Einzeltest: Thorens TAS 1500
Das âpasst-immerâ-MC

Der traditionsreiche Plattenspielerhersteller Thorens entwickelt sich unter neuer Leitung in zunehmendem MaĂe zum Analog- Vollsortimenter. JĂŒngstes Indiz dafĂŒr: der dritte Tonabnehmer im Lieferprogramm
Und es ist wahrlich nicht so, dass die beiden ersten Thorens-Abtaster der Neuzeit so etwas wie âmuss man ja wohl auch im Sortiment habenâ-Produkte wĂ€ren. Ganz im Gegenteil. Mit dem TAS 1600 hat man einen veritablen Pfeil im MC-Köcher, der in der audiophilen Oberklasse ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat. Mit dem SPU TD 124 lĂ€sst man sich gar ein waschechtes SPU bauen, dass es so bei Ortofon gar nicht gibt und das dem Konzept gerade soweit die Ecken und Kanten nimmt, dass man auch ânormaleâ Leute damit alleine lassen kann. Die bisherigen Abtaster erschienen immer ein wenig in Hinblick auf die Kombination mit einem bestimmten hauseigenen Plattenspieler konzipiert, wie die Typenbezeichnungen auch andeuten: Das TAS 1600 soll sich im TD 1600 besonders wohl fĂŒhlen, das SPU TD 124 natĂŒrlich im TD 124 DD.
Das TAS 1500 ist, wie sein groĂer Bruder, ein klassisches Low-Output-MC-System. Eine der erfreulicheren Unterschiede besteht im Verkaufspreis: WĂ€hrend das TAS 1600 derzeit fĂŒr etwas mehr als 1200 Euro verkauft wird, gibt es das TAS 1500 bereits fĂŒr 800 Euro. Rein Ă€uĂerlich sind die beiden farbgebungsbedingt zwar leicht voneinander zu unterscheiden, tatsĂ€chlich stecken sie aber in ansonsten identischen GehĂ€usen.
Thorens lĂ€sst sich den Abtaster in Japan bei Audio Technica fertigen, zweifellos eine der besten Adressen fĂŒr solcherlei Arbeiten. Zum Einen kann man dort auf Dekaden von Know-How zurĂŒckgreifen, zum anderen ist Audio Technica einer der wenigen Betriebe, die Tonabnehmer so weit automatisiert fertigen können, dass dabei echte Serienkonstanz entsteht.
Nun griff Thorens-Eigner Gunter KĂŒrten jedoch nicht einfach ins Audio Technica- Regal und lieĂ sich sein Logo auf eines der bekannten Modelle aus dem Portfolio drucken. Als zwischengeschaltete Instanz fungierte einmal mehr der mit allen HiFi- Wassern gewaschene Industriedesigner Helmut Thiele, dessen Tun uns ja immer wieder mal begegnet, insbesondere in der analogen Welt. Seit geraumer Zeit ist er ja auch mit eigenem Plattenspieler und eigenem Tonarm unterwegs â wir berichteten. Helmut Thiele jedenfalls ist dafĂŒr verantwortlich, dass die Thorens-MCs in so schnieken Aluminium-MaĂanzĂŒgen stecken. Und da die Japaner âTraditionâ auch so verstehen, dass sie bis zum heutigen Tage an der unsĂ€glichen Abtasterbefestigung mit durchgesteckten Schrauben und unten gegenzuhaltenden Muttern beharren, bin ich Helmut schon alleine dafĂŒr dankbar, dass TAS 1500 und TAS 1600 mit zeitgemĂ€Ăen integrierten Befestigungsgewinden geliefert werden.
Vergleicht man die DatenblĂ€tter der beiden Modelle, dann lassen sich auch technisch nur sehr wenige Unterschiede ausmachen. Um ganz genau zu sein: GehĂ€usefarbe und Abtastdiamant. Alles andere scheint absolut identisch zu sein. Mit den im Hörtest gemachten Erfahrungen im Hinterkopf wage ich jetzt mal zu behaupten: Das TAS 1500 ist ganz bewusst als eine etwas gutmĂŒtigere Alternative zum TAS 1600 konzipiert, und dafĂŒr brauchte es nicht viele VerĂ€nderungen.
Die beabsichtigte Heimat das TAS 1500 ist eigentlich das Headshell des neuen Thorens-Tonarms TP 150, aber das ist mitnichten ein Muss und wird auch erst zur nĂ€chsten Ausgabe hin ausprobiert. Mit einer Nadelnachgiebigkeit von 20 ”m/mN statisch und 16 ”m/mN dynamisch ist der Abtaster in Sachen Unterbringung nicht wĂ€hlerisch und dĂŒrfte sich in so ziemlich jedem Tonarm wohlfĂŒhlen, der kein ausgesprochen schweres und steifes Exemplar ist. Auch die sonstigen Parameter entsprechen dem Standard. Eine empfohlene Auflagekraft von 20 Millinewton, ein elektrischer Abschluss mit 100 Ohm â das sind perfekte Durchschnittswerte. Der Generatorwiderstand bewegt sich mit 12 Ohm im zwar ĂŒblichen, fĂŒr 100 Ohm Abschluss aber etwas hohen Bereich, da gilt es ein wenig zu experimentieren. Jenen Widerstand verdankt das TAS 1500 ĂŒbrigens Windungen aus edlem âPCOCCâ-Kupfer, dem legendĂ€ren einkristallinen Material, dem auch im Kabelbereich exzellente Klangeigenschaften nachgesagt werden. FĂŒrs Bewegen der Spulen ist beim TAS 1500 ein NadeltrĂ€ger aus massiven Bor zustĂ€ndig, fĂŒr ein System in dieser Klasse wahrlich keine SelbstverstĂ€ndlichkeit. Am Ende des StĂ€bchens wurde ein Diamant mit âMicro Linearâ- Schliff montiert. Dabei handelt es sich um eine verfeinerte Variante des klassischen elliptischen Diamanten, die als gutmĂŒtig gilt, aber trotzdem mit guten Abtastwerten gesegnet ist.
Die Montage des TAS 1500 erweist sich ob zahlreicher gerader Kanten am Korpus als unproblematisch. Nadel und NadeltrĂ€ger sind erfreulich prĂ€zise zusammen- und eingebaut, so dass die Justage keinerlei Schwierigkeiten mit sich bringt. Die korrekte Position im Reed 1X war schnell gefunden, so dass dem HörvergnĂŒgen nichts mehr im Wege stand. Der blaue Klotz spielte vom ersten Moment an völlig selbstverstĂ€ndlich auf den Punkt. Das BedĂŒrfnis, an Parametern wie Abschlussimpedanz oder Tonarmhöhe zu drehen war absolut nicht da, so souverĂ€n und ausgewogen waren bereits die ersten Töne.
TatsĂ€chlich landete als erstes Led Zeppelins Ăber-Klassiker âStairway To Heavenâ vom vierten Album der Herren Paige, Plant & Co. auf dem Teller. Und das tat hervorragend: Robert Plants stimmt klingt fein ziseliert, steht ganz frei zwischen den Lautsprechern. Das passt auch tonal hundertprozentig, was auch fĂŒr die legendĂ€re Blockflöte gilt, die der Titel in der Rockmusik salonfĂ€hig gemacht hat.Die Akustikgitarre klingt friedlich, detailliert, angenehm, feierlich. Perfekt. Genau so sollte das. Mit zunehmender Spieldauer wird der Song immer ausladender, dramatischer und energischer. Ja, logisch, den Titel kennen wir alle bestens, ich ertappe mich hier aber dabei, besonders intensiv mit den Meriten des StĂŒcks vertraut gemacht zu werden. Es klingt einfach auffĂ€llig intensiv und emotional. Das TAS 1500 glĂ€nzt dabei mit seiner absoluten Geschlossenheit, nicht mit Höchstleistungen in irgendwelchen Einzeldisziplinen. Auch bei den Minimalisten von âBohren & Der Club Of Goreâ erweist sich das System als ausgesprochen gefĂŒhlvoller Vermittler der musikalischen AtmosphĂ€re. Das tolle jĂŒngste Studioalbum âPatchouli Blueâ serviert der Abtaster mit Noblesse und Ăberblick. Das Saxophon klingt eindringlich, voluminös, aber nie giftig. Die Klavieruntermalung ist friedlich, warm und eingĂ€ngig, die Schlagzeugbecken setzen zarte Tupfer mit genau dem richtigen MaĂ an Strahlkraft. Ich vermisse hier genau gar nichts, ganz im Gegenteil: Das ist ein Klangbild, das auf eine unspektakulĂ€re und total selbstverstĂ€ndliche Weise gefangen nimmt â groĂartig. Das funktioniert auch in hitziger Live-AtmosphĂ€re, wie die Herren von LA4 1979 in Montreux unter Beweis stellten: Mit dem Thorens klingtâs eindringlich, der Sound macht es dem Hörer einfach, am Geschehen dranzubleiben und sich einfach mitreiĂen zu lassen.
Fazit
Das TAS 1500 ist ein völlig superlativfreier, aber total stimmiger Abtaster, der ein ungeheuer einladendes und intuitiv fesselndes Klangbild generiert. Einer der besten Allrounder ĂŒberhaupt!Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Thorens TAS 1500
Preis: um 800 Euro
293-1918
Radio Maurer e.K. |
262-2270
hifisound Lautsprechervertrieb |

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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | Thorens, Bergisch-Gladbach |
Telefon | 02204 8677720 |
Internet | thorens.com |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
Gewicht (in g) | ca. 8,2 g |
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