Einzeltest: Dynaudio Contour 30i
Der schmale Grat
Einmal Dynaudio, immer Dynaudio? Die dänische Kultmarke hat es geschafft, eine eigene Klangkultur zu schaffen, die durchaus auch polarisiert. Wie gelingt es ihnen dabei, auf einem durchaus schmalen Grat zu wandeln und welcher Grat ist das überhaupt?
Meinungsstärke
Bei einem höchst aufschlussreichen Videogespräch mit dem für die Contour Serie verantwortlichen Dynaudio Produktmanager Otto Jørgensen sagte er: „Jeder hat eine Meinung zu Dynaudio“. Und das stimmt. Die einen schwören auf die Marke und möchten keine anderen Lautsprecher in ihrem Musikleben mehr haben. Und die anderen verstehen die Faszination Dynaudio einfach nicht. Dazu muss ich ein wenig ausholen.
Ohne Klangverstärker
Es soll ja Menschen geben, die noch nie einen Dynaudio Lautsprecher gehört haben. Wie soll man so jemandem ihre Klangsignatur erklären? Ich finde dafür eine Analogie zu gutem Essen hilfreich. Dynaudio ist das Gegenteil von Tütensuppen und Fast Food.
Zeitreise in die Zukunft
Auf der Dynaudio Website steht:“Gehen Sie zurück in eine Zeit, in der es nur um den nächsten Titel auf dem Album ging. „Genau das ist der Kern der Sache für mich und eben auch für Dynaudio: es geht ums Musikhören. Und beim Musikhören möchten die Dänen ihre Kunden nie ermüden. Wie gelingt ihnen also diese Gratwanderung zwischen Erregung und Langeweile hin zu dieser Langzeitqualität? Nun, er gelingt nicht immer, wie mir Otto Jørgensen ganz gestanden hat. Mit der nun abgelösten Countour-Serie war man ein wenig zu sehr auf der sagen wir mal gemütlichen Seite gelandet. Das ist mit der i-Klasse nun Geschichte.
Der kleine Kick
„Jedem Detail gewidmet“ lautet die Überschrift auf der Website zur Dynaudio Contour 30i. Dieser verständliche Claim ist in Wirklichkeit ein wenig irreführend. Denn man könnte auf den grundverkehrten Gedanken kommen, diese Lautsprecher seien Erbsenzähler und würden einen ständig darauf hinweisen. Nichts wäre verkehrter und da kommt wieder die oben angesprochene Gesamtbalance zum Tragen: Details ja, jede Menge sogar. Aber immer eingebunden in den Gesamtklang. Was ist also neu an der Contour 30i?
Von oben herab
Für die komplette Contour i Serie wurde mit dem Esotar2i ein neuer Hochtöner entwickelt.
Unten herum
Die Contour 30i ist mit zwei flotten, 18cm durchmessenden MSP-Woofern ausgestattet. Kurz zur Erinnerung: MSP ist ein Magnesium-Silikat-Polymer, mithin eine Dynaudio Hausmischung, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder verfeinert wurde. MSP soll das bieten, was sich jeder Herstellung für sein Membranmaterial wünscht: eine ideale Mischung aus Leichtigkeit, Steifigkeit und Dämpfung. Wobei für die reinen Bässe leichte Membranen nicht unbedingt erforderlich sind, um es vorsichtig auszudrücken, doch sie nutzen das Material ja auch für ihre Mitteltöner. Für die beiden 18er hat man leichte Langhub- Aluschwingspulen mit großem Durchmesser eingesetzt. Ich muss an der Stelle unbedingt Dynaudio zitieren, weil ihr Text einfach nur großartig ist: „Geringeres Gewicht ermöglicht größere Durchmesser mit mehr Wicklungen bei gleichzeitig geringerem Gewicht, was bedeutet, dass wir mehr Kontrolle über die Membranbewegung haben. Und das bedeutet mehr Kontrolle über den Klang – insbesondere bei hohen Frequenzen und hohen Lautstärken – genau das, was Sie in einem Mittel-/Tieftöner brauchen. Sicher, wir haben bei der neuen Contour mit kleinen Schwingspulen experimentiert – in der Größe, die andere Firmen verwenden. Die Messungen ergaben, dass sie für Contour funktionieren sollten. Unsere Ohren sagten etwas anderes, also sind wir groß geworden. Unsere Ohren hatten Recht.“ Recht haben sie.
Neuabstimmung
Vor einigen Jahren wurde Dynaudios neuer Jupiter Messraum fertig, der es ihnen ermöglicht, ihre Lautsprecherentwicklung effektiver und schneller anzugehen. Dadurch konnten sie die Frequenzweiche vereinfachen, die die Impedanzkorrektur der Vorgänger nicht mehr braucht. Die Contour 30i ist ein 2.5 Wege-Design. Beide Woofer sind technisch identisch, der eine spielt bis 300Hz, der andere bis 2.2kHz. Damit vermeidet Dynaudio den sogenannten Bafflestep eines 2-Wege- Designs, der Energie aus dem Tiefmitteltonbereich vernichtet. So spielt die 30i lauter, energischer, dynamischer und effektiver. Um das Gehäuse so schmal zu halten, wurden sowohl am Fuß als auch am oberen Ende zwei kleinere Bassreflexöffnungen eingebaut.
Finish? Fantastisch!
Dynaudio hat den Gehäuselieferanten gewechselt, wovon das Finish der neuen Serie profitiert.
Los geht’s
Fast schon ungehalten wird Otto Jørgensen, wenn man ihn auf den passenden Verstärker für diesen Lautsprecher anspricht: “Jeder gute Verstärker spielt mit der Contour 30i. Sie macht die Unterschiede deutlich, aber ich habe noch nie, bei keinem unserer Lautsprecher, ernsthafte Probleme mit einem Verstärker bekommen.“ Zudem liegt das Impedanzminimum der 30i bei freundlichen 3.8 Ohm / 300 Hz. Also habe ich eine schöne, kleine Vor- Endstufen-Kombination von Parasound aus der New Classic Serie angeschlossen und extrem viel Freude damit gehabt. Aus dem Karton, Verzeihung der Holzkiste heraus spielt die Contour 30i frisch, lebendig, sehr schön ausgedehnt, fast frech - irgendwie ihrem neuen Look angemessen. Mir kommt die dezente Klangsignatur von Dynaudio grundsätzlich entgegen. Die Frischzellenkur der 30i vollendet diesen Klang allerdings hin zur Perfektion: das wäre ein Lautsprecher für mich. Ganz egal, was ich spiele, ich komme genau da hin, wo Dynaudio mich und damit seine Hörer haben will: zur Musik. Das gilt für die wundervoll skurrilen Stücke des einzigartigen Gitarristen Gabor Szabo, der swingt und groovt, als gäbe es kein Morgen. Oder für „Room 29“ von Jarvis Docker und Chilly Gonzales. Cockers sonore Stimme füllt den Raum, er steht direkt vor mir. Und dazu perlt auf „Tearjerker“ das so zauberhaft romantische Klavierspiel von Chilly Gonzales wie eine Sammlung tönender Edelsteine. Das Tenorsaxofon von Illinois Jaquet füllt gleich den gesamten Raum aus und die genialen Liveaufnahmen von Led Zeppelin auf „How the west was won“ transportieren mich direkt ins Jahr 1972. Bei „Stairway from Heaven“ singt mich Robert Plant ganz persönlich an und als der legendäre Schlagzeugeinsatz von John Bonham kommt, feiere ich den freien, offenen dynamischen Klang der Contour 30i, der sich immer in den Dienst der Musik stellt.
Fazit
Ich habe schon viele Dynaudio Lautsprecher gehört. Keiner klang so langzeittauglich und doch so spritzig, so homogen und in jedem Musikgenre tief verwurzelt. Ein Meisterwerk.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Dynaudio Contour 30i
Preis: um 8000 Euro(Paarpreis)
Spitzenklasse
Dynaudio Contour 30i
Klang | 70% | |
Labor | 15% | |
Praxis | 15% |
Kategorie | Standlautsprecher |
Preis (in Euro) | um 8.000 Euro |
Vertrieb: | Dynaudio Germany, Rosengarten |
Telefon: | 04108 41800 |
Internet | www.dynaudio.de |
Ausstattung | |
Ausführung | Walnut Wood; Black High Gloss; Nordic Silver |
Gewicht (in Kg) | 31,4 kg |
Abmessungen (B x H x T in mm) | 215/1140/360 |
Gehäuseprinzip | Bassreflex |
Frequenzumfang (± 3 dB) | 32 Hz – 23 kHz |
Empfindlichkeit: | 87 dB (2,83V / 1m) |
Impedanz | 4 Ohm |
Frequenzweiche | 2½-Wege |
Übergangsfrequenzen | 300 / 2200 Hz |
Crossover-Typologie | 2. Ordnung |
Bestückung | 2 x 18 cm MSP Tieftöner; 1 x 28 mm Esotar2i Hochtöner |
Garantie | 2 Jahre (8 Jahre nach Registrierung) |
+ | ideales Upgrade eines Klassikers |
+ | klingt wie eine ganz Große |
+/- | + sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis |
Klasse | Spitzenklasse |
Preis/Leistung | hervorragend |