Kategorie: AV-Vorstufen

Einzeltest: Audio Research Anniversary Edition Reference Preamplifier


Geburtstagskind

AV-Vorstufen Audio Research Anniversary Edition Reference Preamplifier im Test, Bild 1
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Okay, die Typenbezeichnung ist … schwierig. Ein Zungenbrecher nicht nur für nicht nativ englischsprachige Menschen. Trotzdem rate ich dringend, sich jene sechs Worte gut eingeprägt zu haben, wenn Sie beim Händler Ihrer Wahl vorstellig werden

Mitspieler

Plattenspieler:

Transrotor Fat Bob / SME 309 / Grado Statement 1


Phonovorstufen:

MalValve preamp three phono


Endverstärker:

Accustic Arts Amp2 MK2
SymAsym


Lautsprecher:

Audio Physic Scorpio 25
Klang + Ton „Nada“


Zubehör:

Netzversorung von PS Audio und HMS
NF-Kabel von van den Hul und Transparent
Phonokabel van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent
Plattenwaschmaschine von Clearaudio



Gegenspieler

Vorstufen:

MalValve preamp four line
Accustic Arts Tube Preamp 2


Manche Sachen im Zusammenhang mit Höreindrücken erstaunen mich zutiefst. Zum Beispiel Hören in der Stille. Zu ahnen, dass dieses rabenschwarze Nichts alles Mögliche ist, aber eben kein Nichts.

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Ich höre Klanggebilde, ohne einen Ton zu vernehmen. Ich bekomme eine Vorstellung von einer Aufnahmesituation, die ich nicht kenne, und das, bevor jemand auch nur eine einzige Note gespielt hat. Nun passiert mir so etwas nicht zum allerersten Mal, aber ich kann die Gelegenheiten an den Fingern einer Hand abzählen – und da bleibt dann noch etwas „Reserve“. Die Bedeutung der Vorstufe in einer Anlage für solcherlei akustische Meisterleistungen ist entscheidend. Und immer wieder fällt mir erst dann auf, wie wichtig der eigentlich simple Job eines Hochpegelvorverstärkers eigentlich ist, wenn ein solches Kaliber in der Kette hängt. Ganz prima Musik hören kann ich auch mit Maschinen, die eine oder zwei Nullen weniger am Preisschild haben. Oder mit einem Lautstärkepoti für dreifuffzich, an dem ein paar Strippen mit Cinchbuchsen angelötet sind. So was wie das hier allerdings, das ist wie der Weckruf aus einer soundmäßigen Lethargie, von deren Vorhandensein man bis gerade eben gar keine Ahnung hatte. Die vor uns stehende zweiteilige Unglaublichkeit zum Preise von etwas unbescheidenen 27.000 Euro, die kann so etwas. Und ich hab in den letzten Jahren wahrlich eine Menge Audio-Research-Elektronik in den Fingern gehabt, aber das hier, das ist etwas Besonderes. Die „Reference Phono 2“ fällt vielleicht auch noch in diese Ausnahmekategorie. Und die nagelneuen Monos „Reference 250“, die werden auch so etwas, da wette ich – natürlich ohne sie je in natura gesehen oder gar gehört zu haben. Derzeit muss ich ausschließlich mit der Geburtstags- Vorstufe vorlieb nehmen, was zugegebenermaßen ein verhältnismäßig luxuriöses Problem darstellt. Der Geburtstag, anlässlich dessen die Firma aus Plymouth, Minnesota dieses Gerät auf den Markt gebracht hat, fand bereits 2010 statt und markierte den 40. in der Firmengeschichte. Von daher haben wir es hier mit einem „Cost-No-Object“- Projekt zu tun, bei dem die Entwickler alles verbauen durften, was sich im Laufe der Audio-Research-Evolution als gut und sinnvoll herausgestellt hat, und davon in rotstiftbefreiten Mengen. Seine Geburtstagsambitionen signalisiert das Gerät denn auch schon beim Einschalten: Das großflächige Display meldet „Anniversary Edition Reference Preamplifier 1970–1971“ und zählt dann aufwärts bis „1970–2010“. Bis 2011 oder darüber hinaus werden die Geräte übrigens auch künftig nicht zählen, die Produktion ist nämlich aufs Jubiläumsjahr begrenzt. Optisch ist das Gerät sofort als Mitglied der großen Audio-Research-Familie zu identifizieren. Das eher nüchterne Messgeräte-Design im 19-Zoll-Profi format mit zwei stabilen Tragegriffen und einer unaufgeregten, aber übersichtlichen Gestaltung ist elementare „Corporate Identity“. Im Vorliegenden Falle gibt’s halt gleich zwei relativ hoch bauende Gehäuse und eine dickere Frontplatte. Und da man auf die Innereien des Gerätes berechtigterweise stolz ist, gibt’s keine schnöden Blechdeckel, sondern gut belüftete Rauchglasabdeckungen. Wem das nicht geheuer ist, der bekommt allerdings ohne Aufpreis metallene Deckplatten Der „AERP“ ist, wie es sich für ein Gerät dieses Kalibers gehört, vollsymmetrisch und konsequent kanalgetrennt aufgebaut. Das schlägt sich unter anderem auf der Rückwand nieder. Jede signalführende Buchse gibt’s sowohl im XLR- als auch im Cinchformat. Das macht 20 symmetrische und 20 unsymmetrische Anschlüsse. Die teilen sich wie folgt auf: Es gibt sechs „normale“ Eingänge, einen Durchschleifanschluss für Heimkinoanwendungen, zwei Hauptausgänge und einen Aufnahmeanschluss. Dazu gesellen sich zwei vielpolige solide Industrieverbinder, über die die Signalabteilung ihren Strom aus der Versorgungsabteilung bezieht. Kanalgetrennt selbstverständlich. Stellt man beide Geräte nebeneinander, könnte man mit einem Sägeschnitt über die komplette Breite tatsächlich zwei Monoabteilungen generieren. Bleiben wir erst einmal bei der Versorgungseinheit: Mit gut 21 Kilogramm ist sie die schwerere der beiden Kisten, was zum nicht kleinen Teil den gleich vier eingesetzten Transformatoren (zwei Ringkerne, zwei Schnittbandkerne) geschuldet ist – Sie erinnern sich, Doppelmono konsequent. Es folgt eine beträchtliche Menge von Gleichrichtern, Siebelkos und Spannungsstabilisierungen, wobei sich zwei Regler besonders hervortun: Die „B+“, das ist die Versorgungsspannung für die Signalröhren – die im Übrigen 180 Volt beträgt, was der Hersteller fein säuberlich auf der Platine dokumentiert – wird von interessanten Hybridschaltungen stabilisiert: Halbleiter erzeugen eine Referenzspannung, Röhren bilden den Regelverstärker. Und das sind nicht irgendwelche: Die kräftige Edel-Doppeltriode 6H30 arbeitet Hand in Hand mit einer kräftigen Pentode vom Typ 6550C, gemeinhin in leistungsfähigen Endverstärkern beheimatet. Dass das ausgezeichnet funktioniert, bewies bei uns schon die eingangs erwähnte Phonovorstufe „Reference Phono 2“. Dort allerdings mussten sich noch beide Kanäle einen dieser Regler teilen, beim AERP gibt’s natürlich deren zwei. Zu bedienen gibt’s an diesem Gerät – gar nichts. Der Power-Taster gehört zum Verstärkerteil, einen harten Netzschalter gibt’s nicht. In Anbetracht des niedrigen Standby- Verbrauchs macht das aber in diesem Falle nichts. Selbstverständlich ist das Gerät voll fernbedienbar; die elementaren Funktionen stehen aber auch auf der Frontplatte zur Verfügung. Es gibt zwei Drehnöpfe, die keine sind, sondern nach rechts und links auszulösende Taster. Für den Eingangswahlschalter, der entgegen üblicher Gepflogenheiten rechts sitzt, ist das in Ordnung, beim Pegelsteller werde ich mich nie dran gewöhnen: Da muss was zum dran Drehen her. Sechs unterhalb des Displays angeordnete Taster erledigen den Rest: Hier wird der Prozessorbetrieb angewählt, jedem Eingang seine Anschlussart (symmetrisch/ unsymmetrisch) zugewiesen, auf Mono geschaltet, die Absolutphase invertiert und die Ausgänge stumm geschaltet. Das blaugrün schimmernde Gasentladungs- Display dürfte das größte sein, das die Amerikaner je eingesetzt haben, und dafür gibt’s einen recht pragmatischen Grund: Die Kundschaft für Geräte wie dieses ist meist keine 30 mehr, und da schadet es nicht, wenn die Ziffern ein bisschen größer sind. Mein persönlicher Dank dafür sei dem Hersteller gewiss. Deckel ab, Neugiermodus an: Auch das Verstärkerabteil ist voll mit Technik. Die Verstärkerschaltung arbeitet mit insgesamt acht der russischen „Wunderröhren“ vom Typ 6H30, von denen sich zwei Stück schon im Netzteil fanden. Während Audio Research heutzutage fast nur noch Hybridschaltungen aus Röhren und Halbleitern einsetzt, ist der Signalweg hier fast ausschließlich mit Vakuumtechnik besetzt. Die Schaltung selbst ist dabei denkbar simpel: Pro Halbwelle gibt’s einen Kathodenbasisverstärker für die Spannungsverstärkung, gefolgt von einem Kathodenfolger als Impedanzwandler. Dabei sind jeweils die zwei Systeme einer Röhre parallel geschaltet. Lediglich die Konstantstromquelle im Fußpunkt der ersten Stufe ist mit Halbleitern realisiert. Besondere Beachtung verdienen die vier Ausgangskoppelkondensatoren: Jeder der vier sonderangefertigten Spezialisten mit Teflon-Dielektrikum wiegt fast ein Kilo. Hinzu gesellen sich eine weitere Armada von Spannungsreglern und ein bisschen Computertechnik: Die Vielzahl von Relais und das Display wollen schließlich gesteuert werden. Oder auch der Lautstärkesteller, den Audio Research seit geraumer Zeit mit „Fliegendreck“ – will sagen: winzig kleinen SMD-Chips – von Maxim realisiert. Vollsymmetrisch, versteht sich, mit 104 Stufen Auflösung und vernachlässigbarer Kanalabweichung. Was Audio Research mit diesem an sich simplen, jedoch höchst konsequent umgesetzten Konzept für klangliche Ergebnisse erzielt, ist schlicht atemberaubend: Die dynamische Spannweite dieses Verstärkers ist so ziemlich das Spektakulärste, was mir je zu Ohren gekommen ist. Impulsreiches Material geht dem AERP perfekt leicht, locker und unangestrengt von der Hand – tatsächlich bedient das Gerät diesbezügliche Röhrenklischees perfekt, und das im besten denkbaren Sinne. Ich wage zu behaupten, dass absolute Neutralität nicht der alleroberste Punkt im Pflichtenheft des Gerätes stand: Der AERP zelebriert sein Programm mit Inbrunst, er lässt Perkussives strahlen und funkeln, Stimmen haben schon fast unheimlichen Ausdruck. Der Bassbereich geht völlig souverän bis in die tiefsten Lagen, wirkt sonor und farbig, aber nicht übertrieben mächtig – gerade das verleiht dem Klangbild seine einmalige Leichtigkeit. Die Raumabbildung – das wundert angesichts des konsequenten Aufbaus nicht – gerät majestätisch groß, und das in allen Dimensionen. Trotzdem wirkt’s fein säuberlich abgezirkelt und nicht übertrieben opulent. Gerade das geht übrigens im symmetrischen Betrieb besser als über die Cinchanschlüsse; unsymmetrisch betrieben wirkt der Klang tatsächlich enger und minimal körniger. Das, was die Jungs aus Plymouth sich und ein paar hinreichend Betuchten da zum Geburtstag geschenkt haben, repräsentiert zweifellos die Spitze des derzeit klanglich Machbaren. Mein Kompliment auch dafür, dem Gerät so etwas wie eine eigene klangliche Signatur zu gestatten.

Fazit

Die Extraktion der Highlights aus 40 Jahren Verstärkerentwicklung von Audio Research ist in Technik gegossene Emotionalität. Die Jubiläumsvorstufe spielt so schnell, ansatzlos, hochaufl ösend und unangestrengt wie praktisch nichts Anderes.

Kategorie: AV-Vorstufen

Produkt: Audio Research Anniversary Edition Reference Preamplifier

Preis: um 27000 Euro

1/2012
 
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 27000 
Vertrieb: Audio Reference, Hamburg 
Telefon: 040 533 20 359 
Internet: www.audio-reference.de 
Garantie Garantie: 5 Jahre / 1 Jahr auf die Röhren 
B x H x T (in mm): 480/18/40 
Gewicht: 6.6 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 16.01.2012, 10:10 Uhr
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Interessante Links:
  • www.hausgeraete-test.de
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