Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Thorens TD 907


Der neue Luxus

Plattenspieler Thorens TD 907 im Test, Bild 1
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Der Markenname „Thorens“ steht ganz zweifelsohne seit vielen Jahren für eine ganz bestimmt Art Plattenspieler zu bauen. Dieser Maxime ist man auch beim brandneuen TD 907 treu geblieben.

Es kommt halt immer drauf an, wie man die Sache betrachten will. Streng genommen ist der TD 907 die neueste Interpretation des Themas „TD 160“, also des 1972 am Markt erschienenen TD-150-Nachfolgers (welcher bekanntermaßen beim Linn LP 12 Pate stand). Der TD 907 ist nicht Thorens‘ erster Versuch, die Legende wiederauferstehen zu lassen, aber ganz zweifellos der teuerste: Das nackte Laufwerk kostet 10.000 Euro, was ziemlich heftig ist. Trotz des zweifellos hübschen Zebrano-Furniers unseres Testgerätes. Demgegenüber nimmt sich der Aufpreis für den Tonarm (ein TP 92 in zehn Zoll Länge) von 1.000 Euro geradezu human aus. Ob‘s Ihnen das wert ist, müssen Sie ganz alleine entscheiden, zweifelsohne hat sich der Hersteller ein paar nette Gimmicks einfallen lassen, um das Paket potenziellen Interessenten schmackhaft zu machen.

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Die Formensprache: klassisch. Mit ein paar Designspielereien wie der umlaufenden Fase am oberen Rand der Zerge mit der leicht versenkt eingebauten Deckplatte. So was macht kein Ingenieur, auf solche Ideen kommt nur ein Designer: Der hier zuständige Mann heißt Helmut Thiele, ist in unserer Nachbarschaft in Duisburg ansässig und arbeitet schon seit Jahren für Thorens und andere Plattenspielerhersteller. Im Umgang mit dem TD 907 macht sich schnell das typische „Thorens-Gefühl“ breit: In der Zarge ist ein schweres Subchassis ziemlich weich aufgehängt und neigt beim Transport des Gerätes zum Aufschaukeln. Jeder, der schon mal einen Vintage-Thorens von einem Zimmer ins andere getragen hat dürfte das Gefühl kennen. Mir ist klar, dass es für diesen Fall Transportsicherungen gibt, natürlich auch beim TD 907. Grund für solcherlei Bewegungsfreiheit ist das an drei Kegelfedern aufgehängte Subchassis. Die Kegelform ist seit Jahrzehnten wegen ihres progressiven Charakters und relativ geringer Taumelneigung bewährt. Die Federn im TD 907 sind ganz bewusst nicht mit Schaumstoff oder Ähnlichem bedämpft – dafür hat man nämlich eine ganz spezielle Konstruktion ersonnen. Auf der Bodenplatte des Laufwerks ist eine MDF-Platte befestigt, an deren Oberseite etwas befestigt ist, das verdächtig an eine Lautsprechermembran mit entsprechender Sicke erinnert – vermutlich ist‘s auch eine solche. Der „Membranhals“ ist genau auf Höhe des Tellerlagers mit dem Subchassis verbunden. Das unter der Membran eingeschlossene Luftpolster dient als Dämpfer, das den Bewegungsdrang des Subchassis hemmt. Diese Hemmung ist einstellbar, in dem man ein verstellbares Maß an Undichtigkeit zwischen dem Luftvolumen und der Außenwelt schafft. Ein etwas merkwürdig ausschauender Hebel ragt hinten unter dem Laufwerk hervor. Verdreht man ihn, kann man die Dichtigkeit des Polstervolumens einstellen. Das geht im Betrieb und erlaubt es, die klanglichen Auswirkungen der Maßnahme unmittelbar nachzuvollziehen. Die Anordnung ist clever und zwingt das Subchassis ein Stück weit zu senkrechter Bewegung. Die drei Federn sind identisch, deshalb braucht‘s einen Gewichtsausgleich, um eine gleichmäßige Belastung zu garantieren – ein solcher ist erfolgt, um das Gewicht des Tonarms zu kompensieren. Das Subchassis ist über drei Schrauben waagerecht justierbar. Das Subchassis selbst besteht aus einem vom Hersteller „triCom“ getauften Verbundmaterial, bei dem drei Lagen Aluminium und drei Lagen Delrin/POM wechselweise übereinandergeschichtet werden. Das Resultat ist steif und dämpft gut. Sehr ungewöhnlich ist der Umstand, dass beim TD 907 nicht nur Tellerlager und Tonarm am Subchassis montiert sind, sondern auch der Antriebsmotor. Während andere Hersteller ein Subchassis mit der Entkopplung vom Motor argumentieren, versucht Thorens das exakte Gegenteil, was man durchaus begründen kann: Die direkte Verbindung von Tellerlager und Motor sorgt für ein dynamisch besseres Verhalten des Antriebs. Das Tellerlager besteht aus einer in eine Edelstahlhülse eingepressten Bronzebuchse, unten aus dem Teller ragt das passende Gegenstück in Gestalt eines harten Stahlstiftes heraus. Das Lager ist ölgeschmiert, eine Lagerkugel fängt die vertikalen Kräfte auf. Der Teller selbst ist eine rund 1,8 Kilogramm schwere Verbundkonstruktion aus Aluminium und schwarzem Acryl, die auf dem 1,5 Kilo schweren Subteller ruht. Eine hübsche Korkmatte gehört zum Lieferumfang, besser klingt‘s aber ohne sie. Den Antrieb besorgt ein Synchronmotor mit elektronischer Steuerung, die Drehzahl (33 1/3 und 45 Umdrehungen) ist justierbar. Den Betriebszustand wählt standesgemäß ein Knebelschalter links oben auf dem Laufwerk. Die Stromversorgung mit geregelter Gleichspannung übernimmt ein externes Netztei der solideren Art. Das Tonarmbrett besteht ebenfalls aus einem triCom-Sandwich und ragt über die Laufwerksdeckplatte hinaus – wie damals beim TD 160. Der zehn Zoll lange TP 92 passt perfekt auf das Laufwerk, natürlich ist eine andere Tonarmbestückung denkbar: Es dürfte kein Problem darstellen, entsprechende Armbasen zu fertigen. Ob das sinnvoll ist, sei dahingestellt: Der TP 92 ist nicht nur ob seines günstigen Preises eine hervorragende Option für dieses Laufwerk. In der Tat dürfte er einer der am besten durchentwickelten Tonarme am Markt sein, ich kann mich gut an die Schwingungsanalysen vieler Prototypen mittels Laser-Interferometrie erinnern, die während der Entwicklung beim Essener Lautsprecherspezialisten Karl-Heinz Fink duchgeführt wurden. Das Resultat war ganz eindeutig: Am Besten funktioniert ein schlichtes Aluminiumrohr mit Bedämpfung an der richtigen Stelle, deshalb der „Knubbel“ ungefähr mittig auf dem Tonarmrohr. Hinten sitzt ein kompakter kardanischer Lagerblock, vorne ein verdrehbares Headshell. Die Zehnzoll-Version des Arms ist ziemlich neu, geometrische Daten waren noch nicht aufzutreiben. Die effektive Masse sollte aber im oberen Bereich von „mittelschwer“ liegen, was für fast alle gängigen Abtaster passen sollte. Eine Tonabnehmerempfehlung gibt der Hersteller nicht, also greife ich auf Bewährtes zurück und montiere ein Benz „LP-S“. Dabei stoße ich auf ein kleines Problem: Das mitgelieferte Gegengewicht für den Tonarm ist zu leicht, praktisch kein Abtaster ist damit auszubalancieren. Das dürfte dem frühen Serienzustand des Gerätes geschuldet sein, es gibt definitiv schwerere Gegengewichte für den TP-92. Mit etwas Improvisation (Zusatzgewicht) klappt‘s dann doch und der TD 907 kann zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Dynamik war eine Maxime bei der Entwicklung? Das hat geklappt: Das Gerät spielt überaus kraft- und druckvoll und verbreitet in tiefen Lagen unmittelbare Freude. Trentemöllers synthetische Bässen pumpen, dass es eine Freude ist; hier kann von meinen gerade verfügbaren „Gegnern“ gerade noch der Reed Muse 1C mithalten. Nach oben hin diktiert die unbestechliche Ehrlichkeit des Benz-Abtasters das Bild; noch mehr Atmosphäre und Raum würden mit dem Lyra Atlas gehen, da bin ich sicher. Ebenfalls eine exzellente Wahl: Das große Clearaudio-MM Maestro V2, das auch in diesem Plattenspieler seine gelungene Synthese aus MM- und MC-Tugenden unter Beweis zu stellen mag. Mit seiner Hilfe habe ich die Auswirkungen des einstellbaren Luftdämpfers untersucht: Mit zugedrehter Luftzufuhr tendiert das Klangbild minimal zu Nervosität, darunter halte ich die Einstellung für recht unkritisch. Mit maximaler Luftzufuhr fällt lediglich auf, dass sich der Thorens auch von schlechten, weil instabilen Stellflächen nicht beeindrucken lässt. Ein großer und erwachsener Plattenspieler? Definitiv.

Fazit

Thorens‘ aktuelle Annährung an den Klassiker TD 160 erfüllt hohe Ansprüche an die Wiedergabedynamik und kann so eingestellt werden, dass er auch unter ungünstigen Voraussetzungen bestens funktioniert – selten in dieser Klasse.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Thorens TD 907

Preis: um 11000 Euro

11/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Reichmann Audiosysteme 
Telefon 07728 1064 
Internet www.reichmann.audiosysteme.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 470/190/380 
Gewicht (in Kg) ca. 10 kg 
Unterm Strich... Thorens‘ aktuelle Annährung an den Klassiker TD 160 erfüllt hohe Ansprüche an die Wiedergabedynamik und kann so eingestellt werden, dass er auch unter ungünstigen Voraussetzungen bestens funktioniert – selten in dieser Klasse. 
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Datum 04.11.2017, 09:59 Uhr
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