Die A-300 aus der neuen nuPro-Serie klingt nicht nur wie eine Flugzeugbezeichnung von Airbus - sie ist ebenso ein wahrer Höhenflieger im Portfolio des schwäbischen Lautsprecherexperten Nubert. Zeit für uns, diese in einem Test näher zu betrachten.
Peripherie:
Quellen: Samsung Series 5 Ultra Pro-Ject CD Box RS
Digitalkabel: Swiss Cable Reference IC digital S/PDIF
Im weitläufigen Lieferprogramm von Nubert finden sich unter dem Label nuPro eine Reihe Lautsprecher, die man bei flüchtigem Hinsehen in die Schublade Aktivlautsprecher stecken kann. Wir finden drei Kompaktlautsprecher, die sich irgendwo im Bereich Regalbox, Desktop/Multimedia und Studiomonitor platzieren, und dazu den passenden Aktivsubwoofer. Also irgendwie das, was man heute als Hersteller „so hat“. Nichts Weltbewegendes, oder? Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass es sich bei den Lautsprechern überhaupt nicht um Standardboxen, in die man auf die Schnelle ein Verstärkermodul gedübelt hat, handelt. Die nuPros sind vielmehr ein durchdachtes und miteinander kombinierbares Komponentensystem, das in der Tat flexibel einzusetzen ist.
Die kleinste Kompaktbox A-100 mit 10-cm-Tieftöner macht sich auf dem Schreibtisch nicht allzu breit, während die größte A-300 problemlos auch geräumigere Wohnzimmer beschallt. Und die A-300 ist es auch, die wir uns hiermit genauer ansehen wollen. An der Box selbst ist erst einmal nichts großartig Ungewöhnliches zu vermelden. Wir haben die berühmten sechs Bretter vor uns, allerdings durchaus gefällig angerichtet mit abgerundeten Kanten und einer hochwertigen Lackoberfläche. Als Baumaterial kommt durchweg MDF zum Einsatz, ganz wie es sich gehört. Alle Einzelkomponenten sind sauber eingefräst, und die Frontbespannung hält ohne hässliche Befestigungsnasen per Magnetkraft. Insgesamt ein klares Design ohne Schnickschnack wie ausgefallene Blenden oder komplizierte Formen. Auch die Lautsprecherbestückung mit 25er-Gewebehochtöner und 18er- Polypropylen-Tiefmitteltöner ist genau das, was man bei einer Box dieser Größe erwartet – und was es in ähnlicher Form bei tausend anderen Herstellern gibt. Bei den Nubert-Treibern handelt es sich jedoch um durchweg hochwertig gefertigte Eigenentwicklungen, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Beim Tiefmitteltöner gefallen beispielsweise der schön luftige Druckgusskorb mit der breiten Zentrierung und beim Hochtöner kommt für die Membran echte Seide zum Einsatz. Beim Einsatz im Messlabor gehen dann erstmals die Augenbrauen hoch, und zwar so richtig. Die A-300 ist nämlich nicht nur ganz ok, sie ist schlichtweg hervorragend! Einen Frequenzgang mit Abweichungen von +- 0,5 dB vom idealen Verlauf sieht auch der erfahrene Testredakteur nicht alle Tage. Dazu kommen extrem niedrige Verzerrungen, die sich auch von ziemlich rüden Pegeln nicht im mindesten beeindrucken lassen. Betrachtet man die Sprungantwort, fällt auf, dass sie deutlich kompakter ausfällt als bei einem Passivlautsprecher. Dazu kommt eine Filterausstattung, die blitzsauber gemacht und dazu sehr praxisgerecht ist. Die A-300 verfügt über Regelmöglichkeiten für „Tiefen“ und „Mitten/Höhen“, die nicht etwa die üblichen Frequenzen 100 Hz und 10 kHz boosten und den Frequenzgang mehr oder weniger verbiegen, sondern die Frequenzkurve als Ganzes kippen. Zusätzlich kann die Box hochpassgefiltert werden, beispielsweise zum Subwooferbetrieb. Und als Sahnehäubchen gibt es einen unabhängig in der Frequenz regelbaren Subwooferausgang. Diese exzellente Laborperformance deutet bereits an, dass die A-300 (wie alle nuPro-Boxen) nicht nur eine mal eben aktivierte Passivbox ist, sondern eine ziemlich digitale Kiste. Sie enthält nicht nur zwei „digitale“ Endstufen für die beiden Wege, sondern auch einen DSP. Mit solch einem Signalprozessor lassen sich natürlich Dinge wie Frequenzweichen, Filterung oder auch Laufzeitkorrektur per Software erledigen. Natürlich erfolgt die gesamte Signalverarbeitung innerhalb der Box auf digitalem Weg. Auch die analogen Eingänge erfahren als Allererstes eine A/D-Wandlung. Intern geht‘s mit 44 kHz durch den DSP und dann direkt zu den Endstufen. Die komplette Bedienung erfolgt über das Panel auf der Front mittels einer Menüsteuerung. Neben der Klangregelung und Subwoofersteuerung erscheinen die Betriebsmodi Single und Pair. Voreingestell ist Pair, was den Stereobetrieb mit einer Masterbox und einer Slavebox bedeutet. Beide Lautsprecher kommen identisch aus der Packung (sie werden auch einzeln verkauft und jedem Exemplar liegen Kabelsatz und Fernbedienung bei). Die zuerst angeschlossene Box, an der auch die Signalquelle andockt, ist dabei als links voreingestellt. Sie wird zum Master und hier erfolgt die Bedienung. Die rechte Box wird über S/PDIF querverkabelt und bekommt dann automatisch das zeitrichtig aufbereitete, passende (rechte) Signal. Einfacher geht‘s kaum. Wer will, kann im Single-Mode jeder Box im Menü sagen, was sie zu tun hat, wobei auch mehr als zwei Boxen (im Prinzip unendlich viele) möglich sind. Diese können entweder einzeln mit Signal angesteuert werden, oder wiederum ihr Signal von einer der anderen nuPro- Boxen beziehen. Als Sahnehäubchen gibt es noch einen abschaltbaren Überlastungsschutz in Form eines DSP-basierten Limiters. Das einzige Manko, das man der A-300 vorwerfen kann, ist die unbedingte Drahtgebundenheit. Dem kann durch Erwerb eines ebenfalls auf der Nubert- Homepage erhältlichen Drahtlossets abgeholfen werden. Alles in allem haben wir ein unglaublich flexibles System vor uns, das sich universell einsetzen lässt. Beispiele gefällig? Unser erstes Hörtestsetup bestand aus einem Notebook und den nuPro A-300. USB-Kabel dazwischen, und die Musik läuft innerhalb von Sekunden. Oder aber man nehme einen Musikserver mit elektrischem oder optischem Digitalausgang, oder man nehme einen AV-Receiver, eine Dockingstation oder auch eine beliebige analoge Quelle, – es gibt fast nichts, das sich nicht an die A-300 anschließen lässt. Als zweites Hörtestsetup lachte uns die highendige Variante des CD-Konsums an. Der gerade in der Redaktion befindliche CD-Transport „CD Box RS“ von Pro-Ject benötigt als einzige weitere Komponente ein Digitalkabel (in unserem Fall ein feines Teil aus dem Hause Swiss Cable), um an die A-300 anzudocken. Und fertig ist die Anlage. Wir haben die A-300 dann standesgemäß im Hörraum aufgebaut, wo sie sich der Konkurrenz ausgewachsener HiFi-Lautsprecher gegenübersieht. Und dieser Vergleich geht nicht nur mit einem zugedrückten Auge sehr freundlich für die A-300 aus. Nicht nur für eine Kompaktbox zementiert die A-300 ein unglaublich sattes Fundament in den Hörraum. Diese Box kann Bandbreite. Von der Orgelpfeife bis in den feinsten Hochton ist vom Fleck weg alles da. Dieser vollmundige Sound kann jedoch nicht nur beim ersten Eindruck begeistern, die A-300 erweist sich mit ihrem akkuraten, durchaus monitorigen Spiel als sehr langstreckentauglich. Obwohl alles da ist und sich bei genauerem Hinhören auch willig dem Ohr erschließt, will diese Box dem Hörer keine Vorlieben aufzwinegen. Bei gemäßigter Lautstärke überzeugt der legendäre „Jatt at the Pawnshop” mit toller Atmosphäre und einem vollständigen Raumeindruck. Worthys gezupfter Akustikbass ist eine satte Freude, inklusive der schön herausgearbeiteten Griffgeräusche auf den dicken Saiten. Im Laufe der Hörsession wird klar, dass es vollkommen egal ist, mit welcher Musikrichtung man die A-300 traktiert, sie kommt immer bestens klar. Neben der erwähnten Breitbandigkeit gibt es höchstes Lob für die tonal über jeden Zweifel erhabene Wiedergabe. Auch der tolle Raumeindruck zieht sich wie ein roter Faden durchs Programm. Auch wenn‘s mal etwas lauter wird, bleib der stabile Klang erhalten. Wer unbedingt will, und wir wollen das, darf gerne mal harte Gitarrenwände in Partylautstärke bemühen, kein Problem für die A-300. Am Ende ist es schwer, ein Haar in der Suppe zu finden. Mit ihrer Einsetzbarkeit und ihrer Performance ist die nuPro A-300 in der 1.000-Euro-Klasse jedenfalls ganz weit vorn.
Fazit
Wieder einmal schafft Nubert eine optimale Symbiose aus platzsparender Kompaktheit und umfangreicher Ausstattung für einen Lautsprecher. Dabei überzeugen nicht nur die gewohnt gute Verarbeitung - auch der Preis ist für alle, die schlanke und moderne Hifi-Ingenieurskunst schätzen sehr interessant!