Einzeltest: Koch Media Vinyan

Jeanne und Paul leben in Thailand und haben ihren Sohn Joshua bei der Tsunami-Katastrophe verloren. Als Jeanne glaubt, ihn auf einem Video erkannt zu haben, überredet sie ihren Mann zu einer riskanten Suche im burmesischen Dschungel. Vinyan, so erklärt es der Film, sind die verzweifelt herumirrenden Geister von Menschen, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind. Ganz ähnlich ergeht es den beiden Protagonisten. Äußerlich noch am Leben, sind sie als Individuen, als Eltern und als Paar längst tot. Ihre Suche nach Joshua ist also mindestens ebenso sehr eine Flucht vor sich selbst und vor dem eigenen Schmerz. Regisseur Fabrice du Welz geht es nicht um vordergründige Schaueffekte, vielmehr zeigt er einen ganz anderen, einen viel echteren Horror: die Qual der menschlichen Seele, wenn sie Unerträgliches ertragen muss.

Der Belgier inszeniert seine beiden überragenden Hauptdarsteller in langsamen, intensiven, verstörenden und auf eine düstere Art poetischen Bildfolgen - „Vinyan“muss man aussitzen, sich geradezu erarbeiten. Wer diese Geduld aufbringt, ist nachher auch nicht schlauer, kann aber zumindest sicher sein, ein Stück Kino erlebt zu haben, das es in dieser Form wirklich selten gibt. Vom grobkörnigen Bild dieses Independent-Films darf man nicht allzu viel erwarten, klanglich beweist du Welz jedoch, wie man auch ohne Explosionen und Effekthascherei einen Surroundsoundtrack sehr effektiv zu dramatischen Zwecken nutzen kann. Das mit fast 50 Minuten sehr ausführliche Makingof bringt im Anschluss noch einmal ein wenig Licht ins Dunkel der Hintergründe von „Vinyan“.