Plattenspieler Dual CS 618Q
Direktverbindung
Dual ist ein großer Name. Für mich steht er für direktangetriebene Plattenspieler, denn mit einem Dual CS 714 Q MC begann mein hifideles Leben. Der 618Q ist nun der erste Direkttriebler der neuen Dual-Ära. Kann er es mit seinen Vorbildern aufnehmen?
Vorbilder
Hatte ich es mal erwähnt? Ich neige zu einer gewissen Sentimentalität. Mit meinem Dual CS 714 Q MC ging für mich das Tor zur großen Musikwelt ganz weit auf. 1973, vor genau 50 Jahren also, hatte Dual schon mit dem 701 den ersten in Europa entwickelten und gefertigten Plattenspieler mit elektronischem Direktantrieb vorgestellt. Und was ich oben geschrieben habe, ist nicht ganz richtig, denn vor dem CS 618Q gab es ja schon mit dem Primus Maximus das absolute, auf 100 Stück limitierte Topmodell von Dual. Aber wir wollen uns mit den Modellen der „normalen“ Serie beschäftigen und da ist der CS 618Q der erste und bisher einzige Direkttriebler.
Die Marke
Zu Dual ist wahrscheinlich schon alles gesagt und geschrieben worden, auch von mir. Ich verweise gerne auf meinen Artikel über den CS 429 in der HiFi-Test 11/22, in dem ich die Geschichte der Marke, vor allem in der Neuzeit, ausführlich beleuchtet habe. Trotzdem macht es nicht nur für neue Leser Sinn, die Basics noch einmal zu skizzieren. Dual wurde 1906 im Schwarzwälder Städtchen St. Georgen von den Gebrüdern Steidinger gegründet, war zeitweise der größte Hersteller von Plattenspielern weltweit und hatte zu seinen Hochzeiten mehr als 3.000 Mitarbeiter. 1982 ging Dual pleite und wurde vom französischen Großkonzern Thomson-Brandt geschluckt. Die Alfred Fehrenbacher GmbH in St. Georgen, bis dahin nur Zulieferer, übernahm Teile der Maschinen und produzierte letztlich bis ins Jahr 2021 damit auch gewisse Dual Plattenspieler in Lizenz. Innovationen gab es in diesen fast 40 Jahren praktisch keine, eigentlich eine brutale Erkenntnis bei einem so innovativen Unternehmen. 1988 wurde Dual von den Schneider Rundfunkwerken übernommen, 1993 schloss das letzte Dual-Werk in St.Georgen. 2003 wurde schließlich der heutige Dual-Besitzer DGC von ehemaligen Schneider Mitarbeitern gegründet. 2018 stieg Dr. Josef Zellner, ein weiterer früherer Schneider Mitarbeiter, als geschäftsführender Gesellschafter der DGC ein, nachdem er die Dual GmbH von einem ehemaligen Kollegen gekauft hatte, und stellte die Weichen für die Zukunft. 2021 ging Fehrenbacher endgültig pleite und die Dual GmbH machte auch rechtlich deutlich, dass sie die alleinigen Produzenten von Dual Plattenspielern sind.
Weichenstellung
Der sicher wertvollste Schritt der jüngeren Dual Geschichte fand 2019 statt, als Alfred Langer Entwicklungsleiter und Produktmanager bei DGC im sogenannten Dual Design Zentrum in Kiefersfelden wurde. Langer ist als „Dualfred“ bekannt und als solcher eine echte Instanz. Er hat ein riesiges Dual-Ersatzteillager aus der Schneider Insolvenzmasse erworben und kennt jedes Modell in- und auswendig. Dass er Maschinenbauingenieur ist, macht die Sache so richtig rund. Der größte Teil der neuen Dual Modelle wird als „Designed in Germany“ in China von der taiwanesischen Firma Hanpin gefertigt. Die hatte mit Beginn des Analogbooms in Werkzeuge und Maschinen investiert. Anders als die immer staubiger werdenden Produktionsstraßen im Schwarzwald, ist die Fertigung dort auf Toppniveau, nicht zuletzt für die komplexe Fertigung der Dual Vollautomaten. Und falls Sie sich fragen, warum Dual nicht in Deutschland produziert: so eine Produktion sinnvoll und ökonomisch in Deutschland aufzusetzen ist schlichtweg unmöglich, weil bei weitem zu teuer. Die Taiwanesen besitzen die nötigen Werkzeuge und was nicht vorhanden ist, kann entwickelt werden – natürlich ist das eine Frage der Stückzahlen.
Der Baukasten
Entscheidend für die Qualität der neuen Dual Modelle ist ihre Entwicklung in Deutschland. Alfred Langer skizziert seine Wünsche in Absprache mit der Firmenleitung und dann schauen sie, was sich wie umsetzen lässt. Teilweise finden sich im Hanpin-Baukasten die passenden Elemente wie zum Beispiel der Motor für den CS 618Q. Teilweise muss man neu denken und fertigen wie beim Tonarm und teilweise wird vorhandenes von Langer oder den taiwanesischen Partnern angepasst bzw. modifiziert.
Der Tonarm
Den Tonarm kann man durch die offenen Aluminiumkanten sofort als Dualarm erkennen und das ist natürlich genau so gewollt.
Man kann den Arm nicht in der Höhe verstellen. Warum, erklärt Alfred Langer so:“Das ist nicht so einfach realisierbar wie bei rein manuellen Spielern. Denn der CS 618Q hat ja eine motorische Liftbetätigung für die Endabschaltung per Lichtschranke. Die müsste bei einer Höhenverstellung mitwandern. Grundsätzlich ist eine Tonarmhöhenverstellung ein sehr beliebtes Feature. Der praktische Nutzen ist jedoch eher gering. Die Tonarmhöhe beim CS 618Q ist auf die Tonabnehmerhöhe des Ortofon 2M blue ausgelegt. Das sind ca. 18mm. Fast alle handelsüblichen Tonabnehmer bewegen sich in einem Bereich um 18 +/- 1mm Bauhöhe. Einige wenige Ausnahmen sind noch im Bereich 18 +/-2mm zu finden. Der Einfluss auf den Anstellwinkel der Nadel in der Rille (SRA) ist bei 1mm Abweichung der Bauhöhe und der Tonarmgeometrie des CS 618Q gerade mal 0,3°. Das ist deutlich weniger, als die Toleranzen der Tonabnehmerhersteller beim Platzieren der Diamantnadel. Auch eine sehr kleine Varianz der Auflagekraft (im zehntel Gramm Bereich), hat bereits einen deutlich stärkeren Einfluss auf den SRA. Insofern fiel die Entscheidung auf mehr Komfort (Autolift) statt Höheneinstellung.“ An einer Azimutheinstellung an der Headshell wird gearbeitet.
Der Antrieb
Den prinzipiell hochwertigen Motor für seinen Direktantrieb mit der eisenlosen Luftspulenkonstruktion und quartzstabilen Drehzahlregelung hat Langer nach seinen Vorstellungen und mit seiner Erfahrung der eigenen High-End-Laufwerke angepasst. Er ist doppelt abgeschirmt und das hört man, denn man hört nichts, was selbst bei Direkttriebler nicht immer der Fall ist. Tonhöhenschwankungen oder ähnliche Anomalien sucht man ebenfalls vergebens. Die gehärtete Stahlachse läuft ebenso still in ihrer Messingbuchse, der Teller ist wie gewohnt aus Aludruckguss gefertigt, mit knapp 1.5kg leicht und mit einer klassischen Gummimatte bedämpft. Die stabile, folierte MDF-Zarge ruht störungsarm auf Füßen mit Elastomerdämpfern. Das vormontierte 2M Blue von Ortofon kostet alleine schon fast 200 Euro. Und auch wenn der Arm laut Langer deutlich bessere Systeme tragen kann, gefällt mir das 2M Blue im Dual-Arm richtig gut und ich sehe keinen Grund, etwas an der Kombination zu ändern. Nach wie vor finde ich die Schaltlogik auf der Rückseite, also wann die interne Phono läuft und wann nicht, schräg. Steht der Schiebeschalter auf „Phono“ bedeutet das nicht, dass die interne Lösung aktiv ist, sondern dass man den Dual mit einer Phonostufe verbinden muss. Und die Stellung „Line” bedeutet, dass man die Kabel an einen Lineeingang anschließen soll, die interne Phono also läuft. Das kann man machen, intuitiv finde ich es nicht. Aber Egal, ich habe die interne Phonolösung belassen und damit spielt der CS 618Q erstaunlich geschmeidig und lecker.
Klang
Ehrlich. Das ist die erste Eigenschaft, die mir in den Sinn kommt.
Fazit
Es geht weiter mit Dual und zwar direkt. Anknüpfend an die großen Modelle 701, 714 oder 721 ist Dual mit dem CS 618Q ein feiner Direkttriebler neuester Bauart gelungen. Davon bitte mehr.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Dual CS 618Q
Preis: um 1200 Euro
Dual ist mit dem CS 618Q ein feiner Direkttriebler neuester Bauart gelungen. Davon bitte mehr.
Dual CS 618Q
293-1906
Radio Maurer e.K. |
Vertrieb | Dual GmbH |
Internet | hifi.dual.de |
Garantie (in Jahre) | 5 Jahre (ohne Tonabnehmer) |
B x H x T: | 435 x 145 x 367, cm |
Gewicht (in Kg) | ca. 7 kg |
Unterm Strich ... | Es geht weiter mit Dual und zwar direkt. Anknüpfend an die großen Modelle 701, 714 oder 721 ist Dual mit dem CS 618Q ein feiner Direkttriebler neuester Bauart gelungen. Davon bitte mehr. |