High Endchen

Und es geht noch eine Nummer kleiner: Nach der Placida mit 13-Zentimeter-Tieftöner kommt nun die „Animata“ mit einem absoluten Winzling: Der Tieftöner der Box misst gerade einmal 10 Zentimeter – dafür kann er aber richtig Hub.

Mit den beiden in der vorletzten Ausgabe besprochenen Vierzoll-Tiefmitteltönern habe ich einiges vor: Ich starte hier mit einer geschlossenen Solo-Box mit dem ausgewiesenen Tieftöner, der über 8 Millimeter linearen Hub in beide Richtungen ausführen kann. In den kommenden Ausgaben gibt es dann noch die Bassreflex-Version der Box für die freie Aufstellung in mittelgroßen Räumen. Und schließlich wird die Mitteltonvariante des Chassis mit einem separaten Bassabteil vorgestellt, wobei ich hier auch noch einmal über zwei unterschiedlich große Versionen nachdenke.   

Technik

Purifi PTT4.0X04-NAC-03: Aber fangen wir doch einmal mit dem Purifi -Mini-Bass an. Der Hingucker ist natürlich auch hier die extrem konturierte Sicke, die mit ihrem fast schon escherartigen Verlauf jegliche Resonanzen an dieser Stelle effektiv verhindert.

Nicht im rein ästhetischen Sinne schön, aber es funktioniert hervorragend – und einen 4-Zoll-Treiber mit 17,6mm linearem Hub hat man auch noch nicht gesehen! Bei dem als „echten Tieftöner“ definierten Chassis erkennt man eine deutlich höher gewickelte Schwingspule. Dementsprechend steigt die Masse des Schwingsystems und der Frequenzgang zeigt hier einen etwas abfallenden Verlauf. Man kann das Chassis trotz bass-orientierten Auslegung aufgrund seines linearen Mitteltonbereichs auch breitbandig einsetzen, sogar hinauf bis 4 Kilohertz, bevor sich der nutzbare Bereich mit sehr kräftigen Resonanzen verabschiedet.   

Mit dem RBT-35SR hat Monacor einen hoch interessanten Bändchenhochtöner ins Sortiment aufgenommen, der durch seinen Waveguide ermöglichen soll, die Wiedergabequalität des leichten Bändchens im Hochtonbereich mit der niedrigen Ankoppelbarkeit einer Kalotte zu verbinden. Nimmt man ihn in die Hand, dann überzeugt die hochwertige Verarbeitung und die Metallausführung, die zusammen mit dem eingebauten Übertrager verantwortlich für die hohe Masse des Treibers sind. Aber auch seine akustischen Qualitäten können sich sehen lassen: Ein beeindruckend linearer Frequenzgangverlauf von zwei bis über 20 Kilohertz geht einher mit einem nahezu perfekten Rundstrahlverhalten. Leider scheint es unterhalb von 2 Kilohertz ein kleines Problem mit der Schallführung zu geben, was sich durch alle unsere Messungen zieht. Der Impedanzverlauf zeigt so eine kleine Resonanzspitze in dem Bereich wo auch das Wasserfalldiagramm einen deutlichen Nachschwinger zeigt. Der Wirkungsgrad liegt bei fast 95 Dezibel. Die Klirrmessungen legen ebenfalls einen Einsatz knapp oberhalb von 2 Kilohertz bei einer kleinen Hifi -Box nahe, für lautere Anwendungen ist 3000 Hertz die Trennfrequenz der Wahl. Das ist für einen Bändchenhochtöner aller Ehren wert.  

Gehäuse

Das abgebildete Gehäuse ist mit einer abnehmbaren Schallwand ausgestattet. Das ist natürlich nicht Pflicht, erleichtert aber die Installation der Weiche ungemein. Die Schallwand ist insgesamt 34 Millimeter dick und wurde um die Öffnung für den Tiefmitteltöner herum nach hinten großzügig aufgeweitet. Die eingefräste Montage der Chassis kann ich hier gut vertreten: Den Tieftöner interessiert die kleine Kante nicht und der Hochtöner bündelt durch das vorgesetzte Horn und das recht lange Bändchen so stark, dass die kleinen Vorsprünge kaum einen Einfluss haben. Die Verrundung der Schallwand seitlich des Bändchens ist dagegen wichtig. Im Inneren der Box wurden die Wände rundum mit Bondum 800 belegt, der Innenraum zusätzlich mit einer halben Matte locker gezupften Sonofil gefüllt.   

Frequenzweiche

Vor der Frequenzweichenentwicklung hatte ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst, denn die beiden Treiber gehören von ihren Eckdaten her erst einmal nicht unbedingt zusammen – auf der anderen Seite hat mir bei der „Preziosa“ die Kombination eines kleinen Tieftöners mit einem tief getrennten Bändchen extrem gut gefallen. In der Praxis „flutschte“ die Entwicklung aber ziemlich geschmeidig: Der Purifi -Treiber verliert nämlich in der schmalen Schallwand seinen abfallenden Verlauf völlig und generiert einen ziemlich geraden Pegelschrieb. Mit einem Filter zweiter Ordnung war er schon fast, mit einem Filter dritter Ordnung dann perfekt tiefpassgefiltert.

Die steile Filterung wurde durch das etwas unruhige Verhalten des Hochtöners unterhalb der „sportlichen“ Trennfrequenz von 2 Kilohertz erforderlich – für dieses Chassis die absolute Untergrenze. Zunächst einmal muss ein Spannungsteiler eine recht resolute Pegeldämpfung des lauten Bändchens vornehmen, bevor hier ebenfalls ein Filter dritter Ordnung die genau passende Flanke modelliert. Das Resultat ist eine saubere Übernahme bei 2 Kilohertz komplett ohne Phasenprobleme.  

Messwerte

Wirkungsgrad-Rekorde muss man hier natürlich nicht erwarten – mehr als knapp 80 Dezibel an 2,83 Volt sind nicht drin. Dafür liegt der Impedanzschrieb komplett über 5 Ohm, was zu einer guten Kompatibilität mit allen möglichen Verstärkern führt. Um die Trennfrequenz ist der Verlauf wegen der doch recht starken Filterwirkung etwas unruhig. Die Einbauresonanz des Tieftöners liegt um die 60 Hertz, wo sich auch der -3dB-Punkt befindet, mit einem zum Tiefbass hin recht flach fallenden Verlauf. Etwas ungewöhnlich ist der Verlauf im Hochtonbereich: Auf Achse und unter 15 Grad Messwinkel sind die Graphen sehr ausgewogen, während es unter größeren Winkeln einen schon früh, aber sehr linearen Pegelabfall zum Superhochton gibt – hier macht sich die Schallführung vor dem Bändchen bemerkbar. Das Wasserfalldiagramm ist fast perfekt sauber. Die Klirrmessungen zeigen, dass hier immer noch ein 10-Zentimeter- Treiber im Bass werkelt, aber immerhin ist der Klirranstieg sogar bei 95 Dezibel noch sehr kontrolliert. Der breitbandig eingesetzte Bändchenhochtöner zeigt am unteren Rand seines Einsatzbereichs einen leicht erhöhten Klirr.  

Hörtest

Die Animata macht in der Praxis ihrem Namen alle Ehre: Etwas näher an einer Rückwand kann sie durchaus für tiefe Töne mit einiger Dynamik sorgen – der kleine Purifi -Bass sorgt hier durchaus für verblüffte Gesichter, darunter unter anderem mein eigenes. Von dem kräftigen Hub, den er dafür machen muss, zeigt er sich aber in Sachen Mitteltonbereich völlig unbeeindruckt: Hier spielt er neutral, ja, sogar richtig schön, so dass ich mich schon richtig auf das große Drei-Wege-Projekt freue, wo ja dann der ausgewiesene Mitteltöner noch einmal viel freier aufspielen darf. Der Übergang zwischen dem Konustreiber und dem Bändchen ist unmerklich – es herrscht allgemein eine große Spielfreude und Leichtigkeit, die der Box ja auch ihren Namen beschert haben. Ein Bändchen in einem Horn sorgt obendrein für eine ungemein präzise und klare Räumlichkeit, die aber nicht so „fordernd“ aussieht wie bei einem Druckkammertreiber mit einem eng abstrahlenden Horn. Mir gefällt dieses Verhalten ausgezeichnet, denn man kann konzentriert hören, ohne zu ermüden. Insgesamt spielt die Animata deutlich größer, als es ihre Abmessungen vermuten lassen – in einem kleinen Raum mit etwas Wandunterstützung braucht man auf keinen Fall mehr.    

Aufbauanleitung

Zunächst werden auf der liegenden Seitenplatte nacheinander Boden, Deckel, Rückwand und die innere Schallwand angebracht. Die zweite Seitenwand verschließt die Box. Danach wird die äußere Schallwand aufgeklebt. Nun werden die Löcher für die Chassis gesägt oder gefräst und die Löcher für die Klemmen gebohrt. Die Aufweitung der Einbauöffnung für den Tieftoner bitte nicht vergessen! Die Frequenzweiche kann auf dem Boden des Gehäuses befestigt werden. Die Box wird innen rundherum mit Bondum belegt, das Volumen mit Sonofil befullt.  

Holzliste

Material: 16 mm MDF

2x 27,4 x 15,8 cm Front innen, Rückwand
2x 30,6 x 16,7 cm Seitenteile
2x 16,7 x 15,8 cm Boden, Deckel

Material: 18 mm Leimholz/Multiplex

1x 30,6 x 19 cm Front außen   

Zubehör pro Box

 Anschlussklemmen
 Dampfungsmaterial Sonofil
 Bondum 800
 Holzschrauben
 Kabel

Lieferant: Lautsprechershop

Weichenbestückung

L1: 1,0 mH Luftspule, 1,4 mm
L2: 0,47 mH Luftspule, 1,0 mm
L3: 0,47 mH Luftspule, 0,7 mm
C1: 15 µF MKP
C2: 4,7 µF MKP
C3: 8,2 µF MKP
R1: 8,2 Ohm MOX 10 Watt
R2: 4,7 Ohm MOX 10 Watt

Fazit

Eine der besten Kleinboxen, die ich jemals gehört habe.