Einzeltest: Quadral Chromium 105
Klingt so Deutschland?
Es gibt kaum Lautsprechermarken, die so sehr im deutschen Audiogedächtnis verankert sind wie Quadral. Namen wie Titan oder Shogun erzeugen bei jedem HiFi-Begeisterten Ü50 positive Vibrationen - da kommen selbst andere Größen wie Heco oder Canton mit ihren weniger ikonographischen Bezeichnungen nicht mit. Kann die neueste Generation der Hannoveraner Schallwandler in diese Fußstapfen treten?
Ich falle direkt mit der Tür ins Haus und bejahe meine Frage, denn alle neuen Quadral Lautsprecher, die ich gehört habe, sind ganz hervorragend und auf ihre Art mindestens so gut wie ihre klassischen Vorgänger. Nur merken wird man sich manche ihrer Namen nicht mehr. Chromium Style 105? Das ist aber nur eine Feststellung, keine Kritik, denn auszusetzen habe ich an diesem Lautsprecher offen gestanden nichts. Aber ich greife mir selbst vor.
Die Chromium-Serie 2022 ist zum Zeitpunkt meines Berichts so neu, dass sie noch nicht einmal auf der Quadral-Website erscheint - man könnte also von einer Weltpremiere sprechen.
Die Chassis entwickelt Quadral selbst und lässt sie dann nach engmaschigen Vorgaben in China bei langjährig bewährten Firmen bauen. Wie in der viel günstigeren Box finden sich auch hier drei optisch identische Tiefmitteltöner, die teilweise unterschiedliche Aufgaben haben. Dazu Sascha Reckert:“Alle Tief-/Mitteltöner decken den identischen Tieftonbereich ab, die beiden unteren werden früher ausgekoppelt. Diese Tieftöner haben eine deutlich höhere bewegte Masse, der obere Tiefmitteltöner einen optimierten Frequenzgang. Beide Gehäusekammern dahinter sind exakt auf dieselbe Frequenz von 34 Herz abgestimmt. Das führt zu perfektem Zusammenspiel im Bass und alle drei Treiber erreichen ihre mechanische Belastungsgrenze gleichzeitig. So bekommen wir einen guten Tiefbass und eine enorme Pegelfestigkeit.“
Die Kammer der beiden „echten Bässe“ ist doppelt so groß wie die für Tiefmitteltöner und Hochtöner. Getrennt wird diesmal schon bei 400Hz, danach macht der Tiefmitteltöner weiter, bevor das Bändchen ab 2.8kHz das Klanggeschehen bestimmt. Auch die Style 105 bekam zwei Bassreflexöffnungen spendiert, eine unten mit 105mm Durchmesser für die eigentlichen Bässe, die andere mit 50mm vor dem Bändchen. Wieder arbeitet Reckert im Inneren des Gehäuses mit einer schrägen Trennwand, die Bass- und Mitteltonkammer luftdicht trennt, um stehende Wellen zu unterbinden. Warum auch etwas ändern? Das war ebenso unnötig wie die Dämmung zu modifizieren, wieder arbeitet er mit bewusst viel Polyesterwolle.
Sämtliche Treiber sind mit starken Ferritmagneten ausgerüstet, um einen mühelosen Antrieb sicher zu stellen. Sascha Reckert sagt zur Konstruktion der Tiefmitteltöner:“Ihre Kaptonschwingspulen werden mit einem leichten Adapter direkt an die Vollkonusmembran geklebt und nicht über einen sogenannten Übertragungskonus, der die bewegte Masse und die dynamische Ankopplung verschlechtert. Die Schwingspule besteht aus einem nichtmagnetischen Polyimid um die mechanischen Verluste gering zu halten.“ Die Membran selbst wird komplett aus dem sogenannten ALTIMA gefertigt, bekannt vor allem der AURUM-Baureihe. Das Akronym „ALTIMA“ steht für Aluminium, Magnesium und TITAN und ist konkret eine Aluminiumlegierung mit einem besonders hohem Magnesiumanteil. Vollkonus bedeutet im übrigen, dass die Membran aus einem einzigen ALTIMA-Tiefziehteil besteht. Das ist zwar bei der Montage der schwingenden Teile im Korb aufwendiger, macht aber den Verzicht auf eine zusätzliche Klebestelle möglich und verbindet den durchaus problematisch
Übergang zweier Membranteile. Der einzige Unterschied zwischen den drei optisch identischen „Bässen“ ist die um 10 Gramm höhere bewegte Masse der unteren beiden. Die erreicht man durch die Zugabe eines Harzes in der Schwingspule, was die Membran gleichzeitig stabilisiert. Tief- und Tiefmitteltöner arbeiten ansonsten auch dank ihrer Materialgleichheit perfekt miteinander. Der Hochtöner ist das klassische Bändchen mit Übertrager, das man mit Quadral verbindet. Es ist recht groß, nicht gewellt, wird durch ein Polymer stabilisiert und bedämpft und soll dadurch sehr wenig klirren und sich recht tief ankoppeln lassen.
Die beiden getrennten Kammern für Bass und Mittelton nennt Quadral „BDS“ (Balanced Distribution System), woraus folgt, dass laut Reckert „die Weiche in Wirklichkeit ein 2.5-Wege-Design ist mit einem sehr flachen Verlauf des Tiefpasses im Übergang zum Tiefmitteltöner.“ Der ist dann vom Hochtöner steil mit etwa 24dB akustisch getrennt. Die Weiche ist recht komplex und mit guten Bauteilen bestückt. So setzt Reckert keine einfachen Ferritkerne ein, sondern bei den großen Spulen Trafokernbleche, die in der Praxis sehr viel verzerrungsfreier arbeiten, aber auch deutlich teurer sind. Insgesamt werkeln in der Style 105-Weiche 22 Bauteile, deutlich mehr als in der SIGNUM, obwohl beide konstruktiv sehr ähnlich sind. Der Grund dafür ist die aufwendige Ankopplung des Bändchens an die Metallmembran des Tiefmitteltöners für einen harmonischen Übergang.
Und wie klingt die Chromium Style 105? Grundsätzlich ist sie sehr neutral abgestimmt und zeichnet sie sich ähnlich wie die Signum 90 durch ihre involvierende Präsenz aus. Der ist sie aber in allen Belangen überlegen, das Bändchen spielt sehr, sehr fein und zurückhaltender, als man denken mag. Die Reinheit ihres Klang, bedingt durch die Klirrarmut aller Chassis, ist ohrenfällig. Und die Style 105 begeistert mich von Beginn an durch ihre enorme Räumlichkeit und lädt mich zu ausgedehntem Hören ein. Pat Methenys Gitarre auf „What´s It All About“ glitzert und schwingt, der Bass kommt mühelos und lässig und ich kann enorm tief in den virtuellen Raum hinein hören. Gerade bei „Cherish“ platzen die Flageolett-Töne geradezu aus dem Bändchen mit einer faszinierenden, sehr farbigen Hochtonenergie. Auf „Eden“ von Talk Talks Jahrhundertalbum Spirit of Eden kann die Style 105 das ganze Drama dieser Musikerzählung mit all ihren feinen Details und tonalen Magie auf berührende Art und Weise vermitteln. Dass sie einen tollen, tiefreichenden Bass hat, eher hell als dunkel spielt, dank des Bändchens wunderschön auflöst und eine stupende Dynamik an den Tag legen kann, gerät dabei fast zur Nebensache, da sie zu 100% der Musik dient.
Fazit
Die brandneue Quadral Chromium Style 105 ist ein mehr als nur überzeugender Standlautsprecher. Für diese Qualität darf man anderswo fünfstellige Summen auf den Tisch blättern. Und damit kann ich die Frage aus meiner Überschrift beantworten: so klingt nicht nur Deutschland, so klingt die Welt. Klasse.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Quadral Chromium 105
Preis: um 3500 Euro
303-2034
Musikus Hifi |
89-232
Heimkino & Sound GmbH |
318-2423
Elektrowelt 24 |
236-1370
Hoer an Michael Imhof |
305-2120
MD Sound GmbH & Co. KG |
Kategorie | High-End Standlautsprecher |
Preis (in Euro) | 3500 Euro |
Kontakt | www.quadral.com |
Technische Daten: | |
Prinzip: | 2,5-Wege Bassreflex |
Bestückung: | 2 x 170mm Altima Tieftöner; 1 x 170mm Mitteltöner; 1 x E-Sense Aluminium-Bändchenhochtöner |
Frequenzgang: | 24Hz - 52kHz (-3db) |
Übergangsfrequenzen: | 400Hz / 2800Hz |
Nennimpedanz: | 89db/w/m |
Impedanz: | 4 Ohm |
Ausführungen: | Schwarz / weiß Hochglanz |
Abmessungen (B x H x T): | 23,2 x 112 x 37,9 cm |
Gewicht: | 29 Kg |
Garantie: | 5 Jahre |