Einzeltest: Samsung GQ-65Q90R

Die neuen Samsung-Spitzenmodelle versprechen noch mehr Smart-TV-Komfort und Bildqualität. Wir haben ein Testmuster des brandneuen GQ65Q90R getestet und mit dem Vorgängermodell GQ65Q9FN verglichen. Das Ergebnis war frappierend.    

Der QLED-TV GQ65Q90R steht zum Zeitpunkt unseres Tests kurz vor der Markteinführung, unser Testgerät kommt ganz frisch aus dem Werk. Der 65-Zöller ist ein echtes Schwergewicht, er bringt mit seinem dunkelgrauen Standfuß im Monolith-Design rund 37 Kilo auf die Waage. Auch technisch kann man ihn zu Recht als Schwergewicht bezeichnen: Er verfügt über einen neuen Bildprozessor, Direct-LED-Backlight mit einzeln gesteuerten Dimmingzonen, das Smart-TV-System Tizen und die externe „One Connect Box“, die das Display über ein hauchdünnes Kabel mit Strom und Signalen versorgt.     

Ausstattung 

Auf den ersten Blick scheint sich gegenüber den 2018er-Vorgängern der Q9FN-Baureihe kaum etwas geändert zu haben. Das Gehäusedesign ist bis auf den Standfuß im Wesentlichen gleich, sodass der neue Q90R auch mit den schicken Aufstelllösungen Tower Stand (Metallkegel) und Studio Stand („Staffeleifuß“) sowie der No-Gap-Wandhalterung zu installieren geht. Weil mit der One- Connect-Box der Stromanschluss am Fernsehgerät entfällt und nur eine einzige unauffällige Leitung zum Bildschirm führt, sind die Möglichkeiten zum Installieren des TV fast unbegrenzt.

Serienmäßig wird ein 5 m langes „One Invisible Cable“ mitgeliefert, das die Box mit dem Bildschirm verbindet. Auf Bestellung gibt es die Hightech-Leitung auch mit 15 m Länge. Bei den Anschlussmöglichkeiten setzt Samsung auf moderne digitale Schnittstellen in reichlicher Anzahl. Dazu zählen vier leistungsstarke Ultra-HD-taugliche HDMI-Eingänge für externe Zuspieler, die Signale mit hoher Bandbreite verarbeiten können, und drei USB-Schnittstellen zur USB-Medienwiedergabe bzw. fürs USB-Recording. Dank einer Twin-Multituner-Ausstattung für DVB-T2, -S2 und -C kann man während einer laufenden TV-Aufnahme einfach auf ein anderes Programm umschalten und dieses anschauen. Für die Verbindung zu einem Heimkino-Lautsprechersystem gibt es den HDMI- Rückkanal ARC und den klassischen optischen Digitalausgang. Einen Kopfhörer oder eine Soundbar kann man zudem drahtlos per Bluetooth an den Fernseher koppeln. Neu sind beim GQ6590R drei Hotkeys auf der smarten, minimalistischen Fernbedienung, die für direkten Zugriff auf Netflix, Amazon Video und Rakuten TV sorgen. Auch in den Menüs gibt es Neues: In den Einstellungen kann man den „Intelligent Mode“ ein- oder ausschalten, der die Bildhelligkeit bzw. den Klang automatisch der Umgebung anpasst. Samsung-Fernseher aus den 2019er-Serien werden bei Satellitenempfang schon während der Inbetriebnahme abfragen, ob man ein halbes Jahr HD+ zur Probe schauen möchte. Die HD+-Funktion ist dann komfortabel in den TV integriert – ohne weiteres Empfangsgerät oder Smartcard. Käufer können HD+ inklusive der neuen HD+-Komfort-Funktionen (z.B. Sendungen zeitversetzt online schauen und ein neuer EPG) sechs Monate kostenlos testen. Weitere Informationen über den neuartigen Zugang zu HD+ finden Sie in unserem Servicebeitrag auf Seite 32.      

Ambient-Modus 

Auch der neue „Q90R“ hat Samsungs ausgefuchste Lösung parat, die das „schwarze Loch“ eines ausgeschalteten TV-Bildschirms auf Knopfdruck verschwinden lässt: den „Ambient-Modus“. Mit dem Ambient- Modus kann man ein dekoratives Bild, eigene Fotos oder Infos auf dem Bildschirm einblenden. Etliche Bildmotive sind vorprogrammiert, darüber hinaus gibt es eine große Auswahl in der Samsung-Galerie, die über das Samsung-Nutzerkonto zugänglich ist. Die Königsdisziplin für die Wandmontage ist eine nahezu perfekte Tarnung, bei der ein Bild mit der Farbe und dem Muster der eigenen Wand den Bildschirm ausfüllt.  

Bildtechnik 

Bis heute war für mich klar, dass der Kauf eines LED-LCD-Fernsehers je nach Displaytyp immer einen Kompromiss aus Kontrast und Blickwinkelstabilität bedeutet: Displays mit IPS-Flüssigkristallen zeigen auch aus seitlichen Betrachtungswinkeln satte und kontrastreiche Farben, allerdings mit begrenztem Kontrast. VA-Flüssigkristalltechnik (auf die Samsung seit Jahren setzt) punktet dagegen mit den besten LCD-Kontrastwerten – sofern der Betrachter (wie unser Messgerät) direkt von vorne auf den Bildschirm schaut. Für alle, die höchsten Kontrast und gleichzeitig den breitesten Betrachtungswinkel wollen, war bisher OLED die Lösung. Mit der neuen „Ultra Wide Angle“-Technik, wie sie in den 2019er-QLED-Baureihen Q80R, Q85R und Q90R sowie den kommenden 8KTVs zum Einsatz kommt, scheint die Zeit der LCD-Kompromisslösungen vorbei zu sein. Der 65-Zoll-Q90R zeigt nämlich hervorragend kontrast- und farbstarke Bilder auch dann, wenn man ihn schräg von der Seite anschaut. Gleichzeitig ist das Display tiefschwarz und spiegelt kaum, denn frontal auftreffendes Licht wird nur zu einem kleinen Bruchteil reflektiert. Wenn sich Gegenstände oder Gesichter in dunklen Bildpartien spiegeln, kann das störend wirken. In jedem anderen ausgeschalteten Display kann ich bei Tageslicht mein Gesicht als mehr der weniger dunkle Spiegelung erkennen (die freilich im Betrieb vom TV-Bild überstrahlt wird). Beim neuen Q90R sehe ich nur eine schemenhafte Andeutung im tiefen Schwarz – faszinierend. Anders verhält es sich übrigens bei schräg-seitlich einfallendem Licht, das zu einem höheren Anteil zur gegenüberliegenden Seite gespiegelt wird. Um davon etwas zu sehen, muss ich allerdings schon im spitzen Winkel auf den Bildschirm schauen. Das Geheimnis hinter den neuen Display-Eigenschaften ist eine neuartige Lichtverteilung im Bildschirm, die (vereinfacht gesagt) Streulichtanteile hinter der Flüssigkristallschicht einfängt und gezielt nach vorne leitet, dann aber das farbige Licht an der Display-Vorderseite breit abstrahlt. Der neue, auf den Namen „Quantum 4K“ getaufte Bildprozessor bereitet alle Bildsignale intelligent auf, um bestmögliche Farbwiedergabe und optimales Upscaling von SD und HD auf Ultra-HD zu erzielen. Das „Intelligente“ steckt dabei in der Anwendung von eigenen Algorithmen zur Bildverarbeitung, die von Samsung mithilfe von künstlicher Intelligenz entwickelt werden. In Sachen HDR unterstützt Samsung nach wie vor die Verfahren HDR 10, HDR 10+ (mit dynamischen Metadaten) und HLG.     

Im Vergleich

Wir haben den Vorgänger GQ65Q9FN von 2018 noch einmal ins Labor geholt und das Bild direkt mit dem GQ65Q90R verglichen, der dank Quantum-Dot-Farbtechnik und Full-Array Local Dimming schon die Spitze unserer Bestenliste erreichte. Den Kollegen, die zufällig hereinschauten, fiel der Unterschied sofort auf: Bei gleichen Einstellungen wirkte das Bild auf dem neuen Q90R von vorne gesehen noch etwas lebendiger und frischer als beim Vorgänger-Topmodell. Krass ist jedoch der Unterschied beim Betrachtungswinkel! Schräg von der Seite angeschaut zeigt der Neuling immer noch satte und kontrastreiche Farben, während ein leichter Nebel vor das Display seines Vorgängers zu ziehen scheint. Bei HDR-Inhalten beeindrucken beide Fernseher mit ihrer Brillanz, hier muss man schon den direkten Vergleich haben, um beispielsweise bei HDR-Ausschnitten aus „Exodus“ oder „Das Leben des Pi“ festzustellen, dass der 2019er-QLED bei den Spitzlichtern und kleinen Details noch einen Tick präziser und lichtstärker ist.     

Bildqualität 

Sowohl in unseren Labormessungen mit Calman 5 als auch in den Sehtests mit TV, Blu-rays und Streaming zeigte die Bildqualität des Samsung eine3800 absolute Spitzenleistung, die ihresgleichen sucht. Getestet haben wir im neutral abgestimmten Bildmodus „Film“. Das Local Dimming lässt in der Praxis (im Filmmodus) keine einzelnen Zonen erkennen und sorgt dabei für perfektes Schwarz sowie strahlende Lichter. Gleichzeitig punktet der Samsung mit seiner erstklassigen, natürlich wirkenden Farbwiedergabe. Dank der Quantum-Dot-Technik bleiben satte Farben auch in sehr hellen Bildpartien strahlend kräftig. Unerwünschte Nebeneffekte wie „Blooming“ gibt es ebenso wenig zu bemängeln wie Ungleichmäßigkeiten in der Ausleuchtung („Clouding“). Mit der Einstellung „Local Dimming: Hoch“ stellt der QLEDBolide einen LED-TV-Kontrastrekord von fast 10.000:1 auf. Für einen möglichst natürlichen Bildeindruck raten wir jedoch zur niedrigen oder mittleren Einstellung. Außerdem macht der neue „Intelligent Mode“ seinem Namen Ehre, indem er die Bildhelligkeit tatsächlich sehr angenehm auf die Raumhelligkeit anpasst. Schon ab Werk sind die Farben (im Filmmodus) weitestgehend sauber vorab eingestellt, sodass eine Farbkalibrierung nur noch den allerletzten Feinschliff leisten könnte. HDR-Signale erkennt der Samsung zuverlässig über HDMI, USB, Netzwerk und von 4K-Sendern und beeindruckt mit seiner licht- und farbstarken Performance. Da viele HDR-Produktionen immer noch für dunkle (Heim-)Kinos gemastert werden, bietet es sich z.B. bei den Netflix-Eigenproduktionen an, die Raumhelligkeit gering zu halten.     

Fazit

Chapeau: Mit dem neuen QLED-TV GQ-65Q90R bringt Samsung ein Meisterstück auf den Markt, das alles, was ich bislang an LED-TVs getestet habe, in der Bildqualität übertrifft und zudem durch eine smarte, flotte Bedienung, übersichtliche Menüs sowie Sprachsteuerung sehr anwenderfreundlich ist. Und ein Schmuckstück für die Wohnung kann dieser Flat-TV dank des Ambient-Modus außerdem sein.