Träumen Sie manchmal vom inneren musikalischen Frieden? Von einem Ende der Jagd nach dem vermeintlich immer besseren Klang und der letzten Anlage Ihres Lebens? Da bin ich einen Schritt weiter als Sie – ich habe eine solche Anlage gefunden
Gegenspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob Reference mit SME 3500 und Clearaudio Goldfinger
Acoustic Solid machine mit SME M2 12 und Audio Technica AT33EV
Phonoverstärker:
Trigon Advance
PS Audio GCPH modifiziert
Audio Research Reference Phono 2 SE
Verstärker:
Lindemann 830S und 858
Tsakaridis Aeolus Plus
Malvalve Preamp Four und Accustic Arts AMP II
Zubehör:
Netzfilter PS-Audio Power Plant
Phonokabel: WSS
NF-Kabel: Van den Hul, Horn Audiophiles
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks und Basen: SSC, Thixar, Tabula Rasa
Lautsprecher:
Audio Physic Avantera
Ascendo C6
Klipsch Palladium
Nein, mit den in ihrem Metier absolut an der Spitze angesiedelten Weltklassegeräten, mit denen ich hier ja immer wieder in Berührung kommen, hat das nichts zu tun, nichts mit Rekorden in Sachen Größe, Gewicht, Leistung und Preis. Es handelt sich um eine Anlage, die es genau so oder so ähnlich schon vor 30 oder 40 Jahren hätte geben können und die gar nicht erst den Anspruch auf die Spitze in den Einzeldisziplinen erhebt.
Worauf man bei Swissonor in erster Linie Wert gelegt hat, ist das Zusammenspiel der Komponenten miteinander – und das, so viel kann ich schon verraten, kann man hören. Was die Anlage in meinen Augen besonders interessant macht, ist der prominente Besuch aus der Vergangenheit, der für die Erzeugung der Musiksignale zuständig ist: Ein echter alter Thorens TD160 ist in neuem Glanz auferstanden, behutsam revidiert, neu verkabelt und mit einer wirklich schicken Zarge in Ahornfurnier versehen, um sich seiner Aufgabe in der 8.000-Euro-Komplettanlage zu widmen. Einzeln schlägt ein solcher Thorens übrigens mit 750 Euro zu Buche. Das mag angesichts der Preise, die man auf Ebay für gebrauchte Exemplare zahlt, etwas hoch erscheinen. Aber fragen Sie mich mal – ich habe eine stattliche Anzahl gerade dieser Spieler besessen und hatte kaum einmal ein Exemplar dabei, das nicht zumindest Geräusche im Tellerlager produzierte und angeschlagene Tonarmlager hatte. Insofern ist schon die Sicherheit, die man mit dem Erwerb eines solchen TD160 aus Profihand mit kauft, einen deutlichen Aufpreis wert. In der Relation zu Geräten aktueller Baureihen ist der Thorens angesichts des Gebotenen ganz sicher eine Überlegung wert – wenn man sich denn mit der zugegebenermaßen etwas antiken äußeren Erscheinung anfreunden kann. Ein durch und durch solides Subchassis-Laufwerk mit Metallteller und einem ordentlichen Tonarm gibt es eben heute zu diesem Preis nicht mehr an jeder Häuserecke. Kommen wir zu den moderneren Bestandteilen der Anlage, die sich aber in Sachen Aussehen keinen Deut um Modeerscheinungen scheren. Zuerst der Verstärker: Seine Verwandtschaft zum vor einigen Ausgaben vorgestellten Modularsystem kann er nicht verbergen – die Verwandtschaft geht aber über das reine Aussehen hinaus. Auch technisch basiert er auf dem AM2-Modul des AM-Systems, das bedeutet eine ECC81 pro Kanal für die Vorverstärkung und Phasenumkehrschaltung sowie zwei 6V6-Endröhren im Ultralinear- Gegentaktbetrieb, die gut sind für eine Ausgangsleistung von etwa 8 Watt pro Kanal an 8 Ohm bei einem ziemlich breitbandigen Frequenzgang. Aus Kosten- und Platzgründen wird die optional steckbare Phonokarte mit OP-Verstärkern aufgebaut. Der Vollständigkeit halber: Statt der Phonokarte kann man auch einen DA-Wandler direkt ins Gerät stecken. Der Phonovorverstärker kann intern zwischen 5 mV Eingangsempfindlichkeit für MM-Systeme und 2,5 mV für High-Output- MCs umgeschaltet werden. Trotz der kompakten Bauweise erzielt der V.S.O.P. (Vacuum State amplifier with Operational Phono preamplifier) sehr gute Messwerte – dazu trägt der sorgfältige Aufbau mit sehr guten Bauteilequalitäten ebenso bei wie die getrennte Stromversorgung für die Röhren- und die Halbleiterabteilung. Der Lautsprecher der Anlage bewegt sich ebenfalls weit abseits des Boxen-Mainstreams – technisch wie formal. Zum einen handelt es sich um ein einziges Chassis, das für das gesamte Frequenzspektrum zuständig ist. Ein 20-Zentimeter-Breitbänder ist es, eine Chassisklasse, die schon seit vielen Generationen Musikhörer glücklich macht. Der verwendete Treiber stammt übrigens von einem renommierten europäischen Hersteller und weist alle Züge modernsten Lautsprecherbaus auf – strömungsgünstig geformter Druckgusskorb, ein kräftiger und doch kompakter Neodym-Magnet und eine Staubschutzkappe, die in ihrer Struktur stark an einen Kalottenhochtöner erinnert – der vorzügliche Hochtonfrequenzgang kommt also nicht von ungefähr. Wie üblich wird die Wiedergabe oberhalb von 5 Kilohertz durch einen Schwirrkonus unterstützt. Dass das Gehäuse der B.A.C.H. 8E etwas ganz Besonderes ist, kann man schon an der Form erkennen: Nicht besonders tief baut sie und selbst mit Ständern auch nicht besonders hoch. Die Breite der Schallwand unterstützt das Chassis bei der Mitteltonwiedergabe, die außermittige Platzierung sorgt für minimale Schallreflexion an den Kanten. Was zuerst etwas Rätsel aufgibt, ist die Fußkonstruktion der Box: Neben einem normalen Bein gibt es noch ein seltsam geschwungenes Stahlblechteil. Dieses ist bei näherer Betrachtung nicht nur Stütze, sondern auch integraler Bestandteil des kurzen Horns, das an der Unterseite der B.A.C.H. mündet. Mit Langlöchern lässt sich zudem noch die Querschnittfläche des Horns beeinflussen – einfach, aber genial. Urs Frei, der Entwickler und Chef von Swissonor, empfiehlt die wandnahe Aufstellung der Lautsprecher – auf der High End 2012 standen sie sogar direkt an der Wand. Dies kann man in einem größeren Raum machen, sollte dann aber vorsichtig mit der Hornöffnung experimentieren. Mir persönlich war in einem normalen Hörraum von knapp 20 Quadratmetern bei einer mittleren Einstellung der Bass fast schon zu kräftig – Reserven im Sinne einer etwas freieren Aufstellung der Boxen gibt es also allemal. Hat man seine persönliche Ein- und Aufstellung der Boxen gefunden, kann das Vergnügen beginnen. Ich persönlich habe mir den Thorens auf einem Beistelltisch neben die Couch geholt, den Verstärker ebenso in Griffweite aufgestellt und mir einen Plattenstapel aufs Kissen gepackt, so dass nur noch alle paar Stunden der Weg zum Kühlschrank oder zur Toilette zu gehen war. Der Rest bestand aus Schwelgen in Musik. Ich will nichts schönreden: Natürlich gibt es Anlagen, die einen tieferen Bass machen, feiner in den Höhen auflösen oder irgend etwas anderes noch besser oder spektakulärer machen. Aber darum geht es hier eben genau nicht. Die Swissonor- Anlage hat Charme, Ausgewogenheit und echte Langzeitqualität. Da spielt ein 30 Jahre alter Plattenspieler mit einem Einsteiger- MM – na und? Ein Röhrenverstärker mit mickrigen acht Watt? Reicht völlig. Die Boxen haben nur ein Chassis und strahlen nicht einmal in Ohrhöhe! Entscheidend ist, was in den Ohren ankommt. Der Bass ist wie beschrieben durch das Horn, so kurz es auch sein mag, trocken und ungemein dynamisch. Das hat nicht den ultimativen Tiefstgang, dafür aber Autorität und Durchschlagskraft. Die Mitten kann man über die Wandnähe einstellen – grundsätzlich wirken sie durch die Präsenzbetonung bei 2 Kilohertz eher klar und schlank. Und selbst der Hochtonbereich lässt beim Hören keine Wünsche offen – hier gibt es mehr als genug Information und Strahlkraft. Natürlich hat der Breitbänder bei der räumlichen Wiedergabe ein Heimspiel – als Punktschallquelle sortiert er die Wiedergabe einmalig genau und sorgt zusätzlich für genau diese Live-Atmosphäre, für die Fans dieses Prinzip so lieben.
Fazit
Mann muss einmal tief durchatmen und dann über den eigenen Schatten springen – wenn man sie aber einmal gehört hat, dann will man nicht mehr ohne diese Anlage leben, denn lebendiger und organischer kann man nicht Musik hören.