Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Elac Miracord 90 Anniversary


Geburtstagskind

Plattenspieler Elac Miracord 90 Anniversary im Test, Bild 1
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Ja, ich weiß: Wir sind etwas spät dran mit diesem Test, weil Elac seinen Wiedereinsteg ins Plattenspieler-Metier schon vor einem halben Jahr gefeiert hat. Trotzdem: Es war‘s wert, auf das Gerät zu warten

Elac feierte letztes Jahr seinen neunzigsten Geburtstag. Was in grauer Vorzeit als spezialisiertes Unternehmen für Unterwassgerätschaften auf Ultraschallbasis begann, ist heute ein weltweit agierender Unterhaltungselektronikkonzern. Lag das Hauptaugenmerk in den letzten Jahrzehnten auf Lautsprechern, bemüht man sich in der jüngeren Vergangenheit, den Schritt zum Vollsortimenter zu vollziehen. Da macht auch ein Plattenspieler Sinn, immerhin beherrschten Elac, Thorens und Dual zusammen lange Jahre große Teile des Plattenspieler-Weltmarktes. Elacs „Miracord“-Plattenwechsler waren Legende und sind bis heute gesuchte Sammlerstücke; natürlich musste auch der Jubiläumsdreher das prestigeträchtige Label tragen.

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Damit wären die Anleihen bei der hauseigenen Vergangenheit weitgehend erschöpft, der „Miracrd 90 Anniversary“ ist nämlich eine topmoderne Konstruktion. Er wurde komplett in Kiel entwickelt, dort wird er auch zusammengebaut, die Zulieferer sind natürlich über den ganzen Globus verteilt. Das Gerät kommt komplett mit Tonarm und MM-Tonabnehmersystem und kostet 2.500 Euro. Das scheint in Anbetracht des Gebotenen durchaus fair, die gut 17 Kilogramm Lebendgewicht sind mit reichlich Gehalt versehen. Auch der Designer hat einen guten Job gemacht, der Elac wirkt modern, kompakt und stilsicher proportioniert. Bereits der erste Anschein verrät: Es handelt sich um ein riemengetriebenes Gerät. Der offen zur Schau gestellte Antriebsmotor residiert zur Abwechslung mal vorne links, was technisch die bessere Variante gegenüber der üblichen Platzierung links hinten ist: Die geringere wirksame Riemenlänge zwischen Motorpulley und der Stelle am Teller, an der die Abtastung stattfindet, sorgt für eine kraftschlüssigere Übertragung der Antriebsenergie an die richtige Stelle. Wenn wir schon mal an der Stelle sind: Der Teller ist eine imposante sechseinhalb Kilo schwere Aluminiumscheibe. Er ruht, obschon an seinem Außenradius angetrieben, auf einem Subteller. Zwischen beiden Elementen sorgen vier Silikondämpfer für Entkopplung, auch die Tellerachse ist nicht durchgängig. Ans Lager selbst lässt mich der Hersteller nicht ohne Weiteres heran. Glauben wir dem Hersteller, der von Sinter bronzebuchse, gehärteter Stahlachse und einer acht Millimeter durchmessenden Rubinkugel spricht. Die Sache mit dem entkoppelten Teller funktioniert in der Praxis übrigens ziemlich gut: Ich kann keinerlei nennenswerten Höhenschlag durch die recht weiche Aufl age erkennen. Der weiche und breite Flachriemen läuft motorseitig auf einem ballig geschliffenen Pulley. Der Motor ist zweifach von der dicken massiven MDF-Zarge entkoppelt; zusätzlich zur Aufhängung des „Triebwerks“ in einer Lautsprecher-Zentrierspinne gibt‘s eine noch elastischere Konstruktion außen herum. Der Motor läuft angenehm ruhig und leise, auf dieses Aggregat ist Elac auch ziemlich stolz: Es handelt sich um eine besondere Bauform eines Gleichstrommotors. Er wird mit einer ziemlich aufwendigen Regelelektronik zum Antreiben des schweren Tellers überredet: Das Hochfahren erfolgt betont langsam, alles andere würde auch nur zu Riemenschlupf führen. Dem Vernehmen nach gibt‘s auch eine Rückmeldung der Tellerdrehzahl, so dass hier eine echte Drehzahlregelung stattfindet. Gestartet wird mit dem äußeren Ring des Drehschalters vorne rechts. Das Hochfahren des Tellers dauert gut zehn Sekunden, dass Erreichen der Nenndrehzahl wird von der eingebauten Leuchtdiode mit blassblauer Farbe quittiert. Wenn die Drehzahl nicht stimmt, leuchtet sie übrigens grün, was sich mir nicht recht erschließen will. Auch nicht das Vorhandensein eines dezenten Pitch-Reglers, der im Inneren des Motorschalters vorhanden ist: Der geregelte Antrieb zieht die Tellerdrehzahl immer aufs Sollmaß, da gibt‘s nichts zu korrigieren. In Anbetracht der Beschleunigungsrate des Tellers empfiehlt es sich, die Platte mit eingeschaltetem Antrieb umzudrehen oder zu wechseln. Das geht wegen der dicken und weichen Filzmatte auf dem Teller ohne Probleme, motiviert den sensiblen Antrieb aber öfter zum Nachregeln, was ebenfalls seine Zeit dauert. Blick nach rechts: Der Tonarm des Miracord 90 Anniversary ist offensichtlich nicht so ganz in Eigenregie entstanden und dürfte aus Erlangen zugeliefert sein. Es handelt sich um eine kardanisch gelagerte Anordnung mit ringförmigem Joch, in dem ein schwarz glänzendes Kohlefaser-Armrohr eingespannt ist. Was mir beim Einstellen der Auflagekraft aufgefallen ist: Der Arm ist in der Vertikalen etwas schwergängig, offensichtlich wurden die seitlichen Spitzenlager hier zu stramm eingestellt. Ich habe nicht dran gedreht, das sollte aber durchaus justierbar sein. Der Neunzöller macht seine Sache ansonsten gut, der ungedämpfte Lift ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig direkt, das Antiskating wird wie üblich mit einem gewichts belasteten Faden erledigt. Vorne im sowohl in Sachen Überhang als auch Kröpfung verstellbaren Headshell ist ein MM-Abtaster vormontiert, der – richtig – von Audio-Technica zugeliefert wird. Das ist kein einfach umgelabeltes Standardmodell der Japaner, sondern eines, das tatsächlich nach Kieler Spezifikationen gefertigt wird. Der Micro-Line-Nadelschliff ist hier ebenso untypisch wie die recht geringe optimale Auflagekraft von nur 14 Millinewton. Es dürfte sich um einen Abtaster mit recht hohe Nadelnachgiebigkeit handeln, der in dem eher leichten Arm gut funktionieren sollte. Das tut es ohne Probleme, reizt die ambitionierte Maschine aber eindeutig nicht aus. Da Elac sich mit dem Miracord 90 Anniversary aber auch an Vinyl-Neu- oder -Wiedereinsteiger wendet, ist die vormontierte Komplettlösung, bei der man nur noch die Auflagekraft justieren muss, sicherlich die richtige Wahl. Ambitionierte Anwender dürfen gerne ein MC der gehobenen Güteklasse einbauen. Die Tonabnehmersignale sind rückseitig an einem Paar Cinchterminals abzuholen, ein passendes Anschlusskabel zum Phonovorverstärker liegt dem Gerät bei. Strom wird über ein kleines, ausgelagertes 18-Volt-Schaltnetzteil zugeführt. Und? Wie klingt er so, der Schönling aus dem hohen Norden der Republik? Übers ganze Spektrum relativ drahtig und kernig, was bei einem MM-Tonabnehmer etwas überrascht. Der Abtaster reagiert recht deutlich auf die Abschlusskapazität, mit rund 300 Picofarad legt er die Vorwitzigkeit in den Höhen ab und tönt schön seidig und transparent. Das 2005er-Springsteen-Album offenbart eine schön griffige und gut durchhörbare Stimmmwiedergabe, die akustische Gitarre hat Zeichnung und geht im Geschehen nicht unter. Die Münchener Stoner-Pioniere von Colour Haze und die am unteren Ende des Spektrums nicht weniger ambitionierten Herren von Rotor aus Berlin überzeugen mich letztlich davon, dass ich unten ein bisschen mehr will, und so durfte probehalber das Lyra Kleos in den Elac einziehen. Jawohl, das ist eine andere Welt: Die Wiedergabe gewinnt deutlich an Substanz und Geschmeidigkeit. Kein Beinbruch, ein Upgrade steht dem Elac-Besitzer jederzeit offen. Aber auch so weiß der Dreher aus Kiel mit einer Menge klanglicher Qualität zu gefallen und erweist sich als würdiges Jubiläumsmodell.

Fazit

Elacs Jubiläumsplattenspieler ist ein feines Stück Technik in äußerst attraktiver Aufmachung. Er klingt transparent und geschmeidig, der Einsatz eines anderen Tonabnehmers kann ihn nochmals deutlich weiterbringen.

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Produkt: Elac Miracord 90 Anniversary

Preis: um 2500 Euro

11/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Elac, Kiel 
Telefon 0431 64 7740 
Internet www.elac.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 470/170/360 
Gewicht (in Kg) ca. 17 kg 
Unterm Strich... Elacs Jubiläumsplattenspieler ist ein feines Stück Technik in äußerst attraktiver Aufmachung. Er klingt transparent und geschmeidig, der Einsatz eines anderen Tonabnehmers kann ihn nochmals deutlich weiterbringen. 
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Datum 02.11.2017, 10:01 Uhr
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