Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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Experimente am Tonarmende
Zu den tollsten Aspekten der Plattenwiedergabe zählt der Umstand, dass es eine Unzahl von Parametern gibt, an denen man drehen kann, um hörbare klangliche Veränderungen zu erzielen. Heute spielen wir mal mit Headshells
Selbstverständlich kommt es darauf an, was Sie für einen Tonarm betreiben. Falls es einer mit wechselbarem Headshell nach dem SME-Standard sein sollte, dann ist diese Geschichte hier was für Sie. Sonst nicht.
Besagten SME-Standard gibt es, seitdem der gleichnamige britische Hersteller ihn bei seinen Tonarmmodellen 3009 und 3012 erstmals verwendete – das war 1963. Die Idee dahinter war, Headshell und Tonarmrohr über eine vierpolige, mittels einer per Bajonett verriegelten Verbindung miteinander zu koppeln. Auf diesem Wege konnte man Tonabnehmer samt Headshell in Sekundenschnelle tauschen, was damals im Rundfunkbetrieb ein wichtiger Punkt war. Die Idee wurde von der DJ-Szene aufgegriffen und zum Beispiel im unsterblichen Technics SL1200 und so ziemlich allen Nachbauten davon bis heute beibehalten.
Florian Ernst von Ernst Acoustics nämlich hat exklusiv die Vertriebsrechte für die Headshells samt Zubehör des japanischen Herstellers Yamamoto Soundcraft übernommen. In dessen Programm gibt es gleich sechs verschiedene Modelle der Tonabnehmerhalter, mit fünf Modellen davon im Gepäck war er neulich zu Besuch um zu demonstrieren, was man damit klanglich alles so erreichen kann. Einen „experimentiertauglichen“ Tonarm in Gestalt eines guten alten Fidelity FR-54 hatte er auch gleich dabei und erfreulicherweise auch eine passende Micro Seiki-Armbasis, mit der sich der Klassiker problemlos auf dem TechDAS Air Force III befestigen ließ, an der Stelle herrscht Kompatibilität. Der Tonarm ist kein so schweres Kaliber wie die berühmten großen Fidelity Research-Modelle FR-64 und FR-66 in ihren diversen Ausprägungen, sondern mit 16 Gramm effektiver Masse bestens für moderne Abtaster geeignet. Florian Ernst hatte zwei Skyanalog P-1 dabei, was die Umbaupausen beim Wechsel zwischen zwei Headshells deutlich verkürzte und das Vergleichshören erleichterte. Jawohl, eben jenes Skyanalog P-1, von dem auch an anderer Stelle in diesem Heft die Rede ist. Und damit galt es herauszufinden, ob es nennenswerte Klangunterschiede zwischen Headshells gibt. Gibt es. Mit der Betonung auf „nennenswert“, was mich in der Tat nicht wenig überrascht hat.
Yamamoto Sound Craft ist ein vermutlich nicht sehr großes Unternehmen mit einem erstaunlich breiten Produktportfolio. Das reicht von Lautsprecherboxen über Holzhörner über Röhrenverstärker, Röhrenfassungen, Unterstellfüße bis hin zu Lautsprecherständern und sogar Tonabnehmern. Die Homepage des Unternehmens versprüht einen herrlichen 90er- Jahre-Charme, ganz offensichtlich steckt man hier mehr Aufwand in die Produkte als ins Marketing. Was aus Sicht des Interessenten bestimmt nichts Schlechtes ist. Jedenfalls scheint man sich bestens mit der Bearbeitung einer Vielzahl von Materialien auszukennen – ein Umstand, der sich an den fünf hier zur Debatte stehenden Headshells deutlich nachvollziehen lässt. Wir experimentierten nämlich mit zwei verschiedenen Holzvarianten, einer aus Kohlefaser und zweien aus Metall. Den Einstieg in die Yamamoto-Headshell-Welt bilden die Holzmodelle. Das HS-1A ist aus dunklem Ebenholz gefertigt, das Modell HS-3 aus hellem Buchsbaum. Die Verarbeitung ist hier, wie auch bei allen anderen Modellen, absolut makellos und zeugt von großer Liebe zum Detail – so mag der der Analog-Fan das. Kopf- und Anschlussplatte sind aus einem einzigen Holzblock gefräst, den einteiligen Aufbau gibt’s auch bei den anderen Yamamoto-Modellen. Alle Typen erlauben ein Verdrehen des selbstverständlich im Hause gefertigten Steckverbinders an der Rückseite, womit auch bei Tonarmen eine Azimutverstellung möglich ist, die sonst dafür nicht vorgesehen sind. Die Ebenholzvariante wiegt 10,6 Gramm, die Buchsbaumversion 8,6 Gramm. beide unterscheiden sich klanglich merklich voneinander und von den restlichen Probanden. Mir gefällt das HS-3 mit seiner ausgewogenen, nicht zu nervösen Gangart sehr gut, die Ebenholzvariante liegt noch etwas mehr auf der sonoren Seite. Beide Versionen sind in ihrer einfachsten Version, sprich: mit Standard-Käbelchen, Messing-Fingertip, drei Sätzen Abtasterbefestigungsschrauben, einem Satz Muttern, einem hübschen Halter und einem Inbusschlüssel für 145 Euro zu haben.
Über den Fingertip gibt’s auch noch etwas zu erzählen: Der nämlich muss bei Yamamoto nicht zwangsläufig der vergoldete Messingbügel sein, in das seitliche Schraubloch lässt sich auch ein Titanstift namens TY-1 einsetzen. Der ist nochmal 0,2 Gramm leichter als der Blechbügel und haptisch eine ganz andere Angelegenheit. Welche Variante man bevorzugt, ist definitiv dem persönlichen Geschmack geschuldet. Einzeln ist das gute Stück für durchaus nennenswerte 45 Euro zu erstehen.
Im Reigen der Headshells geht’s weiter mit dem Kohlefasermodell HS-4- Jenes gibt’s im Paket mit den kurzen, einmal „gefalteten“ versilberten teflonisolierten Kupferanschlusskäbelchen für 245 Euro zu erstehen. Wenn Sie auf der Suche nach einem ansatzweise runden, ausgewogenen und disziplinierten Klangbild sind, dann ist das die Variante für Sie. Mit 10,7 Gramm wiegt es etwa so viel wie die Ebenholzversion. Das hübsche Sicht-Carbon-Teil ist ebenfalls aus einem Stück gefertigt.
Mit den beiden Titan-Headshells HS-5 und HS-6 landen wir bei den etwas extremeren Konstruktionen im Yamamoto-Programm. Beide fußen auf der gleichen Grundkonstruktion aus dem in Sachen Festigkeit mit Stahl vergleichbaren, aber nur halb so schwerem Metall Titan. Beim HS-6 ist im zentralen Bereich Material ausgefräst, was das Gesamtgewicht von 18,4 Gramm beim HS-5 auf 14,2 Gramm reduziert. Bei beiden Modellen verzichtet der Hersteller auf Langlöcher zur Abtasterbefestigung, sondern setzt auf zwei Reihen a fünf Gewindebohrungen, von denen ein Satz die passende Einbauposition darstellen sollte. Die eingeschnittenen Gewinde sind schön für japanische Abtaster ohne Gewinde, die dann von unten verschraubt werden. In allen anderen Fällen müssen die Gewinde im Headshell aufgebohrt werden. Tatsächlich ist das schwere HS-5 für mich der klare Sieger bei unserem kleinen Vergleichstest. Das Skyanalog P-1 schwingt sich darin zu großer Form auf. Es spielt betont üppig, es wirkt lauter als sonst, sehr farbig, verliert aber nicht die Übersicht. Das klappt mit dem leichteren HS-6 deutlich weniger gut, ich empfinde den Klang hier als merklich nervöser. Der Spitzenplatz will allerdings bezahlt werden: Das HS-5 mit Titan-Fingertip kostet 345 Euro, das Paket aus HS- 6, TY-1 und einem Satz besonders leichter Schrauben aus einer Titan-Alu-Legierung gar 445 Euro.
Die klanglichen Unterschiede liegen durchaus auf dem Niveau von unterschiedlichen Tonabnehmern in einer Klasse. Da man vorher nicht mit Sicherheit sagen kann, welches Headshell denn nun das richtige für die eigene Situation ist, wird’s einen „Experimentierkoffer“ zum Ausprobieren geben, den man sich ausleihen kann. Ich rate unbedingt dazu, dieses Eperiment mal zu machen, Sie werden staunen, wie weit man am Klang einer Arm-Systemkombination damit noch drehen kann.
Fazit
Bei der Schallplattenwiedergabe sind die kleinen Dinge wichtig, wie die deutlichen klanglichen Unterschiede zeigen, die die fünf verschiedenen Yamamoto- Headshells verursachen. Unbedingt ausprobieren!Kategorie: Hifi sonstiges
Produkt: Yamamoto HS-1A bis HS-6
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenKategorie | Headshells |
Preis in Euro: | ca. 145 bis 445 Euro |
Vertrieb: | Ernst Acoustics, Fröndenberg |
Telefon: | ernst-acoustics.de |
Internet: | idc-klaassen.com |
Garantie: | 2 |
Gewicht: | 8,6 bis 18,4 g |