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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Edwards Audio TT 3 SE
Red Baron
So sehr der Mensch grundsätzlich die Veränderung vermeidet: Manchmal lassen sich Änderungen nicht umgehen. Und manchmal – nach dem Motto „Wer weiß, für was es gut ist“ – kommt dabei etwas durch und durch Positives heraus
Es begab sich, dass durch einen Vertriebswechsel Stefan Becker und sein BT Hifi Vertrieb vor einiger Zeit ohne analoges Frontend dastanden – das ist besonders blöd, wenn man einen absoluten Klassiker wie die Tonabnehmer-Legende van den Hul im Programm hat. Nach einiger Zeit der Suche – man möchte ja standesgemäß auch nicht irgendetwas ins Sortiment aufnehmen – konnte man nun die britische Marke Talk Electronics in die eigenen Reihen aufnehmen. Neben der preisgünstigen und sehr kompletten Elektroniklinie bietet man dort – wichtig für uns – eine ganze Serie von Plattenspielern an, die vom Einsteigersegment bis zur gehobenen Mittelklasse reichen.
Das meine ich qualitativ, preislich orientiert man sich eher nach unten. Ein sympathischer Zug, den man mit den Kollegen von Rega gemein hat, auf deren Komponenten ja auch die Edwards-Audio-Plattenspieler basieren. Und doch wäre es falsch, die Marke als reinen Veredler zu betrachten – hier stecken durchaus auch ein paar eigene Ideen drin, wie wir gleich sehen werden. Durch die Upgrade-Möglichkeiten werden aus den fünf grundsätzlichen Abstufungen bei Edwards Audio noch viel mehr verschiedene Modelle, die ab sehr erfreulichen 399 Euro starten. Unser Testgerät, der TT3, ist das Spitzenmodell der Edwards-Audio-Serie von Talk Elektronik. Er kommt als „Brettspieler“ daher, obwohl sich dieser erste Eindruck schon beim zweiten Blick relativiert: Es gibt nämlich zwei „Bretter“: Da wäre zunächst eine 25 mm dicke obere Zargenpartie aus MDF, die hoch glänzend ausgeführt ist, dazu gibt es einen unteren Sockel mit einer Oberfläche in Seidenglanz, in der man den 230-V-Motor untergebracht hat. 230 Volt bedeutet: Kein externes Steckernetzteil – schon einmal ein Vorteil. In der oberen Zargenplatte hat man den hier TA202 genannten Tonarm und die Buchse des Tellerlagers untergebracht. Drei recht gut dämpfende Füße entkoppeln den TT3 effektiv vom Untergrund. Zur Grundausstattung gehört eine Haube, die hier sogar richtige Scharniere hat und somit uneingeschränkt praxistauglich ist. Die in der oberen Zargenplatte eingelssene Lagerbuchse besteht aus Messing. Am Lagerboden gibt es sogar eine Rubinkugel, auf der sich die Keramikachse des Subtellers praktisch verschleißfrei dreht. Diese Konstruktion des Aluminiumsubtellers ist Edwards-eigen, ergänzt durch den speziell gefertigten und sehr auffälligen blauen Antriebsrundriemen. Oben auf dem Subteller liegt der eigentliche 22-mm-Acrylteller, ebenfalls selbst gefertigt. Der TA202 Arm ist natürlich ebenfalls ein Rega-Derivat, das aber intern schon seit ein paar Jahren einen eigenen Evolutionsweg beschreitet: Er basiert auf dem Vormodell EA202 und hat einen sehr genau gefertigten hinteren Träger, der zusätzlich von Hand poliert wird. Der augenfälligste Unterschied zum Rega-Urvater ist das Gegengewicht selbst, das im Gegensatz zur Standardversion als hängende Masse aus Messing ausgeführt wurde, um den Schwerpunkt möglichst tief zu bekommen. Das Beste an dieser in vielen entscheidenden Punkten durchaus eigenständigen Konstruktion ist der Preis: Den Edwards Audio TT 3 SE bekommt man schon ab etwa 1.200 Euro, inklusive der hochglänzenden Lackfinishes. Außerdem gibt es – und das zeigt, wie hoch der Vertrieb die Qualität des Laufwerks einschätzt – ein Set mit dem famosen van den Hul-DDT-2-Tonabnehmer, auf das wir natürlich besonders scharf waren. Das sorgt natürlich fast für eine Verdoppelung des Endpreises auf 2.290 Euro – ist aber, so viel sei schon verraten, die Sache allemal wert. Der TT 3 SE spielt nämlich erstaunlich souverän auf – und ich rede jetzt von der Grundversion mit einem Goldring-System. Schon nach einigen Tönen lehnt man sich als Hörer einfach zurück und macht sich keine Gedanken mehr über Preise und Masse. Die Musik in ihrer Schönheit einfach nur wirken lassen, das geht mit dem TT 3 SE ganz vorzüglich – aber auch, wenn man denn mal genug genossen hat, das Gegenteil: In Sachen Auflösung ist der Edwards Audio nämlich kein Kind von Traurigkeit. In Sachen Grob- und Feindynamik wirkt der Brite präzise und nahe am Original, dabei schafft er es aber doch, deutlich eleganter, musikalischer als viele vor allem der schwereren Kollegen auszusehen. Kann er ein Masselaufwerk wie unsere Referenzen von Acoustic Solid, Transrotor oder Clearaudio aus dem Rennen werfen? Nun, nicht ganz: Die allerletzte Wucht im Bass kann er sich auch nicht aus den Rippen schneiden. Was seinen Charme und die Eleganz angeht, wirkt er aber über alle Maßen als sehr sympathischer Underdog. Was wirklich für Potenzial in dem kleinen Plattenspieler steckt, erfahren wir ganz einfach mit dem Umbau des Tonabnehmers. Der Wechsel auf das van den Hul DDT 2 bewirkt ein nochmaliges Durchatmen – und dann ein Feuerwerk an Emotion und Dynamik. Hatte ich beim damaligen Einzeltest ja schon festgestellt, dass das DDT ein Wolf im Schafspelz und im Herzen ein echter Rocker ist, nimmt es am TT 3 SE aber mal so richtig Fahrt auf: Wenn der Gesamtklang vorher dynamisch schon überzeugend war, gibt es nun einen mitreißenden Auftritt, mit Feuer und Verve, prachtvollen Klangfarben und einer großen Bühne, auf der sich die Musiker richtig austoben dürfen. Wohlgemerkt: Ich rede hier nicht von Unruhe und Nervosität in der Wiedergabe: Die Kombination ist absolut in der Lage, auch die tiefe Ruhe, den ganz großen Spannungsbogen perfekt zu inszenieren, quasi lauernd auf den nächsten dynamischen Sprung, bei dem man wieder richtig in die Vollen gehen kann.Fazit
Mit Edwards Audio präsentiert uns der BT-Vertrieb eine erfrischende neue Stimme im Chor der bezahlbaren Plattenspieler. Das Spitzenmodell TT 3 SE ist dabei ohne Wenn und Aber zu viel Höherem berufen.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Edwards Audio TT 3 SE
Preis: um 1200 Euro
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