Kategorie: Docking Stations

Einzeltest: Krell Kid


Papas Kleiner

Docking Stations Krell Kid im Test, Bild 1
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Ein iPod kann einen wunderbar beim Joggen, in der Bahn oder auch im Auto mit Musik glücklich machen. In den eigenen vier Wänden macht er aber eine ebenso gute Figur - Musik aus dem Flashspeicher ist klanglich halt eine gute Wahl. Richtig hochwertig wird‘s mit der entsprechend highendigen Peripherie, die die Musik zur Anlage bringt. Wenn sich eine Firma wie Krell dieser Aufgabe annimmt, dann ...

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ist die Frage nach hochwertiger Umsetzung perse schon keine mehr. Die Amerikaner haben seit mittlerweile fast 30 Jahrn immer wieder einen HiFi-Knaller nach dem anderen abgeliefert. Der Krell KID ist ein ganz aktueller Sprössling der Herren und Damen aus dem sonnigen Kalifornien, kostet 1.000 Euro und ist mal wieder irgendwie anders als das, was ich bisher als iPod-Dock kennenlernen durfte. Das ist natürlich kein Schnäppchenpreis, den man für den Krell KID berappen muss. Das relativiert sich, wenn man das Teil in den Händen hält.

Docking Stations Krell Kid im Test, Bild 2Docking Stations Krell Kid im Test, Bild 3Docking Stations Krell Kid im Test, Bild 4Docking Stations Krell Kid im Test, Bild 5Docking Stations Krell Kid im Test, Bild 6Docking Stations Krell Kid im Test, Bild 7
Das stabile Aluminiumgehäuse bringt ordentlich was auf die Waage, da steckt ganz off ensichtlich etwas mehr drin, als man von einer „normalen“ Dockingstation erwartet. Ganz Krell-typisch ist das Design fordernd, will heißen, dass es ganz sicher etwas für sich hat, einen Handheld-Player in ein Gerät zu stecken, das optisch einerseits sehr retro-lastig ist, andererseits mit blauen Sieben-Segment-Anzeigen ein wenig Moderne durchschielen lässt. Drei dieser Anzeigen sind‘s ingesamt, eine für die Lautstärke und noch zwei für Bass beziehungsweise Treble. An dem männermäßigen Gewicht ist zum Großteil der Netzteiltrafo schuld. Der ist sehr üppig ausgefallen; angesichts der in einem Dock mit Preamp verbratenen Leistungen eine ganz fürstliche Lösung. Der Rest des Inhalts ist sehr ansehlich in SMD-Bauweise auf die Platine gezaubert. Die Lautstärkeregelung ist digital ausgeführt und zwar in 256 feinen Schritten. Feine Sache: Das Signal wird zunächst per Optokoppler vom analogen Bereich der Schaltung getrennt, geregelt und dann an den Ausgang geschickt. Stichwort Signal: Direkt hinter dem DAC des iPod greift der Krell KID ins Geschehen ein. Das merkt man schon daran, dass die iPod-Lautsträkeregelung quasi „lahmgelegt“ ist. Und wenn es Apple so ohne Weiteres nicht erlaubt, das Signal direkt digital abzugreifen, hat man bei Krell daraus eine echte Tugend gemacht und sich auf die Fahnen geschrieben, alles, was jenseits von Lautstärkeregelung liegt, so richtig analog anzugehen, aber so richtig! Da darf mal, auch wenn keine Endverstärkung stattfindet, das Wort “Class-A” in den Mund genommen und ein wenig Strom verbraten werden. Vorhanden, für meine rein auf die Audiosektion gemünzten Betrachtungen aber nicht ausschlaggebend, ist die kleine Videosektion, die die Videos des iPod an TV-Geräte schickt. Das macht man entweder per S-Video oder Composite. Marketingwirksame Anschlüsse wie HDMI braucht man ja hier eh nicht, denn die Videos auf so einem iPod sind mit maximal 640 x 480 Pixel sehr gering aufgelöst, normale PAL-Auflösung, die man ganz wunderbar über eine S-Video-Strippe schicken kann, reicht vollkommen. Alles andere hätte ich belächeln müssen. Gut finde ich außerdem, dass man über diese Schnittstelle On-Screen-Navigation zur Verfügung hat; das iPod-Display ist ja auf die Ferne doch nicht mehr abzulesen, da hilft ein TV-Bildschirm doch riesig. Stichwort Ferne: Von der Couch aus steuert man sich per Fernbedienung durch Playlisten, Alben und so weiter. Die kann auch so ziemlich alles, was man sich wünschen könnte, allerdings passt mir das Scheckkartenformat nicht so richtig, was Sie, liebe Leser, selbstverständlich anders sehen können. Ich höre nämlich oft, besonders von der weiblichen Fraktion, dass klein und leicht viel angenehmer ist als schwer und massiv. Wie gesagt, das werte ich nicht. Das Netzteil generiert übrigens auch eine Triggerspannung für zusätzliche Geräte wie beispielsweise Verstärker. Ist das Gerät ausgeschaltet, liegen am Triggerausgang 0 Volt an, im eingeschalteten Zustand stehen 12 Volt am Multimeter. Krell-Verstärker verfügen über den entsprechenden Eingang und schalten sich mit ein, wenn der KID angeht und betriebsbereit ist. Gut so, braucht man nur eben den iPod draufstecken und los geht‘s mit Musik. Netterweise schaltet sich das Teil auch unmittelbar nach dem Einstecken des Ipod ein. Das funktioniert also wirklich ganz nach dem Motto „nach Hause kommen, draufstecken, Musik hören“. Die Musiksignale können entweder symmetrisch oder klassisch per Cinch abgegriffen werden. Die symmetrische Variante ist zwar zu bevorzugen, hat aber nicht jeder auch als entsprechenden Eingang an den Endstufen.

Der Papa richtet‘s

Ganz auf Nummer sicher geht man, wenn man seinem „Kid“ den Papa (ja, so heißt der passende Amp zum Krell KID) auf den Leib schneidert. Er passt optisch hundertprozentig zum Dock, kann laut Hersteller 150 Watt pro Kanal und sorgt für eine schlüssige Optik. Ehrlich, die Vorstellung, einen großen, modernen iPod mit unkomprimierter oder verlustfrei kodierter Musik zu haben, mit dem unterwegs und zu Hause alles an Musik abgespielt wird, was man gerade mag, ist verlockend. Aktuelle iPod-Modelle haben Speicherkapazitäten bis 120 GB, da passt selbst unkomprimiert einen Menge Stoff drauf. Um die Idee weiterzuspinnen, stelle ich mir vor, nur eine Kiste zu Hause zu haben, wo er reingesteckt wird und nahtlos mit dem weitermacht, was ich gerade im Auto gehört habe - und zwar in hervorragender Qualität. Genau an dieser Stelle bin ich jetzt, wenn ich mir die Kombination Krell KID und Papa ansehe. Die beiden, im Verbund ist‘s ja quasi nur ein Gerät, schön in Szene gesetzt ins Wohnzimmer, ein paar passend dazu sehr gute Lautsprecher dran - fertig ist die moderne, hochqualitative und optisch dezente HiFi-Lösung, die den Fan begeistert und die liebe Frau Gemahlin nicht stört. Spielen muss es, das muss ich natürlich noch prüfen, bevor ich meine Spinnereien hier finalisiere.

An einem schönen Samstagnachmittag

Mein iPod und mein iPhone 3G habe ich mit Musik aller Couler, allerdings entweder mit AAC lossless oder als WAV gefüllt. Zu meiner Schande gestehe ich, dass ich auch MP3-Dateien auf dem Rechner habe, im Zuge einer vernünftigen Bewertung habe ich mir aber die Mühe gemacht, ein paar Tracks neu einzulesen und in einem vernünftigen Format abzuspeichern. War sowieso an der Zeit, manchmal zwingt einen die Arbeit Gott sei Dank ja doch zu Sachen, die man eh schon lange mal erledigt haben wollte. Meine Auswahl bestand aus der von mir aktuell sehr geliebten „Home Before Dark“von Neil Diamond, etwas Rock von der japanischen Band X Japan und, bitte nicht lachen, Marschmusik vom Fanfarenzug Strausberg unterstützt vom Polizeiorchester Potsdam. Diese CD stammt noch aus meiner Jugend, ich nehme sie allerdings gern für die Bewertung von Basswiedergabe, da eine ganz Batterie Kesselpauken ein erstmal zu reproduzierendes Tieftonerlebnis ist. Zunächst die Stimmen: Die von Rick Rubin geradezu hinreißend produzierte Scheibe von Neil Diamond macht auf dem KID genau das, was ich erhofft hatte: Mich an einem ruhigen Samstagabend so richtig anheimelnd in eine emotional geladene, aber ganz so gewollte Stimmung versetzen. Neil Diamonds Gesangsorgane sind wunderbar körperhaft, kräftig, schön fest in die Mitte genagelt. Nach einer Weile traute ich mich, mal die Randereignisse zu betrachten. Damit hatte ich keine Mühe, sie sind realistisch, gehen nicht in der Stimm-Flut unter und machen die Musik als Ganzes zu einem bemerkenswerten Erlebnis für mich. Den Tränen nahe (dieses Album hat‘s in sich), müssen die Fanfarenbläser ran und mich wieder geradebiegen. Sie schmettern den „Fehrbeliner Reitermarsch“ so richtig raus, und ja: Ich hatte wesentlich zu kleine Lautsprecher für meine Musiksession gewählt. Die Paukenanschläge hauen die Tieftonmembranen fast raus. Und wenn ich schon die ganze Zeit über meine Stimmung fabuliert habe, muss ich zugeben, dass ich immer noch mental angeknackst war, weil die Erinnerung an meine eigene aktive Zeit in einem Fanfarenzug hochkam. Kid, daran warst Du nicht unmaßgeblich schuld. Jetzt musste ich mich abregen, was mit retrostyle Rock der kreischstimmigen, leicht belächelbaren Art, dargboten von X Japan ganz vortrefflich geht. Das Album „Dahlia“ war auf meinem iPhone. Ich wollte ja sowieso noch ausprobieren, ob der Krell Dock das 3G laden kann. Ja, kann er, außerdem fragt das iPhone auch sofort nach, ob es den Flugmodus aktivieren soll, in dem der Handyempfang ausgeschaltet ist. Funktionieren tut‘s auch so, allerdings können im Flugmodus weder Interferenzen noch störende Anrufe den Musikgenuss trüben. Ich musste leider auf einen Anruf warten, verneinte die Nachfrage und tippte auf das besagte Album. Und auch wenn das japanische Zeug aufnahmetechnisch nicht das Paradebeispiel dafür ist, wie man möglichst viel Dynamikumfang in einen PCM-Strom verbaut, irgendwie hatte ich wegen der peppigen, fordernden Spielweise des KID nun endlich wieder ein Lachen im Gesicht, und obwohl es wie bereits erwähnt Samstagnachmittag und ich im Verlag war, gab‘s noch das komplette Album. Vom beliebten Spruch „KID, hol mich hier raus“ aus der betagten David-Hasselhoff -TVSerie „Knight Rider“ war nichts zu spüren. Im Gegenteil, ich wollte noch ein wenig bleiben.

Fazit

Mit dem Krell KID hatte ich lange richtig Freude. Außerdem zeigt er auf beeindruckende Art und Weise, dass man mit einem iPod ganz ernsthaft Musik hören kann.

Kategorie: Docking Stations

Produkt: Krell Kid

Preis: um 1650 Euro

11/2009
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