hochwertiges HiFi-Gerät akzeptiert. Über Verarbeitung muss man sich bei Naim eigentlich nie groß auslassen, die ist wie immer perfekt. Dicke Aluwände, tolle Buchsen und ordentlich arbeitende Tasten gehören bei denen ja zum guten Ton, und da macht der NDX keine Ausnahme. Der USB-Eingang auf der Vorderseite ist nicht etwa dafür da, mit einem Computer verbunden zu werden, sondern spielt viel lieber Musikdateien direkt von einem USB-Stick. Oder von einem iPod, das funktioniert auch. Da sich Naim zu den erlauchten Besitzern einer Apple- Lizenz zählen dürfen, wird der iPod oder auch das iPad digital ausgelesen, klanglich ist das der Königsweg. Im Gegensatz zum „Über-USB-Eingang“ des Naim DAC ist die Bandbreite der Musikdateien auf 96 kHz beschränkt, dafür versteht er aber weitaus mehr Formate. Genau gegenüber ist das Display verbaut, das man für die Steuerung des Netzwerk-Clients zwingend braucht. Gut, man kann natürlich die Bedienung mit einem als Funkfernbedienung zweckentfremdeten Telefon oder Tablet-PC vornehmen. Ehrlich gesagt verzichte ich dann auch gern auf ein buntes Touchpanel vornedran, wenn man am Gerät selbst auf eine stabile, nie festhängende und nicht auf Bugfixes angewiesene Nutzeroberfläche bauen kann. Übrigens: Auf „normalen“ Tablet-PCs nutzt man problemlos die Streaming-Funktion des NDX, am besten funktioniert jedoch die kostenpflichtige iPod- Software, mit der man sogar volle Kontrolle über alle weiteren Funktionen hat. Der NDX lässt sich so konfigurieren, dass man am iPod sogar die Lautstärke steuern kann – wenn man eine Naim-Vorstufe besitzt. Alle anderen müssen zur Infrarotfernbedienung greifen. Damit auch alle möglichen Tablets und Mobiltelefone in die Steuerung eingebunden werden können, bediente man sich eines UPnP-fähigen Streamingmoduls. Es erweitert den Netzwerkplayer übrigens auch um die Fähigkeit, Internetradio abzuspielen. Das mag aus klanglicher Sicht vielleicht nicht immer das Beste überhaupt sein, ich selbst möchte jedoch nicht mehr ohne leben müssen. Auch jenseits von Streaming ist der NDX der beste Freund digitaler Quellen aller Art. Er bedient zwei elektrische und ein optisch verbundenes Abspielgerät, die allesamt bis 192 kHz liefern dürfen. Direkt Dateien zuspielende Quellen können nicht ganz so weit ausholen: Bis 96 kHz dürfen die übers Netzwerk bezogenen Musikdateien aufgelöst sein. Das reicht völlig für 99 Prozent des Musikmaterials, das bei den meisten sowieso zum Großteil aus CD-Rips bestehen wird. Und was auch immer am NDX ankommt, wird geradezu fürstlich behandelt: Zunächst einmal sind alle Eingänge galvanisch entkoppelt – das ist immer eine gute Idee. Ganz besonders auffällig glänzt auf dem Naim-Board ein für die Signalverarbeitung essenzieller Chip, der einen super-schlauen Signalprozessor von Analog Devices beherbergt. Das Luder ist maßgeblich an der Intelligenz der digitalen Verarbeitungskette beteiligt. Das höchstwahrscheinlich verjitterte Eingangssignal wird säuberlich sequenziell in einen Speicher geschoben und von da aus geht’s mit einem sauberen, intern generierten Takt erst weiter, bei Bedarf schaltet er das asynchrone Upsampling ein. Ja, bei Bedarf, denn das wird nur gemacht, wenn der Takt, mit dem die Daten aus dem Zwischenspeicher gelesen werden, nicht auf eine der Quarztaktfrequenzen einrastet. Als Wandler wird ein TI PCM1791 eingesetzt, der kann schon mal was. Bis 200 kHz lässt er sich mit Daten beliefern, das fertig gewandelte Signal liegt sogar schon als Spannung vor und muss deshalb nicht erst in eine solche Form gebracht werden. Diese feiste Digital-nach-analog-Wandlung mündet schließlich in einer diskrete, sehr elegante Ausgangsstufe. Und genau das muss man auch gehört haben. Die zu bevorzugende kabelgebundene LAN-Verbindung ist schnell eingerichtet, und wenn die einmal steht, muss man nur noch seinen Server auswählen und kann umgehend loslegen. Und das lohnt sich, denn der NDX zeigt ohne Umwege, welches Potenzial in Netzwerkmusik steckt. Die stabile Abbildung und tonale Perfektion sorgt sofort für ein Klangbild, das eine aufhorchen lässt. Und noch was kommt dazu: Der NDX ist kein Kostverächter, der schwarz Brite musiziert vorzugsweise dynamisch, energiereich und hat viel Verständnis für Freunde knackiger Spielweise. Fast hätte ich die Bezeichnung „ein echter Rocker“ verwendet, das würde aber ein falsches Licht auf ihn werfen, wenn man das in den falschen Hals bekommt. Aber definitiv ist es so, dass der NDX ganz einfach Spaß macht. Über so etwas freue ich mich immer. Man kann durchaus mit ihm lauschen, besser ist aber das Aufdrehen. Interessantes weiß ich über die Musik zu berichten, die ich über die USB-Buchse abspielte. Das klingt – Achtung – einen nennenswerten Tick besser als übers Netzwerk bezogenes Material. Eine so richtig vernünftige Erklärung dafür habe ich nicht, ich muss mich daher einfach den Fakten ergeben. Es steckt mehr Energie in den Instrumenten, die Abbildung ist viel schärfer, selbst Fein- und Grobdynamik legen nochmal deutlich zu. Auch wenn ich immer ein Verfechter von gestreamter Musik bin – ich persönlich würde an einem Musikabend tatsächlich Musik von USB abspielen. Die Steuerung kann man dann immer noch genauso komfortabel per iPod Touch vornehmen, denn das Naim-App namens n-stream steuert ja auch USB-Musik. Natürlich habe ich auch mal externe Wandler angeschlossen, allerdings muss ich sagen, dass die klanglichen Verbesserungen in der Regel mäßig waren – die interne Signalverarbeitung ist schlicht so gut, da braucht‘s keine Extra-Kiste. Der NDX hat mir ein Erlebnis beschert, ganz ehrlich wird’s schwierig, einen klanglich vergleichbaren Streamer zu finden. Tolle Kiste.
Fazit
Das ist der Netzwerk-Client, auf den Freunde von Dynamik und Spielfreude gewartet haben. In Sachen Zuverlässigkeit und Bedienung ist er zudem ein ganz großer Wurf.