Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Thorens TD 160 HD


Die Legende lebt ...

Plattenspieler Thorens TD 160 HD im Test, Bild 1
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Der gute alte Thorens TD 160? „Gibt‘s den denn noch?“ fragen Sie sich sicher. Ja es gibt ihn wieder, und zwar besser als je zuvor...

Gerüchten zufolge stehen in Deutschlands Wohnzimmern – oder vermutlich eher in Kellern und auf Dachböden – noch rund 800.000 alte Thorens- Plattenspieler. Bei mir sind‘s derzeit drei, und ich bin mir darüber im Klaren, dass ich damit im Kreise der „echten“ Thorens-Liebhaber noch nicht mal ein mitleidiges Lächeln ernte. Diese Jungs sammeln nämlich alles, was den prestigeträchtigen Namen trägt und auf gar keinen Fall nach der Jahrtausenwende gefertigt sein darf. Das war nämlich ungefähr die Zeit, als das Werk im badischen Lahr seine Pforten schloss, und nur dort – oder in noch deutlich früheren Zeiten in der Schweiz – darf ein „richtiger“ Thorens gefertigt sein. Jeder, der einen alteingesessenen Markennamen auf ein modernes Produkt klebt, hat‘s in dieser Gemeinde naturgemäß schwer; inwieweit derlei Klassikerfetischismus auf Tatsachen, beruht steht freilich auf einem ganz anderen Blatt.
Allerspätestens jetzt, mit dem Erscheinen des neuen TD 160 HD, sollte allerdings auch der letzte Ebay- Schnäppchenjäger einsehen, dass man einen „richtigen“ Thorens nicht unbedingt in erbärmlichem Zustand für kleines Geld „schießen“ muss, um ihn dann mit Mengen von teuren Zubehörteilen und einer optischen Kernsanierung in einen Zustand zu versetzen, in dem er einigermaßen gescheit Musik spielt. Nein, man kann ihn kaufen, und zwar zum Preis von 2.000 Euro inklusive Tonarm.

Ausstattung


Mit acht Kilogramm Gesamtgewicht ist der TD 160 HD in Sachen Masse weit von den in dieser Preisklasse heutzutage üblichen Gewichtsorgien entfernt. Das darf er auch, denn wie es sich für ein Gerät mit diesem Namen gehört, ist Schwingungsabsorbtion durch Masse nämlich nicht das primäre Funktionsprinzip des Gerätes.

Plattenspieler Thorens TD 160 HD im Test, Bild 2Plattenspieler Thorens TD 160 HD im Test, Bild 3Plattenspieler Thorens TD 160 HD im Test, Bild 4Plattenspieler Thorens TD 160 HD im Test, Bild 5Plattenspieler Thorens TD 160 HD im Test, Bild 6Plattenspieler Thorens TD 160 HD im Test, Bild 7Plattenspieler Thorens TD 160 HD im Test, Bild 8
Das war‘s beim 1972 erschienenen Namensgeber auch schon nicht, doch der wog noch einiges mehr. Der Grund dafür war ein ganz einfacher: Damals musste man eine ganze Reihe von Teilen einfach noch aus Metall herstellen, weil es die werkstoffmäßigen Möglichkeiten des einundzwanzigsten Jahrhunderts schlicht noch nicht gab.Der 160 HD steckt in einer Zarge aus HDF. „Hochdichte Faserplatte“ ist der Lieblingswerkstoff aller Fußbodenlaminathersteller, und das aus gutem Grund: Das Material ist stabil, steif, gut zu bearbeiten und verfügt über breitbandige Dämpfungseigenschaften – genau das, was man hier braucht. Nur bedingt durch Materialwahl, Dimensionierung und Steifigkeit der Verbindungen der einzelnen Platten führt die Zarge des TD 160 HD ein erfreulich geringes akustisches Eigenleben.
Das erste Teil, das beim Aufarbeiten eines alten Thorens immer auf den Müll fliegt, ist die dünne Hartfaser- Bodenplatte. Auch hier hat Thorens beim HD einen richtigen Job gemacht und dem Gerät ein stabiles, mit einer spiralförmigen Fräsung versehenes Brett spendiert. Diese Fräsung ist mit „RDC“ gefüllt. RDC steht für „Resonance Deadening Components“ und beschreibt Verbundwerkstoffe aus Gummi mit verschiedenen Beimengungen, die in ihrer Dämpfung genau dahin getrimmt werden können, wo sie hin sollen. Wo „RDC“ drauf steht, da ist Kurt Olbert nicht weit, und in der Tat zeichnet der Erfinder dieses Materials als Entwickler für den TD 160 HD verantwortlich; dass der Mann Plattenspieler bauen kann, beweist er schon seit Jahren mit den viel gepriesenen Modellen seiner eigenen Firma „Clearlight Audio“. Der so aufgebauten Laufwerksgrundplatte jedenfalls hat Olbert unerwünschte Schwingungen weitgehend abgewöhnt; auch die Spikes, auf denen der HD steht, bestehen aus einer Variante des gepressten Verbundmaterials.

Technik


Subchassis? Mehr oder weniger. „Wabbelorgien“ wie bei den alten Thorens-Modellen sind vom TD 160 HD jedenfalls nicht zu erwarten. Zwar werden Tellerlager und Tonarm „ordnungsgemäß“ von einer vom Gehäuse entkoppelten Platte getragen (beim Ur-160er war das übrigens ein heftig resonierendes gekantetes Blech), aber diese ist nicht mehr in Kegelfedern aufgehängt. Vielmehr sind es drei ziemlich aufwendige „Gummipuffer“, die Zarge und Subchassis verbinden. Die Anführungszeichen stehen deshalb da, weil das dem Konstrukt nur sehr bedingt gerecht wird, vielmehr handelt es sich um Dämpfer auf Silikonbasis, oben und unten mit je einem Sorbothanelement abgeschlossen. Damit sind die Zeiten des lautstark an den Begrenzungen anschlagenden TD-160-Subchassis vorbei, beim Neuen werden auch übertriebene Auslenkungen erheblich gesitteter abgefangen. Dem kommt auch der Umstand zugute, dass der HD nicht mehr so viel Gewicht zu tragen hat, und das liegt in erster Linie an der Tellerkonstruktion. Bei den alten Modellen gab‘s noch einen getrennten Innen- und Außenteller, wobei zumindest Letzterer ein massives Gussteil war. Auch der HD hat einen innen liegenden Antrieb, aber der wurde hier mit einem einteiligen Teller realisiert: An der Unterseite des matten Acryltellers gibt‘s eine breite Nut, auf deren Innenkante der Riemen läuft. Das macht die Montage des Antriebsriemens nur etwas für Leute mit etwas geschickteren Fingern – oder man benutzt das beiliegende trickreiche Riemen- Montagewerkzeug, das die Angelegenheit auch für Grobmotoriker lösbar macht.Ein relativ dünner Acrylteller allein – das war, trotz der günstigen Resonanzeigenschaften des Materials, zu wenig für die Neuaflage des Klassikers. Und so verpasste Kurt Olbert dem Neuen eine ganz besondere Tellermatte – oder bei Bedarf auch zwei. Das Material wird landläufig „Gummikork“ genannt und verfügt über ein recht hohes Gewicht, genau passende Dämpfungseigenschaften und gibt sich auch in Sachen elektrostatischer Aufladung zahm.Eine dieser Matten – die mit der großen Aussparung in der Mitte ist Pflicht auf dem Thorens, die zweite (nur mit einer Bohrung für die Achse) kommt optional bei dicken Platten (180 Gramm-Pressungen) zum Einsatz. Gut gefällt die leichte Vertiefung im Teller, in dem die untere Matte passgenau „weitgehend“ verschwindet, der stoßempfindliche Rand liegt so nicht mehr in der „Schussline“ des Bedieners.Als Lager für diese Tellerkonstruktion wird eine robuste, ölgeschmierte Konstruktion „normaler“ Bauart eingesetzt: Die Stahlachse steckt im Teller und taucht in eine Hülse im Subchassis ein. Eine Kugel gibt‘s nicht, die an die Achse angedrehte Rundung läuft direkt gegen den Kunststoff-Lagerspiegel am Boden der Hülse. Jene ist zur Beruhigung übrigens wiederum in einen Block aus RDC eingelassen. Angetrieben wird das Ganze von einem Synchronmotor unterhalb des Tellers; in die erwähnte Tellernut ragt die Riemenscheibe hinein. Sie besteht aus Kunststoff und hat einen relativ großen Durchmesser; so kommt man mit geringer Antriebsdrehzahl hin. Der Motor bezieht seine Energie aus einem externen Netzteil, die Steuerwechselspannungen werden elektronisch erzeugt; deshalb gibt‘s beim HD auch eine Geschwindigkeitsumschaltung per Schalter und nicht, wie „damals“, durch Umlegen des Riemens.Beim Tonarm geht Thorens keinerlei Risiko ein und montiert eigene Varianten der bekannten Rega- Tonarme; bei unserem Testgerät war‘s der kleinere „TP250“, für 100 Euro mehr gibt‘s den „TP300“. Dass man mit beiden Armen hervorragend Musik hören kann, haben Generationen von Plattenspielern bereits bewiesen. Thorens hat übringens auf die normalerweise fest am Arm angeschlossenen Signalkabel verzichtet und rückseitig zwei Cinchbuchsen eingebaut, was die Flexibilität in Sachen Leitung natürlich enorm erhöht. Was es gar nicht gibt, ist eine Erdungsklemme – allerdings darf man sich beim fast metallfreien Aufbau des Gerätes auch fragen, wo man die eigentlich hätte anschließen sollen. Das leidige Problem der Regas – die mangelnde Höhenverstellung hat der TD 160 HD nicht. Die RDC-Tonarmbasis ist nämlich mit einem Klemmmechanismus ausgestattet, die das Verschieben des Armschaftes nach dem Lösen einer Inbusschraube ermöglicht. Das geht nicht superkomfortabel, aber es tut – und das ist die Hauptsache.

Hörtest


Zu Beginn durfte das unverwüstliche Benz ACE L, nach wie vor der Alleskönner-Tonabnehmer in der 500-Euro-Klasse, seinen Platz unter dem Headshell des Thorens-Rega einnehmen. Um in ein paar Minuten klarzumachen: Das hier hat nicht mehr viel mit dem Sound eines alten 160ers zu tun. Das Kürzel „HD“ in der Typenbezeichnung des Drehers steht für „High Definition“, und der Dreher macht diesem Zusatz alle Ehre: Das Klangbild des neuen ist ziemlich genau das, was man dieser Tage unter „modern“ versteht. Vorbei sind die Zeiten, als ein Thorens eher gemächlich-polterig durch den Basskeller schlurfte; der HD zelebriert tiefe Töne spannend, tendenziell schlank, bestens differenziebar und exzellent konturiert. Er spielt vielleicht nicht ganz so abgrundtief wie die echten Großkaliberlaufwerke, aber spannend, schnell und auf den Punkt. Dynamisch macht ihm so schnell keiner was vor, so dass auch das legendäre Hubschrauberspektakel auf Pink Floyds „The Wall“ mal wieder richtig Laune macht. Staubtrocken, perfekt in den Raum modelliert – das scheint schon fast ein wenig zu asketisch, zu wenig „analog“. Dem kann man Abhilfe schaffen, in dem man einen etwas „saftigeren“ Tonabnehmer montiert. Das Denon DL-103R erwies sich als die richtige Wahl, um ein wenig mehr Wärme ins Spiel zu bringen, ein bisschen mehr Groove in den Drive zu mischen. Noch ein Stück harmonischer wurde das Geschehen mit dem Grado Statement Master; es entlockte wunderschön aufgeräumten Stimmbereich und einen fein gesponnenen, dezent strahlenden Hochtonbereich – große Klasse.

Fazit

Glückwunsch zum erfolgreichen Transfer eines klassischen Konzeptes in ein neues Zeitalter. Der TD 160 HD macht seinem Namen alle Ehre, spielt sogar erheblich ehrlicher, nuancierter und zackiger als sein Urahn. Mit etwas Sorgfalt bei der Tonabnehmerauswahl zweifellos ein Spitzenplattenspieler.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Thorens TD 160 HD

Preis: um 2000 Euro

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2/2013
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Thorens TD 160 HD

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Sintron, Iffezheim 
Telefon 0 72 29/18 29 50 
Internet www.thorens.com 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Ausstattung
Abmessungen (B x H x T in mm) 430/175/340 
Gewicht (in Kg) 8 kg 
Kurz und knapp
+ + dynamischer Klang, resonanzarme Konstruktion 
+ + hochwertiger Tonarm inklusive 
Klang
Labor 1,1 
Praxis 1,2 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung sehr gut 
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Datum 25.02.2013, 17:07 Uhr
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