Jetzt, liebe Audiophile, müsst Ihr ganz stark sein: Wir verlassen für einen Moment die Welt kleiner High-End-Manufakturen und beschäftigen uns mit Lautsprechern einer „richtigen“ Firma
Mitspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob / Reed 3p / Lyra Atlas
Clearaudio Master Innovation / TT2 / Goldfinger
Phonovorstufen:
MalValve preamp three phono
Vorstufen:
darTZeel NHB-18NS
Endverstärker:
NHB-108 model one Version B
Zubehör:
Netzsynthesizer PS Audio P10
NF-Kabel von van den Hul und Transparent
Phonokabel van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent
Plattenwaschmaschine von Clearaudio
Gegenspieler
Lautsprecher:
Audio Physic Avantera
Klang + Ton Na
SVS? Kenn ich nicht. Sie unter Umständen auch nicht.
Wenn Sie Heimkino- Enthusiast sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen Produkte dieses Herstellers schon begegnet sind, deutlich größer. SVS – ich konnte übrigens nicht zweifelsfrei klären, wofür die Abkürzung steht – ist ein 1998 in den USA gegründetes Unternehmen. Erstes und bis heute dominantes Standbein des Unternehmens sind Subwoofer – daher auch die Nähe zum Heimkino-Metier. Mittlerweile gibt’s allerdings durchaus ernst zu nehmende Ambitionen, das Thema Lautsprecher ganzheitlich zu betrachten, und mit der neuen „Ultra“-Serie gibt’s nun Stand- und Kompaktboxen, Center und Effektlautsprecher. Den Weg nach Europa hat einstweilen das Kompaktmodell „Ultra Bookshelf“ gefunden, dass es für 1.000 Euro pro Paar zu erstehen gibt. Obschon ein recht ausgewachsener Lautsprecher mit Fullrange- Tauglichkeit, geht natürlich immer noch mehr. Deshalb gibt’s vom Vertrieb ein Paket zusammen mit dem Aktivsubwoofer SB12-NSD, der einzeln für 800 Euro zu erstehen ist; im Paket kann man einen Hunderter sparen. Die „Bookshelf Ultra“ fasst sich gut an und macht einen sauber gefertigten Eindruck. Die Einzoll-Metallkalotte und der 165-mm-Tiefmitteltöner stecken in einem Bassreflexgehäuse mit rückseitigem Reflexrohr. Beim Oberflächenfinish hat man die Wahl zwischen Furnier und Hochglanzlack, beim Farbton zwischen schwarz und … schwarz. Unser Testmuster ist von der glänzenden Sorte, und das geht sehr in Ordnung. Der moderne Kunststofflack sieht wertig aus und ist makellos ausgeführt. Terminals gibt’s doppelt, die Bi-Wiring- Brücken sind die üblichen Blechstreifen. Hoch- und Tiefmitteltöner verfügen über Metallfront beziehungsweise -korb und sind sauber ins Gehäuse eingepasst. Die Kalotte hat eine Aluminiummembran mit aufgeklebtem Filzdämpfer. Das Aluminium sieht man im Messschrieb trotzdem, das Aufbrechen der Membran erfolgt aber erst deutlich über 20 Kilohertz. Der Siebzehner verfügt über einen modernen, strömungsgünstig gestalteten Gusskorb und schiebt die Membran aus einem Glasfaserwerkstoff mit einer 25er-Schwingspule an. Die Weiche sitzt unmittelbar am Terminal und ist eine Fünf-Bauteile-Konstruktion. Es sieht nach klassischen Zwölf-Dezibel- Filtern für Hoch- und Tiefpass aus. Das MDF-Gehäuse ist dickwandig und stabil, eine Kreuzversteifung tut ein Übriges. Professionell, routiniert und soweit unangreifbar, das Ganze. Für den Sub gilt Ähnliches: Als „Luftpumpe“ fungiert ein reichlich potenter Zwölfzöller moderner Machart. Die Metallmembran wird von einer voluminösen Sicke eingefasst, die Aufhängung ist von der harten Sorte. Der Treiber kann ohne Probleme lineare Hübe im Zentimeterbereich zu jeder Seite vollführen. Genau so baut man heutzutage Lautsprecher, die in kompakten Gehäusen sehr tiefe Bässe erzeugen sollen. Der Nachteil daran: null Wirkungsgrad. Das macht hier aber gar nichts, denn die eingebaute Endstufe versorgt den Treiber mit gepflegten 400 Watt Leistung. Drei rückseitige Drehknöpfe erlauben das Einstellen von Pegel, Phase und oberer Grenzfrequenz. Angesteuert wird das Ganze über zwei Cinchbuchsen, ein zweites als Line-out geschaltetes Pärchen erlaubt ein Durchschleifen des Signals zum Endverstärker für die Satellitenlautsprecher, das wahlweise auch hochpassgefiltert. Ein Kippschalter erlaubt das Zuschalten der „Auto-Power“-Funktion, was absolut empfehlenswert ist – jedes Mal nach dem Netzschalter hangeln macht bei einem halbwegs versteckten Subwoofer wenig Spaß. Auch das Subwoofergehäuse besteht aus dickem MDF. Die geschlossene Konstruktion vertraut darauf, dass das Subwoofermodul auf seiner Montageplatte absolut luftdicht ist, es verfügt nämlich nicht über ein vom akustisch wirksamen Volumen separiertes Gehäuse. Der Basstreiber ist ein ordentliches Kaliber mit mächtig Antrieb und einem stabilen Gusskorb mit zahlreichen Streben, die dem Luftstrom möglichst wenig Widerstand entgegenstellen. Den Antrieb besorgt eine Zweizoll-Schwingspule; für Heimanwendungen sicherlich mehr als ausreichend. Die Verstärkerelektronik ist selbstredend modern ausgeführt: Ein Schaltnetzteil speist einen Schaltverstärker. Es überrascht immer noch, auf wie kleinem Raum man mittlerweile so hohe Leistungen unterbringen kann. Seite drei des wunderschönen London- Grammar-Albums „If You Wait“ beginnt mit „Nightcall“, und gerade dieser Titel zeigt die sorgsame Studioarbeit, die die Stimme von Sängerin Hannah Reid genossen hat: Es klingt schön crisp, die Stimme ist ausgezeichnet freigestellt und nervt entgegen meinen Befürchtungen überhaupt nicht. Mangel an tiefen Tönen? Kann ich so erst einmal nicht feststellen. Die „Bookshelf Ultra“ lässt den sich zu einem ordentlichen Klanggewitter aufschwingenden Titel emotional und mit glaubhafter Autorität von der Leine. Die Box verschwindet physisch sehr schön aus dem Geschehen, spannt eine breite Bühne auf und ist prima in der Lage, die beispiellose Natürlichkeit der darTZeel-Verstärkerkombi zu vermitteln. Im Grundtonbereich ist die Box kein Kind von Traurigkeit und ist schon von daher in tonaler Hinsicht absolut tragfähig. Es gefällt ihr, wenn man sie ein wenig aus der Reserve lockt: Je weiter man den Pegelsteller aufdreht, desto mehr weiß sich die Amerikanerin in Szene zu setzen. Dabei sind die Grenzen des Machbaren weit jenseits der Vernunftgrenze angesiedelt, so dass man subsummieren kann: Das Ding rockt. Und ja, Pearl Jam kann sie besser als Esbjörn Svensson, Ersteres allerdings ganz ausgezeichnet. Und wofür braucht’s jetzt noch den Woofer? Für den Raum und für simplen, unverstellten Spaß. Mit Sub gewinnt – wen überrascht’s – vor allem der Bassbereich. Betreibt man die Satelliten hochpassgefiltert, wuchtet der Woofer seine unzweifelhaft vorhande Expertise für die tiefen Lagen höchst eindrucksvoll in die Waagschale: Es klingt einfach viel differenzierter und aufgeräumter im Bass; hier hat der geschlossene Woofer einfach Vorteile. Der Trennfrequenzregler gehört ungefähr in die Mitte, der Rest kommt auf Ihre räumlichen Gegebenheiten an. Der Fortschritt ist jedoch allenthalben hörbar: Stimmen tönen geschmeidiger, das ganze Klangbild atmet einfach entspannter. Zur ohnehin breiten Bühne gesellt sich eine immens verbesserte Tiefenstaffelung, was der präzisen Verteilung von Schallereignissen im Raum ziemlich gut tut. Und auf einmal ist aus einem hoch anständigen Paar Kompaktboxen eine ziemlich ernste Angelegenheit geworden, die sich auch vor deutlich teureren Passivlösungen nicht verstecken braucht. Jetzt könnte ich noch versuchen, im Klangbild eine ganz spezielle Emotionalität oder die Handschrift des Entwicklers zu entdecken. Letzteren kenne ich nicht, Ersteres finde ich nicht, und das ist auch gar nicht erforderlich. Das SVS-Trio ist eine weniger von sentimentaler Liebhaberei, sondern von Professionalität getriebene Entwicklung: Die Dinger klingen gut, mit Subwoofer sogar richtig gut, sind überaus alltagstauglich, kapitulieren nicht gleich bei der ersten Party und sind fair kalkuliert. Wenn sich das Nichtvorhandensein des typischen High-End-Nimbus so manifestiert, kann ich sehr gut damit leben.
Fazit
Ich habe selten erlebt, dass eine Box von der Ergänzung mit einem Subwoofer so profitiert: Ultra Bookshelf und SB12- NSD können ein Inferno lostreten, klingen dabei aber absolut diszipliniert und ausgewogen.