Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Canton GLE-50 (BJ 1979, Vintage)
Canton-Dreiwege- Mini
Sie kennen das vielleicht: Manchmal geht die Sammelleidenschaft mit mir durch und ich habe das Gefühl, ich muss einfach etwas kaufen, über das ich in einem Forenmarktplatz stolpere. Selten genug, aber ab und zu passiert es, dass ich dabei richtig Glück habe.
So ist es passiert mit der Vintage-Box in diesem Heft: Ich habe die Boxen für kleines Geld im Marktplatz eines von mir frequentierten Forums gefunden, wo sie schon eine Weile wir das sprichwörtliche „sauer Bier“ angeboten wurden. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Markt für gebrauchte Lautsprecher ist komplett übersättigt und bei Standardprodukten eigentlich tot. Klar: Eine große Infinity, JBL oder Yamaha erzielt gute Preise, aber die solide Mittelklasse wird einem quasi nachgeworfen. Auf jeden Fall hatte ich anhand der Angebotsbilder einen etwas größeren Lautsprecher erwartet und war dann angenehm überrascht, als ich zwei doch ziemlich kompakte Boxen aus dem Karton ziehen konnte.
Technik
Und trotzdem hat man es bei Canton 1979 geschafft, wie damals auch noch bei allen anderen deutschen Boxenherstellern, in ein kompaktes Gehäuse drei Chassis zu stecken, natürlich bei stehender Aufstellung mit nebeneinander liegenden Mittel- und Hochtönern. Etwas irreführend sind die Größenbezeichnungen der Treiber: Der Tieftöner wird bei einer Gesamtbreite der Box von 22 Zentimetern als 20-Zentimeter-Treiber angegeben – und hält dabei noch Abstand zu den leicht vorstehenden Seitenkanten. Also: Eher ein 17er, genau so, wie die Mitteltonkalotte mit 30 Millimetern angegeben wird mit leicht furchterregenden 800 Hertz Trennfrequenz. Nun, der Mitteltöner hat dann doch eher 35 Millimeter Durchmesser, während die 20 Millimeter für den Hochtöner hinkommen, der schon ab 2000 Hertz spielt. Das Beste bei den Cantons dieser Zeit und danke nochmal für den Tipp unseres Lesers Stavros Charitidis: Die Kalotten haben einheitliche Frontplattendurchmesser und können daher ganz leicht gegeneinander getauscht werden, so dass eine spiegelsymmetrische Aufstellung möglich ist.
Gehäuse
32 Zentimeter hoch und 22 Zentimeter breit, bei einer Tiefe von nur 18 Zentimetern, ist die geschlossene GLE-50 (die übrigens nicht mit der gleichnamigen modernen Canton Box gleichen Namens zu tun hat). Damit ist typisch für ganze Generationen von Lautsprechern der damaligen Zeit, die ja immer noch als echte Regalboxen konzipiert waren oder sogar an der Wand hingen. Dafür gibt es übrigens zwei Löcher in der Rückwand, mit denen man die Cantons quer oder hochkant ganz einfach aufhängen kann – zwei etwa 2 Zentimeter aus der Wand ragenden Schrauben genügen für sicheren Halt. Einen technischen Fortschritt hat es gegenüber den meisten 70er-Jahre-Boxen gegeben: Statt der fest montierten Kabel mit DIN-Stecker sind hier einigermaßen solide Federklemmen eingebaut, die nicht allzu dicken verdrillten Kabelenden sicheren Halt geben. Die Gehäusekanten sind oben und unten an der Seite abgerundet, während es um die Schallwand herum den ebenfalls üblichen seitlichen Überstand gibt, der den Frontgittern sicheren Halt gibt. Diese sind wie immer sorgfältig zu überprüfen – aus optischen Gründen und aufgrund der Tatsache, dass sie sehr knapp vor den Mitteltonkalotten liegen und diese bei der kleinsten Verformung ganz leicht eindrücken können – auf Dauer der Tod der Beschichtung der Kalotten. Die GLE-50 gibt es in der hier gezeigten schwarzen Version und in einem recht hübschen Holzfurnier, mit dem sie gebraucht aber auch gleich deutlich mehr kosten.
Frequenzweiche
Leider gibt es kein dokumentiertes Weichenschaltbild – die Herstellerangaben stützen aber meine Beobachten der aufwendigen Weichenplatine: 12dB-Filter zwischen Tief- und Mitteltöner und noch steiler zwischen Mittel- und Hochtöner. Der Hersteller gibt die akustischen Flankensteilheiten mit 12 und 16 dB bei der unteren und sogar 20 und 28 dB bei der oberen Trennfrequenz an – angesichts der „sportlichen“ Einsatzfrequenzen für die beiden doch kleinen Kalotten sicherlich richtig. Und jetzt mal im Ernst: Das ist eine wirklich durchentwickelte, hoch seriöse Weiche. Es gibt aus der selben Zeit heutzutage sehr gesuchte Lautsprecher mit einem ganz anderen optischen und chassistechnischen Anspruch, bei denen die Frequenzweichen vergleichsweise „hingerotzt“ wirken und mit einer technischen Entwicklung im Wortsinne nichts zu tun haben. Auf jeden Fall steht Canton hier ganz in der Tradition der großen deutschen Lautsprecherfirmen.
Messwerte
Gemessen habe ich die GLE-50 in stehendem Betrieb über die Mitteltönerseite. Dabei zeigt sich die mehr als gelungene Abstimmung der Box: Der Wirkungsgrad ist ziemlich gut – deutlich über 85 Dezibel bei 2,83V, also knapp 2 Watt bei einer Nennimpedanz von 5 Ohm. Überhaupt ist die Schwankungsbreite des Impedanzverlaufs vorbildlich niedrig – auch ein Indiz für eine saubere Entwicklung. Es gibt einen leichten Oberbassbuckel, einen ausgewogenen Mitteltonfrequenzgang und etwas Unruhe beim Übergang zum Hochtöner – hier machen sich die Gehäusekanten bemerkbar. Betrachtet man sich die Summe der Winkelfrequenzgänge, erkennt man, dass sich die Verläufe im Mittel aber ausgleichen. Der Hochtöner selbst macht einen sehr guten Job: Auf Achse reicht sein Einsatzbereich bis 30 Kilohertz und selbst unter 30 Grad erreicht er noch die 20 Kilohertz. In Sachen Klirr sieht die Sache ebenfalls gut aus: Bei 85 Dezibel sind die Werte bis zum Bass hinunter sehr gut, lediglich der minimal erhöhte k3 unterhalb von 800 Hertz weist auf den tief angekoppelten Mitteltöner hin. Bei 95 Dezibel sind die Werte kaum schlechter, eigentlich steigt hier nur der k2 etwas an, bleibt aber ebenfalls bis in den Bass hinter sehr kontrolliert. Das Wasserfalldiagramm zeigt ein absolut sauberes Verhalten der sehr gründlich bedämpften Box – vielleicht ist das Ausschwingen im Mittelton nicht extrem rasant, dafür gibt es keinerlei Unregelmäßigkeiten. Kritikpunkte? Ja – der typische Oberbassbuckel, mit dem man zeittypisch einen kräftigen Sound vorgaukeln wollte. Das funktioniert auch, nur der erfahrene Hörer stört sich an dem etwas aufdringlichen und etwas monotonen „Tock- Tock-Bass“. Also habe ich kurzerhand einen 470µFKondensator vor den Tieftöner gepackt, der die Sache auf einmal in ein rosiges Licht taucht: Mit dem Kondensator vor dem Bass verschwindet der Oberbassbuckel völlig, während der Bereich darunter den vollen Pegel behält. Dazu kommt eine effektive Subsonic-Wirkung im Bereich nicht mehr übertragbarer Frequenzen, was den Treiber zusätzlich schützt. Und auch der Gesamtfrequenzgang sieht auf einmal ganz anders aus – die untere Grenzfrequenz sinkt schon im Freifeld auf 70 Hertz. Den stetig ansteigenden Gesamtpegel gleicht man durch wandnahe Aufstellung aus – gerne auch auf einer Schreibtischplatte.
Klang
Richtig, richtig gut: Vom überraschend profunden und kompetenten Bassbereich, selbst bei freier Aufstellung, über eine sehr ausgewogene Abstimmung, bis hin zum gut aufgelösten Hochtonbereich macht die kleine GLE-50 einen durch und durch souveränen Eindruck. Für die investierten 50 Euro für die Boxen und ein paar Euro extra plus ein paar Minuten für den Umbau erhält man ein Maximum an Neutralität und Breitbandigkeit und einen echten Problemlöser für beengte Aufstellungsverhältnisse. Bei sehr kurzen Hörabständen sollte man sich etwas Zeit nehmen, den passenden Abstrahlwinkel zu finden, denn die Unruhe um 2-3 Kilohertz kann man bei Änderungen der Hörposition schon bemerken – bei einer festen Position am Schreibtisch oder Mischpult aber kein Problem.
Kaufberatung
Wie gesagt: Die Canton GLE-50 ist wie alle Boxen dieser Generation und Bauart für den Sammler komplett uninteressant, also billig. Schwarze Boxen kosten weniger als die Furnierversion. Wenn möglich, sollte man die Boxen abholen und alle Chassis auf Funktion testen. Ersatzteilbeschaffung ist aber kein Problem – es gibt genug ausgeschlachtete Boxen in Teilen. Wichtig ist vielleicht noch, dass die Gitter nicht eingedrückt sind, aber das war es auch schon.
Fazit
Wenn man auf den Sex-Appeal von Sammler- Boxen verzichten kann, dann ist die Canton GLE-50 eine extrem günstige Wahl für die Beschallung kleiner bis mittlerer Räume.Kategorie: Vintage Hifi
Produkt: Canton GLE-50 (BJ 1979, Vintage)
318-2420
Elektrowelt 24 |
33-1006
Sound Reference |
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenTechnische Daten: | |
Hersteller: | Canton |
Konstruktion: | Canton |
Funktionsprinzip: | Geschlossen |
Bestückung: | 1x 170mm Konus / 1x 35mm Kalotte / 1x 20 mm Kalotte |
Nennimpedanz: | 5 Ohm |
Kennschalldruckpegel 2,83V/1m: | 88dB / 2,83V / 1m |
Abmessungen (HxBxT): | 32 x 22 x 18 cm |
Kosten pro Stück: | 50 - 200 Euro |