Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Elac Miracord 60


Ein Lob der Vielfalt

Plattenspieler Elac Miracord 60 im Test, Bild 1
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Dass es bei HiFi-Herstellern inzwischen en vogue ist, auch einen Plattenspieler im Sortiment zu haben, kennen wir ja schon. Besser als diese Ergänzungsprodukte sind solche, die eine lange Tradition des entsprechenden Herstellers wieder aufgreifen. Und wenn dabei dann auch noch eine ernst zu nehmende Serie guter Geräte entsteht, dann würde ich sagen: Ziel erreicht

Wir sprechen hier natürlich von Elac, einem der ersten HiFi-Unternehmen Deutschlands, das zuerst nautische Instrumente fertigte und dann ab den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts anfing, in großen Stückzahlen HiFi zu fertigen. Die heute vor allem auf Lautsprecher konzentrierte Firma Elac war dabei auch ein Vorreiter beim Thema Schallplattenwiedergabe – Legenden wie der inzwischen mehr und mehr gesuchte Miracord 770 können auch heute noch für Musikwiedergabe auf einem hohen Niveau sorgen, wenn man denn auf das rustikale und recht technische Design der Geräte steht.

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Tatsächlich war mein erster ernst zu nehmender Tonabnehmer ein Elac 796H/ SP, aus Unwissenheit an einem Thorens TD160 MK V montiert, mit einer viel zu großen Nadelnachgiebigkeit für den schweren TP90-Tonarm. Das hat aber dem musikalischen Vergnügen keinen Abbruch getan – vielleicht waren die naiven Zeiten ohne viel Theorie doch die besseren …
Genug des Wühlens in alten Zeiten: Die moderne Plattenspieler-Serie von Elac umfasst die Modelle Miracord 50, 60, 70 und 90. Alle Modelle haben, neben ihrer preislichen Abstufung, jeweils etwas unterschiedliche technische Ansätze, was die Herangehensweise an die analoge Musikwiedergabe angeht. Über allem steht der „große“ Miracord 90, der mit seinen fast 20 Kilo Masse und einem Preis jenseits der 2.000-Euro-Marke seine Position als Flaggschiff markiert. Die anderen drei Modelle bewegen sich dagegen im Preisbereich zwischen etwa 500 und 1.200 Euro, sind also im gehobenen Einsteiger- bis Mittelklassebereich angesiedelt.
Unser Testgerät in dieser Ausgabe ist der neue Miracord 60, der Designelemente des großen Topmodells aufgreift und diese mit einem unverbindlichen Verkaufspreis von 999 Euro in eine verbraucherfreundliche Preisklasse überführt. Dafür gibt es eine massive Zarge mit einer eleganten Verblendung aus gebürstetem Aluminium, einen soliden Plattenteller aus einer gegossenen Aluminiumlegierung und einen Riemenantrieb mit einem Gleichstrommotor. Dieser sitzt schwingungsgedämpft in der linken hinteren Ecke der Zarge und treibt den Teller am Außenumfang über einen Flachriemen und ein recht kleines Pulley an. Dreht man den Teller um, kann man erkennen, dass dieser durch den integrierten „Subteller“ auch durch einen Motor angetrieben werden könnte, der unter dem Teller sitzt, was beim Einsteigermodell Miracord 50 so gemacht wurde.

Der Tonarm besitzt in Sachen Geometrie dieselben Eckdaten wie der des Miracord 50, hat aber an der zentralen kardanischen Lagereinheit eine andere Form und wirkt somit etwas solider. Die Lager selbst sind aus Edelstahl und machen einen leichtgängigen und spielarmen Eindruck. Das Tonarmrohr selbst ist aus Kohlefaser und bietet somit eine optimale Mischung aus Stabilität, Resonanzarmut und geringer Masse. Eine Besonderheit gibt es beim Headshell zu vermerken: Hier gibt es zwar ein SME-Bajonett, weil aber das Armrohr gerade verläuft, muss die erforderliche Kröpfung des Gesamtsystems durch eine gewinkelte Geometrie hergestellt werden. In der Regel haben solche Tonarme dann auch ein festes Headshell mit „Knick“, wobei ich für bessere Montage und den schnellen Wechsel immer die Variante mit abnehmbarem Headshell bevorzuge.

Das Antiskating wird löblicherweise mit einer im Arm integrierten Einheit eingestellt, nicht über die Faden-Umlenklösung, die zwar genau so gut funktioniert, aber halt immer etwas simpel wirkt. Die Auflagekraft wird dagegen traditionell über die Position des Gegengewichts auf der Tonarmachse eingestellt. Der Plattenteller wird auf einen Edelstahldorn mit einer aufgepressten Messinghülse mit konischem Verlauf gesetzt, die ihn automatisch zentriert. Gegen Resonanzen hat der Teller auf der Unterseite dicke Dämpfer aus einem gummiartigen Material, die vollflächig verklebt sind. Von oben wird der Teller durch eine Filzauflage weiter bedämpft, die auch das aufgelegte Vinyl gegen Verrutschen sichert. Eine Haube gehört selbstverständlich zum Lieferumfang. Versorgt wird der Miracord 60 über ein Steckernetzteil. Gut: An der Geräterückseite befindet sich ein Netzschalter, der das Gerät ganz im Sinne eines neuen Energiebewusstseins komplett ausschaltet. Das sollte man aber nur im Notfall nutzen – denn eingeschaltet macht der günstige Dreher eine Menge Spaß. Man merkt einfach vom ersten Ton an, dass es sich nicht mehr um einen Einsteigerdreher handelt, sondern um ein Modell, das von der Masse, vom Material und von der Technik her einen deutlich gehobenen Anspruch hat. Der Frequenzumfang, der präzise und klar wiedergegeben wird, ist dabei spürbar größer als bei einem leichten Brettspieler, der oft gerade im Bassbereich nur andeutet, gerade da aber doch einiges an klar definierter Dynamik vermissen lässt.

Anders der Miracord 60: Hier kann man auch mal die Ouvertüre des Fliegenden Holländers mit hohen Pegeln durch den Hörraum rollen lassen: Grollende und knarzende Kontrabässe drohen in ihrer Gesamtheit und lassen sich doch beim analytischen Hören klar vom Rest des Orchesters differenzieren. Die strukturierte Wiedergabe setzt sich durch alle Frequenzbereiche fort – und das schon mit dem sehr günstigen Audio-Technica, das wir zunächst montiert haben. Elac hat beim Miracord 60 bewusst auf einen vormontierten Tonabnehmer verzichtet, um dem Kunden die Möglichkeit zu geben, selbst das Klangniveau zu definieren. Mit einem AT-VM95, selbst mit der einfachen Rundnadel, geht das Hören schon sehr gut. Arbeitet man sich dann durch die verschiedenen Nadeleinschübe, erreicht man mit der zusätzlichen Investition von etwa 200 Euro für eine Shibata- oder ML-Nadel schon wirklich sehr gehobene Klanggefilde. Und selbst hier ist noch nicht Schluss: Spaßeshalber habe ich mal ein paar Tonabnehmer montiert, die den Preis des Miracord um ein Vielfaches überschreiten. Und siehe da: Auch hier konnte ich noch einmal qualitative Fortschritte klar nachvollziehen. Trotzdem habe ich den Hörtest größtenteils mit Tonabnehmern bestritten, die den Preis des Gesamtsystems nicht ungebührlich in die Höhe treiben.

Und hier ergibt sich das „rundeste“ Bild: Der Miracord 60 reizt das montierte Tonabnehmersystem voll aus, sorgt für das oben schon erwähnte stabile Bassfundament, legt den Mitteltonbereich dynamisch und tonal sehr großzügig an und überzeugt mit einer guten Aufteilung des Raums und der Instrumente. Der Hochtonbereich ist nicht überzogen, sondern wirkt in der Darstellung der Obertöne sehr natürlich und entspannt – an dieser Stelle habe ich als Hörer ja auch diverse Stellschrauben in Form von Nadelschliffen, VTA-Einstellung und Abschluss des Tonabnehmers an der Phonovorstufe: Das alles lässt sich mit dem vorzüglichen Elac als „Arbeitsgerät“ wunderbar nachvollziehen. Ich habe während der Testphase gemerkt, dass ich mich an den Miracord gewöhnt habe: Meine teureren Laufwerke habe ich tagelang gar nicht eingesetzt, so einfach hat es mir der Elac gemacht: Platte drauf, Nadel drauf und man ist einfach „drin“ in der Musik. Alles richtig gemacht, Elac!

Fazit

Der Elac Miracord 60 ist erfreulich geradeheraus: Einfach in der Bedienung, bietet er doch einige Qualitäten, die ihn über die Einsteigerklasse weit hinausheben. Und weil er dazu auch noch sehr gut aussieht, können wir nur eine dicke Empfehlung aussprechen.

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Produkt: Elac Miracord 60

Preis: um 999 Euro

3/2020
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Elac, Kiel 
Telefon 0431 647740 
Internet www.elac.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 422 x 360 x 145 mm 
Gewicht (in Kg) ca. 9 kg 
Unterm Strich ... Der Elac Miracord 60 ist erfreulich geradeheraus: Einfach in der Bedienung, bietet er doch einige Qualitäten, die ihn über die Einsteigerklasse weit hinausheben. Und weil er dazu auch noch sehr gut aussieht, können wir nur eine dicke Empfehlung aussprechen. 
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