Einzeltest: B&W Bowers & Wilkins PM1

Manchmal ist ein Lautsprecher mehr als ein Schallwandler. Manchmal ist ein Lautsprecher sogar ein echtes Schmuckstück und vermag Auge und Ohr gleichermaßen zu verzaubern. Eines der schönsten Kleinode unter den Kompaktlautsprechern heißt PM1 und kommt vom britischen Hersteller B&W. Ob der Klang der PM1 hält, was die Optik verspricht, haben wir ausgiebig getestet.

Ein wahrlich anspruchsvolles Ziel haben sich die Entwickler bei B&W gesteckt, als es um die Planung der PM1 ging. Ein besonders kompakter Zwei-Wege-Lautsprecher sollte es sein, mit außerordentlich hohem Klanganspruch und uneingeschränkten Möglichkeiten der Musikwiedergabe – inklusive dynamischer Basswiedergabe. Die Grenzen der Physik mit einer PM1 auszuloten, war bereits eine gewaltige technologische Herausforderung; dazu hat man der PM1 ein ansprechendes Design und allerbeste Materialien bei exzellenter Verarbeitungsqualität auf den Weg gegeben.

Ein ganz besonderer Lautsprecher sollte es werden, der sogar mit der renommierten hauseigenen 800S-Serie von B&W mithalten soll.

Konstruktion

„You are beautiful“ – oder auf Deutsch „verdammt hübsch“, waren die ersten Gedanken beim Auspacken der PM1. Der spiegelglatte Pianolack auf den Seitenteilen aus dezentem, dunklem Furnier und eine samtig matte Oberfläche der geschwungenen Schallwand verleihen der PM1 das Flair eines exklusiven Möbelstückes. Passend dazu ist der massive Standfuß (optional erhältlich) nicht minder perfekt verarbeitet. Für einen nur rund 19 x 33 x 25 Zentimeter kleinen Lautsprecher ist die PM1 erstaunlich schwer. Der Grund: In Anlehnung an das Matrixkonzept größerer B&W-Lautsprecher wurde das Gehäuse der PM1 mit aufwendigen Innen-Versteifungen aufgebaut. Zusätzlich dazu hat B&W zur Erhöhung von Stabilität und Resonanzarmut die massiven Seitenteile aufgedoppelt. Nicht genug – das elegante Kunststoff- Formteil der Schallwand besitzt auf der Rückseite eine Wabenstruktur, die sogar noch mit einem Harzverbundstoff ausgefüllt wurde. Diese schiere Masse und die dämpfenden Materialien führen zu dem beachtlichen Gewicht und vor allem zu einem quasi perfekten Lautsprecher- Gehäuse.

Technik

Tief in die technische Trickkiste muss ein Entwickler greifen, wenn er einen kompakten Monitor mit Referenzanspruch bauen will. Zum Glück ist die Trickkiste bei B&W sehr groß, und so konnte auf jahrzehntelange Erfahrungen mit Nautilus-Technologien, Matrixgehäusen und Materialien wie Kevlar oder Diamant für die Entwicklung der PM1 zurückgegriffen werden. Auffälliges Merkmal der PM1 ist der in einem Extragehäuse entkoppelte Hochtöner, der in einer aus der Nautilus bekannten „Röhre“ seinen rückwärtigen Schall nahezu perfekt auslaufen lässt; störende Schallanteile werden somit effektiv vernichtet. Durch die Entkopplung des Hochtöners vom Lautsprechergehäuse ist außerdem eine mechanische Beeinflussung vom Tieftöner praktisch ausgeschlossen. Die sanfte Rundung der Gehäuseoberseite sorgt für besseres Abstrahlverhalten des Hochtöners und verringert die sonst üblichen Kantenbrechungen an Gehäusekanten. Für den 13-Zentimeter-Tiefmitteltöner setzten die B&W-Ingenieure auf altbewährte hauseigene Technologie: Die gewebte Kevlarmembran sorgt dank optimalem Kompromiss zwischen Steifigkeit und innerer Dämpfung für ein besonders weites Abstrahlverhalten bei extrem geringen Verzerrungen. Auch wurde ein neuer Phaseplug aus weichem Spezialgummi in der Membranmitte platziert, der den Schwingspulenträger verstärkt und somit ebenfalls zur Verringerung von Resonanzen beiträgt. Bei diesem gewaltigen Aufwand verwundert es im ersten Moment, dass die Frequenzweiche der PM1 aus lediglich drei Bauteilen besteht. Allerdings aus gutem Grund, denn jedes Bauteil im Signalweg beeinträchtigt Phasen und Impulsverhalten der Musik – weniger ist hier tatsächlich mehr. Vorausgesetzt, die eingesetzten Lautsprecherchassis haben ein mustergültiges Verhalten, einen breitbandigen Übertragungsbereich und bedürfen keiner weiteren „Korrektur“ durch passive Filter. Diese Bedingungen erfüllen die Chassis der PM1 problemlos! Freilich hat B&W bei der klassischen 6-Dezibel- Weiche nur Bauteile erster Güte eingesetzt, also eine Luftspule mit ordentlichem Kupferquerschnitt und einen klanglich optimierten Folien- Kondensator aus dem Hause Mundorf. 

Labor und Praxis

Im Akustikmessraum von HIFI TEST ermittelten wir einen Frequenzgang, der von beachtlichen 60 Hertz bis zu sensationellen 40 Kilohertz reicht. Dazu legt das perfekte Rundstrahlverhalten der PM1 die Messlatte für Schallwandler sehr hoch. Ebenfalls vorbildlich ist ihr Impulsverhalten, welches praktisch frei von Nachschwingern und Eigenresonanzen ist. Mit hohen Erwartungen haben wir die PM1 im Hörraum aufgebaut und ihr anspruchsvolle Spielpartner wie den Vollverstärker RG14 von Symphonic Line und einen CD-Player Freja von Bladelius gegönnt. Was soll ich sagen: Aus dem Stand hat sich die PM1 in mein Herz, meinen Bauch, mein Rückenmark und meine Musikerseele gespielt. Die „Kleine“ von B&W hat´s nämlich in sich und stellt Musik unmittelbar, unangestrengt und unprätentiös in den Hörraum. Besonders Stimmen und Instrumente „leben“ förmlich von dem glasklaren Charakter der PM1, „J’aime à nouveau“ von Zaz klingt förmlich so, als stünde die junge französische Künstlerin mitten im Zimmer. Verblüffend ist zudem die beachtlich tiefreichende und dynamische Basswiedergabe der PM1. Dave Weckls Schlagzeug groovt und drückt wie von großen Lautsprechern gewohnt. Übrigens verträgt die kleine PM1 durchaus mal einen gewagten Dreh am Lautstärkeregler; problemlos stecken die Chassis auch deftige Leistung weg und spielen locker weiter, als wäre nichts gewesen.

Fazit

„Nicht auf die Größe, sondern auf die Technik kommt es an“, die PM1 ist der beste Beweis für den Wahrheitsgehalt dieser Aussage. Nie zuvor habe ich einen so erwachsen spielenden Kompaktlautsprecher gehört – ohne Einschränkungen ist dieser Prestige-Monitor von B&W selbst für anspruchsvolle Musikwiedergabe dringend zu empfehlen. Neben ihren musikalischen Qualitäten betört die PM1 durch erstklassige Verarbeitungsqualität und geht sogar als Designmöbelstück durch. Wenn Sie mich fragen: Diesen Lautsprecher MUSS man einfach lieben!