Man sollte meinen, dass der Markt mit Phonovorstufen so gut besetzt ist, dass für echte Blitzkarrieren kaum noch Raum vorhanden ist. Das Gegenteil beweist derzeit ein schwarzer Kasten aus Hessen
Mitspieler
Plattenspieler:
Clearaudio Master Reference
Tonarme:
SME 3500
Clearaudio Universal
Clearaudio Magnify
Tonabnehmer:
MFSL C3.5
Clearaudio Goldfinger
Benz ACE SL
Vollverstärker:
Quad II Classic Integrated
Lautsprecher:
Progressive Audio Diablo
Zubehör:
Netzversorgung von PS Audio
NF-Kabel von Transparent
Phonokabel von Straight Wire
Lautsprecherkabel von Transparent
Gegenspieler
Phonovorstufen:
Burmester 100
Trigon Advance
MalValve preamp three phono
„Man müsste eigentlich mal …“ Mit diesem Halbsatz beginnt die Entwicklung ganz vieler Geräte. Im Falle von Michael Bentrup wird es nicht viel anders gewesen sein.
Das Resultalt dessen, was er eigentlich mal hätte tun müssen, ist allerdings ein ziemlich ungewöhnliches. Folgten der Absichtsbekundung doch gleich eine Firmengründung und die Entwicklung des bis dato einzigen Produktes von Monk- Audio: einer Phonovorstufe mit der eher pragmatischen Typenbezeichnung „phono preamplifier“. Das Gerät kostet 1.400 Euro und sorgt am Markt derzeit für Furore – klar, dass wir wissen wollten, woran das denn liegen mag. Ein Teil der Frage beantwortet die unmittelbare Anschauung: Das Gerät ist ein veritables Ausstattungswunder – eine Phonovorstufe mit sieben Drehschaltern auf der Front gibt’s so oft nicht. Der Monk hat drei Eingänge zu bieten, zwischen denen wählt der Schalter oben links. Daneben gibt’s einen Schalter (zweistufig) für die Betriebsverstärkung. Der ist im Zusammenhang mit dem MM-/MC-Umschalter zu sehen, so dass insgesamt vier verschiedene Verstärkungen zwischen 40 und 67 Dezibel möglich sind. Der MC-Betrieb wird beim Monk mit eigens für dieses Gerät angefertigten Übertragern realisiert. Sind diese aktiviert, haben die nächsten beiden Drehschalter Pause: Sie schalten die Eingangsimpedanz und -kapazität in jeweils sechs Stufen um. MM-Fans werden sich über die Möglichkeit, mit Impedanzen zwischen 15 und 220 Kiloohm spielen zu können, sicherlich freuen, ist man hier doch üblicherweise auf den Standardwert von 47 Kiloohm fixiert. Kapazitäten lassen sich zwischen 47 und 820 Picofarad einstellen, das ist absolut praxisgerecht. Michael Brentrup hat bei der Entwicklung dieses Gerätes reichlich Studioluft geschnuppert, das merkt man an einer ganzen Reihe von Dingen. Zum Beispiel am Vorhandensein eines komfortablen Monoschalters, der nicht nur zwischen Mono und Stereo umschalten kann, sondern auch wahlweise das linke oder rechte Signal auf beide Kanäle verteilen kann. Die Bedienungsanleitung argumentiert diesen Schalter übrigens sehr treffend: Bei der Wiedergabe von Monoplatten mit einem Stereo-Setup ist nur das Nutzsignal wirklich monophon, Rauschen und Störungen sind auf beiden Kanälen unterschiedlich verteilt; das schafft eine Art künstlichen Räumlichkeitseindruck. Mit der Mono- Schalterstellung verschwindet dieser, und ein Teil der Störungen kreuzt sich zudem aus – das Rauschen wird leiser. Zeigen Sie mir das mal an irgendeiner anderen Phonovorstufe aus klassischen HiFi-Gefilden. Die ganz große Überraschung jedoch bildet der letzte der sieben Drehschalter: fünf umschaltbare Entzerrerkurven, um auch alte Schallplatten aus Zeiten vor der Allgemeingültigkeit der RIAA-Norm korrekt entzerrt wiedergeben zu können. Der Monk bietet zusätzlich zum Standard Entzerrungen nach NAB, EMI, ffrr/Decca und Columbia. Ähnliches haben wir in der letzten Zeit zwar auch schon an anderen Phonovorstufen entdecken können, aber die spielten preislich in einer ganz anderen Liga. Beim Monk kommt noch hinzu, dass man an all diese Features herankommt, ohne das Gerät zu zerlegen, um Brücken umzustecken, ohne mit winzigen „Mäuseklavieren“ an der Geräterück- oder Unterseite hantieren zu müssen. Der Monk bleibt im Rack, alles ist von vorne erreichbar. Wenn man da mal drüber nachdenkt, kommt man eigentlich nicht umhin, dem Mitbewerb diesbezüglich ein ziemliches Armutszeugnis ausstellen zu müssen. Ach ja: Natürlich muss man für keine Einstellung erst einmal die Bedienungsanleitung zurate ziehen – alle Schalterstellungen sind unmissverständlich beschriftet – es geht doch. Weniger spektakulär geht’s auf der Rückseite zu. Drei Paar Eingangsbuchsen (okay, das ist eigentlich spektakulär), ein Paar Ausgänge, eine Vier-Millimeter-Bananenbuchse für die Erdunng, ein Anschluss fürs externe Netzteil und ein Schalter für die Betriebsspannung. Das ist in diesem Falle natürlich kein Netzschalter, weil er erst hinter der Stromversorgung greift. Jene ist übrigens ein recht simples zugekauftes Steckernetzteil. Nix mit Trafo, Gleichrichter und so, es handelt sich um ein modernes Schaltnetzteil, das das Gerät mit 24 Volt Gleichspannung speist. Ein Blick ins Gerät offenbart einen sauberen Aufbau auf zwei Platinen. Eine davon sitzt direkt hinter der Gerätefront – die schwarz hinterlegte Acrylfront ist übrigens sowohl robust als auch dekorativ – und beherbergt die Drehschalter-Armada, die Eingangsübertrager und eine ganze Reihe von Filterkomponenten wie die Eingangswiderstände und -kapazitäten. Ohne ein paar Leitungen zur Verstärkerplatine und zu den Anschlussbuchsen ging’s verständlicherweise nicht – verschmerzbar. Die Verstärkerschaltung selbst erstaunt. Ich jedenfalls hätte auf ein modernes Operationsverstärker- Ensemble getippt, aber nichts da: Michael Bentrup hat eine sehr reduzierte, mit nur fünf Einzeltransistoren pro Kanal aufgebaute diskrete Lösung gefunden. Die Schaltung ist quasi „Single Ended“ (es gibt auch nur eine Betriebsspannung) und muss nicht dramatisch hoch verstärken – den MC-Betrieb besorgen ja die Übertrager. Die verschiedenen Entzerrungen sind umschaltbare Gegenkopplungszweige für den Verstärker, das ist eine einfache und effektive Lösung. Die Filterung übernehmen durch die Bank Wima-Kondensatoren und Metallfilmwiderstände, alles solider Standard. Wir schrauben zu und sind beruhigt – das ist technisch robust gemacht, die knappe Verstärkerschaltung hat sogar richtig Charme. In der Praxis bestätigte sich eine Sorge nicht, die ich im Vorfeld durchaus hatte: Das Umschalten der vielfältigen Betriebsmodi geht ohne größere Störungen von sich, es knackt nur in seltenen Fällen nennenswert in den Lautsprechern. Trotzdem ist es eine gute Idee, vor dem Umschalten die Lautstärke herunter zu drehen. Auf dem Teller liegt Neil Youngs fantastisches Massey-Hall-Konzert von 1971, im SME steckt das neue Benz ACE SL. Die Kombi passt wie die Faust aufs Auge. Sie stellt Neil Youngs Stimme glockenklar und fest umrissen in den Raum, die Akustikgitarre flüssig und detailliert daneben. Der Monk erlaubt sich dabei kaum eine Meinung in tonaler Hinsicht, er spielt sehr schnell, flüssig und auf den Punkt. Kari Bremnes‘ letztes Album „Ly“ bestätigt den Eindruck: Die Norwegerin klingt frei, frisch und entspannt, die Instrumentierung kräftig, exzellent von der Gesangsstimme separiert und mit ordentlich Schub aus den tiefen Regionen. Der Monk vermeidet es, dem Geschehen eine künstliche Aura anzudichten. Er sieht genau hin, betont die Eigenarten des musikalischen Geschehens, hat aber nichts, was sich als roter Faden durch die Wiedergabe zieht. Letztlich dürfte es das sein, was man allgemein mit „Neutralität“ bezeichnet. Klar, wenn man’s drauf anlegt, geht noch mehr: Der Burmester 100 langt noch etwas zügelloser hin, spielt vor noch ruhigerem Hintergrund und lässt uns den einen oder anderen Ausschwingvorgang noch etwas länger verfolgen – aber hier reden wir auch von komplett anderen Dimensionen in Sachen Preis und Aufwand. Der Monk jedenfalls hat sich seine Aufmerksamkeit redlich verdient. Eine so gut klingende und mit einem so prallen Ausstattungspaket gesegnete Vorstufe wird sich zu diesem Preis schwerlich andernorts finden lassen. Mir ganz persönlich machen die drei umschaltbaren Eingänge außerordentlich viel Freude, denn das ist genau das, was der gemeine Tester so braucht.
Fazit
Kein Glücksgriff, sondern ein wohldurchdachtes und mit Augenmaß realisiertes Konzept zu einem überaus fairen Preis. Das Ausstattungswunder von Monk-Audio klingt außerdem kräftig, schnell und flüssig – große Klasse.