Kategorie: Kopfhörerverstärker

Einzeltest: Meridian Prime


Klarheit geschaffen

Kopfhörerverstärker Meridian Prime im Test, Bild 1
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Das für digitale Musikreproduktion berühmte und renommierte Unternehmen Meridian aus Cambridge hat unlängst damit begonnen, Computer-Audio ernst zu nehmen und dem qualitätsbewussten Konsumenten dateibasierter Musik eine Lösung nach der anderen zu bieten. Hier ist nun das vorläufige Topmodell für die zweifelsohne große und immer noch hungrige Kopfhörerfraktion.

Peripherie:


 Quellen: Apple MacBook Pro, 8 GM RAM, OSX 10.9, Sonic Studio Amarra Mini-PC mit Intel i5, 8 GM RAM, Windows 7 Home, JRiver Media Center 19, JPLAY 5 Mini-PC mit Intel i5, 8 GM RAM, Arch Linux 12.01, MPD, Gnome MPD Client
 Endstufe: DartZeel NHB-108 Modell One Dayens Ampino
 Lautsprecher: Klang+Ton „Nada“ Audio Solutions Rhapsody 130
 Kopfhörer: ADL Furutech H118 Audez’e LCD-2 


Meridian hat vor einigen Monaten die „Personal-Audio“-Linie ins Leben gerufen, mit dem kleinen, doch hervorragenden USB-Wandler „Explorer“ begonnen, den eine Nummer größeren „Director“ nachgeschickt und ist nun bereit für die momentane Nummer eins der Serie: den Prime Headphone Amplifier. Der sieht nun völlig anders aus als die beiden „Flachmänner“, die bisher unter dem Personal- Label herauskamen.

Kopfhörerverstärker Meridian Prime im Test, Bild 2Kopfhörerverstärker Meridian Prime im Test, Bild 3Kopfhörerverstärker Meridian Prime im Test, Bild 4Kopfhörerverstärker Meridian Prime im Test, Bild 5
Das Design von Mitbegründer Allen Boothroyd ist mal wieder in sich irgendwie perfekt. Es erinnert an die größeren Geräte wie die G-Serie der Engländer, wodurch man sehr schnell erkennen kann, dass es jetzt langsam, aber sicher mächtig ernst wird und ein DAC/Kopfhörerverstärker präsentiert wird, der ganz große Leistungen vollbringt. Nochmal kurz zum Design: Keine einzige Schraube ist am Gerät zu sehen, da kann man ihn drehen und wenden, wie man will. Vorn ist ein nett gemachter, sauber-sahning drehender Lautstärkeregler, die Quellenwahl und die zweistufige sowie deaktivierbare „Analogue Spatial Processing“, die die Räumlichkeit während der Wiedergabe über Kopfhörer verbessert. Teile des Signals werden so vermixt, dass laut Meridian eine Bühne erzielt wird, als säße man vor einem Paar Lautsprecher. Meridian wirkt somit dem Umstand entgegen, dass manche Aufnahmen speziell über Kopfhörer unnatürlich klingen, wenn dasselbe Signal, das man auch an Lautsprecher schicken würde, über Kopfhörer wiedergegeben wird. Den Einfluss dieser Funktion beschreibe ich, wenn es um den Klang geht. Erst mal soll es darum gehen, was man mit diesem neuen Teil alles anstellen kann. Gleich drei Kopfhörerbuchsen haben wir hier verbaut, zwei 6,3er- und eine 3,5er-Klinke. Für die große und stetig wachsende Headphone-Fraktion da draußen wird es sicher interessant sein, dass die 6,3er-Buchsen eine Ausgangsimpedanz von unter einem Ohm haben und somit recht knackig auch ziemlich männermäßige Kopfhörer treiben. Die 3,5er-Klinke, die es in der Regel ja mit weniger durstigen Kopfhörern zu tun bekommt kann immer noch 3 Ohm vorweisen und somit ähnlich gute Leistungen vollbringen. Mobile Player schließt man am besten per 3,5er-Klinke an, weitere analoge Zuspieler finden Verbindung über einen Satz Cinchbuchsen. Per Mini- USB findet er schließlich und endlich Anschluss an Computer, selbstredend hat Meridian eine asynchrone Kommunikationsstrecke, die bis 192 kHz in 24 Bit problemlos arbeitet, implementiert. USB ist die einzige digitale Schnittstelle, die der Prime zu bieten hat, was ich allerdings verschmerzen kann. Wenn man sich seinen angepeilten Verwendungszweck überlegt, dann wären Koax- oder Toslinkeingänge auch recht überflüssig, denn ich sehe diesen Wandler immer neben einem Computer, und da ist die USB-Verbindung einfach die hochwertigste, da sie im Gegensatz zu S/DPIF asynchron überträgt. Da das Digitalboard komplett USB-versorgt ist, wird diese Sektion komplett lahmgelegt, sobald man den Prime vom Computer trennt. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass dann auch keine Einstreuungen mehr in den Analogteil gelangen können, falls man einen anderen Wandler einsetzt und nur den reinen Kopfhörerverstärker nutzen will. Aber eigentlich ist der digitale Teil des Meridian-Geräts so gut, dass man auf externe Lösungen ganz gut verzichten kann. Allein schon die Fertigungsqualität der Elektronik ist auf höchstem Niveau. Das sieht mal wieder ganz so aus, wie man es von Meridian kennt: Piekfein, hochwertig bestückt und bekannt erstklassige industrielle Fertigung. Getrennte 44,1- beziehungsweise 48-kHz-Quarze gehören zum guten Ton und werden auch hier eingesetzt, die großen und feinen Koppelkondensatoren kennt man ja auch schon. Alles, was durch die Mini-USB-Tür tritt, wird erst einmal in den von Meridian bekannten Apodizing-Upsampler geschickt und auf eine neue Samplingfrequenz, die genau Faktor 2 größer ist als die Ursprungsrate, gebracht. Die Apodizing-Filter sorgen zudem für weitere Bereinigung. In diesem Rutsch entledigt man sich des Jitter-Löwenanteils und bereitet die Bits für die weitere Verarbeitung im DAC vor. Auf analoger Seite ist es vor allem das große, bekanntermaßen gut funktionierende Alps-Potenziometer, das den Ausgangspegel einstellt und mir deswegen positiv aufgefallen ist. Die Cinchausgänge auf der Rückseite werden übrigens auch geregelt, wenn man am Lautstärkeknopf dreht. Dadurch ist es möglich, den Prime als Vorstufe einzusetzen, wenn man beispielsweise noch ein nettes Aktivlautsprechersystem am Schreibtisch hat. Wer’s nicht braucht, kann die Vorstufe auch einfach abschalten, um Beeinflussung auf den Rest der Schaltungen zu minimieren. Ich hab’s angelassen und mir sogar den Spaß gemacht, den Prime im ersten Schritt als vollwertige Vorstufe in unserem Hörraum einzusetzen. Der einzige Nachteil war die nicht mögliche Fernbedienbarkeit, aus klanglicher Sicht ist das absolut einwandfrei. Den kleinen Prime neben all den anderen dicken Schiffen im Rack zu platzieren, mag im ersten Moment witzig aussehen, doch nach den ersten Tönen ändert sich das. Der fein auflösende, federleichte (und gleichzeitig hoch dynamische) Sound, der Meridian bekannt gemacht hat, stellt sich ein, die Plastizität in der Abbildung und die „feinstoffliche“ Atmosphäre sind doch immer wieder ein Erlebnis. Es hat demnach eine Weile gedauert, bis ich mal die ersten Kopfhörer herausholte und mir den „Desktop-Sound“ angehört habe. Da ändert sich wenig, auch über Kopfhörer gab’s die eben beschriebenen Eindrücke, wenn auch etwas direkter. Und da gab’s ja noch das aktivierbare ASP, dessen klanglichen Einfluss ich Ihnen schuldig bin. Hab’s auch erst vergessen, weil ich ja grundsätzlich gar kein großer Freund von solchen Dingen bin. Normalerweise bin ich eher einer, der das Signal so unangetastet lässt wie nur möglich. Equalizing und dergleichen lasse ich eigentlich immer aus. Deswegen war ich auch ziemlich skeptisch, das ASP-Programm auszuprobieren. Tja, was soll ich sagen: Ich schalte das nie wieder aus. Gesang wird dadurch viel intimer, die virtuelle Mitte entsteht mit größerer Selbstverständlichkeit im Kopf. Tonal tut sich da weniger, doch der räumliche Eindruck und die Abbildungsschärfe profitieren recht deutlich davon. In Stellung 1 bemerkt man den geschickt dosierten Effekt schon, Schalterstellung 2 fügt noch einen kleinen Bassboost hinzu, wenn’s untenrum noch ein wenig mehr Nachdruck sein soll. Und wieder was gelernt. Verteufle nicht immer gleich alles! Die Profis aus Cambridge wissen, was sie tun, und bieten einem nun mal keinen Quatsch an. Selbst wenn man den Prime als DAC/Vorverstärker betreibt, klingt es ganz wunderbar, wenn ASP eingeschaltet bleibt. Der Prime ist jedenfalls ein durchdachter, hochwertiger und höchst musikalischer Kopfhörerverstärker, der den Zeitgeist exakt trifft und dank der hochprofessionellen Umsetzung seitens Meridian neben jeden Rechner gehört. Das Ganze wird bald noch übertroffen, wenn das beiliegende Schaltnetzteil durch eine eigens für den Prime entwickelte Stromversorgung im gleichen Format ersetzt werden kann. Ich bin sicher, da geht dann sogar noch mehr. Und bis dahin geht schon mal jede Menge.

Fazit

Anhören! Hier gibt es den von Meridian bekannten glasklaren und offenen Sound, und zwar unabhängig von der Kopfhörerimpedanz. Design und Verarbeitung sind professionell, so dass man bei dem zugegeben recht knackigen Preis so viel geboten bekommt, dass die Rechnung hundertprozentig stimmt und das Leben am Computer ein Spur besser wird.

Kategorie: Kopfhörerverstärker

Produkt: Meridian Prime

Preis: um 1700 Euro

4/2014
 
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 1700 
Vertrieb: Audio Reference, Hamburg 
Telefon: 040 53320359 
Internet: www.audio-reference.de 
B x H x T (in mm): 160/50/150 
Eingänge: 1 x Mini-USB (asynchron, bis 192 kHz, 24 Bit) / 1 x analog 3,5er-Klinke / 1 x analog RCA 
Ausgänge: 2 x Headphone 6,3er-Klinke / 1 x Headphone 3,5er-Klinke / 1 x analog RCA 
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Christian Rechenbach
Autor Christian Rechenbach
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Datum 28.04.2014, 18:05 Uhr
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