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Fritzens Lichtspieltheater

Ratgeber Fritzens Lichtspieltheater - News, Bild 1
03.06.2024 10:54 Uhr von Redaktion hifitest

Für ein eigenes Kino braucht man Zeit, sehr viel Zeit. Man muss viel recherchieren, planen, auch mal umbauen und erweitern, bis es ein wahres Schmuckstück wird. Hier die Geschichte zu meinem Projekt „Klein-Kino“.

Bereits beim Zeichnen des Hausplanes war klar: Da kommt ein Kino rein! So wurde schon beim Hausbau im Keller eine Zwischenwand mit einem Loch für den Beamer aufgestellt, eine Fußbodenheizung nur für diesen Kellerraum verlegt, eine Lüftung eingebaut und Kabel für die Lautsprecher eingezogen. Auch an ein WC gleich daneben wurde gedacht, damit eine Pause nicht allzu lange dauert. Außerdem legte ich mir selbst folgendes Pf ichtenheft auf: große Leinwand und beste Bildqualität, Surround-Sound, schallabsorbierende und dunkle Wände, kein Lüftergeräusch und kein Fremdlicht, keine unnötigen Möbel oder Poster im Raum. Dafür brauche ich keinen Vorhang vor der Leinwand oder dimmbares Licht, also keinen unnötigen Schnickschnack.

Der Raum

Das Kino ist 18 m² groß, nur leider sind alle Wände parallel – aber zu der Akustik später mehr. Damit der Surround-Sound direkt ankommt, habe ich beschlossen, die Wände zu präparieren: Die glatten Betonwände wurden mit einer Schicht Mörtel bezogen, der mit einem groben Dreiecks-Spachtel abgezogen wurde. Darauf wurde ein Teppich geklebt und auf diesen schwarzer Schaumstoff. Das ergibt einen guten Dämpfer samt Streuung. Anfangs hatte ich Verpackungs-Noppen-Schaumstoff verwendet, nach der Renovierung stieg ich auf Akustikpyramiden (10 cm, schwarz) und Bassabsorber in den Ecken um. Auch die Decke wurde so präpariert, nur am Boden liegt wegen der Heizung ein dunkler Teppich auf Alu-Platten. Detail: Selbst die Türe wurde mit Teppich und Schaumstoff beklebt und das Kellerfenster zugestoppelt.

Das Bild

Anfangs wollte ich einen Röhrenprojektor installieren, doch bekam man sie kaum mit digitalem Eingang oder sie kosteten viel. Nach langer Suche und angesichts des großen Bildes entschied ich mich für die LCOS-Technik.

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Die Wahl fiel auf den gelobten und erschwinglichen Full-HD-Beamer LG AF 115. Angesteuert wird er über ein 10-m-HDMI- Kabel von einem Windows-PC mit Blu-ray-Laufwerk. Detail: Die Aufhängung ist natürlich selbst gemacht und dank Kabelkanälen ist der WAF (Woman-Acceptance-Factor) groß. Eine Leinwand zu kaufen bedeutet, Kompromisse einzugehen oder viel Geld auszugeben. Ich fand in Wien einen Spezialisten für Bühnenbedarf. Die PVC-Aufprojektionsfolie „Opera weiss“ bekam ich dort auf einer Rolle für relativ wenig Geld. Im Baumarkt lange Latten und Schrauben besorgt, genau abgemessen, gesägt, geschraubt, und der 16:9-Rahmen war fertig. Leinwand aufgetackert, und schon konnte die Bildwand auf drei langen Schrauben aufgehängt werden. Sie ist genau drei Meter breit, neudeutsch: 135 Zoll Diagonale. Detail: Heute würde ich die Leinwand etwas kleiner auslegen, denn sie ist ein bisschen zu nah an den Wänden.

Der Ton

Das war der größte Brocken! Meine alte Anlage war zu mickrig, eine geborgte Anlage sagte mir nicht zu. Und wenn kaufen – was nur? Nachdem ich einen audiophilen Freund lang genug nervte, gab er mir Bauvorschläge aus Lautsprecher-Selbstbau-Zeitschriften: als Säulen die CC83: Mission 2313 und als Subwoofer zwei Sub-Zero. Und wieder Holz besorgt, zugeschnitten, zusammengeleimt, Lautsprecher eingebaut, Frequenzweiche gelötet und alles verkabelt. Das war über Weihnachten erledigt, und der Ton konnte sich so was von hören lassen! Die zwei 17"-Tieftöner schieben gut an, da braucht man keinen Butt kicker. Detail: Den Center habe ich weggelassen und auf rechts und links gemischt, was ich als angenehmer empfinde. Als Verstärker dient ein Yamaha RX-V530, der lediglich das digitale Signal per S/PDIF vom PC auf die vier Lautsprecher und das Tieftonsignal aufteilt. Es sind keine Zeitverzögerungen oder Abmischungen notwendig, denn die Wände reflektieren kaum und die Lautsprecher sind im Quadrat um die Sitzplätze angeordnet.

Sonstige Technik

Eine Funktastatur mit Trackball dient als Eingabegerät für den PC. Um die Lautstärke zu verstellen, wurde für die Verstärker-Fernbedienung ein Infrarot-Repeater gut versteckt verbaut. Aus Spaß habe ich noch ein Mikrofon verlegt, denn über meinen PC kann man auch telefonieren (VoIP). Oder man steckt statt des Mikros eine Fernsteuerung an, um einen Modellflug-Simulator zu betreiben. Dank des PCs kann man auch im Internet surfen (Filmkritiken lesen, Schauspieler googeln usw.), Filme streamen, klassisch Fernsehen, Diashows abspielen oder Musik hören, notfalls E-Mails schreiben oder dem 3D-Drucker beim Drucken zuschauen. Detail: Dank einer KNX-Haussteuerung kann ich auch vom Kino aus per Web-Oberfläche die Lichter ein- und ausschalten und mir durch eine Video-Überwachung rund ums Haus die Kamerabilder im Browser anschauen.

Die Renovierung

Wie anfangs erwähnt, ist der rechteckige Raum ein Graus, da ideal für Resonanzen – und die hatte ich! Bei 30 Hz dachte ich, die Türe hebt es aus den Angeln. Was tun? Eine Bassfalle wurde berechnet und aufgestellt, brachte aber gar nichts. Durch eine Fügung konnte ich den Verpackungs- Schaumstoff loswerden und besorgte mir Akustik-Schaumstoff. Dabei baute ich hinten eine schräge Holzwand ein, die die anderen Wände nicht berührt und mit Steinwolle gefüllt ist – eine große Bassfalle und Raumgeometrie-Veränderer! Der hintere Lautsprecher wurde gleich in die Wand integriert. Vorne neben den Subwoofern wurden die Podeste ebenfalls als Bassfallen konzipiert und mit Teppich und Schaumstoff beklebt. Das Ergebnis ist, dass die 30-Hz-Spitze gekappt ist und es dadurch wesentlich angenehmer klingt. Der Ton kommt klar und mit unglaublicher Tiefe an.

Das Foyer

Aus Bestandsteilen wurde als Einstimmung auf dem Weg ins Kino ein kleines Foyer aufgebaut. Ein ausgedienter Casino-Spielautomat dient als Blickfang. Die Hinweiszettel müssen, wie in einem Kino üblich, sein. Außerdem befi nden sich alle elektronischen Geräte in diesem Raum, damit es im Kino kein Geräusch und kein Geleuchte gibt, sondern nur Stille und Dunkelheit für ablenkungsfreies Eindringen in die Filmatmosphäre.

Die Sitze

Anfangs tat es ein billiges Sofa, doch saß man da nicht gerne lange drauf. Nach vielem Ausprobieren fand ich die frei zusammenstellbaren Sitze der Serie „Himolla Apollo V“. Vorne drei Sitze, damit der mittlere Cineast (meist ich) auf der perfekten Stelle sitzt, und hinten ein Sitz auf einem Podest. Die Sitze sind verstellbar. Für mehr Publikum können noch Sessel dazugestellt werden. Detail: Für den perfekten Komfort wurden nach einer ausgiebigen Testserie die Sitze mit Keilen angehoben und leicht nach vorne geneigt.

Und nun Ultra-HD

Den Beamer hatte ich 2011 in Betrieb genommen, nach 3000 Stunden will die Lampe gewechselt werden. Es war also an der Zeit für ein Update. Mitte Februar dieses Jahres schlug ich zu und besorgte mir den schon lange im Visier habenden Sony VPL-VW270ES, einen UHD-3DLCOS- Beamer. Gleich am Abend die Montierung adaptiert, und ich war so was von begeistert, geradezu berührt ob dieses wunderbaren Bildes! Übergangslose Flächen, tiefes Schwarz, satte Farben, einfach perfekt!

Fazit

Stolz und zu Recht sage ich, dass ich kein Heim-Kino habe, sondern ein Klein-Kino! Ich habe alles kompromisslos und günstig umgesetzt. Bei der Wahl der Komponenten ließ ich mir Zeit und informierte mich gut. Ich habe viel selbst gebaut und konfiguriert. Der letzte Schliff war die Renovierung. Mein Pflichtenheft habe ich erfüllt, sogar eine Kinokarte habe ich entworfen, welche zu meiner Visitenkarte wurde. Ich liebe diese kleinen Details. Ob ich mein Kino denn auch nutze? Ich habe zwei Cineasten-Freunde, die fast jede Woche kommen. Abendessen mit Plauderei, ein, zwei Filme, danach noch ein Getränk bei der Filmkritik. Je nach Wetter sitze ich auch mit meiner Frau im Kino, dann aber Komödien oder Filme „mit schöner Gegend“. Und manchmal sitze ich ganz alleine drinnen und gebe mir Mehrteiler, denn ich hab es ja bequem.

Ausstattung

  • Raum: 5,5 m × 3,3 m × 2,5 m = 18 m²
  • Wände: Beton, Mörtel, Teppich, Akustik-Schaumstoff
  • Heizung: Fußbodenheizung, kuschelige Decken
  • Lüftung: Regelbar, aus oder kaum wahrnehmbar
  • Foyer: vorhanden und gleichzeitig Technikraum
  • Zuspieler: Windows-PC mit Blu-ray-Laufwerk
  • Verstärker: Yamaha RX-V530 (4 x 80 Watt) via S/PDIF
  • Beamer: Sony VPL-VW270ES SXRD 3D UHD via HDMI
  • Leinwand: Aufprojektionsfolie „Opera weiss“, 3 m breit, 16:9
  • Standboxen: 4 Stück „CC83: Mission 2313“, Eigenbau
  • Subwoofer: 2 Stück 17"- „Sub-Zero“ mit 120-Watt-Amplifier
  • Sitze: „Himolla Apollo V“, blauer Lederbezug, verstellbar
  • Bedienung: Funktastatur mit Trackball, Infrarot-Repeated

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Autor Redaktion hifitest
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Datum 03.06.2024, 10:54 Uhr