Kategorie: Aktivlautsprecher

Test High-End Aktiv-Kompaktlautsprecher · Dynaudio Focus 10


Beruhigungsenergie

Aktivlautsprecher Dynaudio Focus 10 im Test, Bild 1
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Was wie ein Widerspruch klingen mag, ist in Wirklichkeit keiner. Denn die beruhigende Wirkung, die vom Dynaudio Focus 10 ausgeht, bedeutet keineswegs, dass er nicht dynamisch, gar mitreißend spielen kann – im Gegenteil. Dynaudio schafft mit diesem Lautsprecher, der übrigens eine ganze Anlage ersetzen kann, genau diesen Spagat. Aber ich greife voraus.

Auf der Dynaudio Website zur Focus 10 steht:„Größe lässt sich nicht immer mit dem Zentimetermaß bestimmen.“ Und wenn je ein Werbespruch gestimmt hat, dann dieser. Der neue Focus 10 ist zwar der kleinste Aktivlautsprecher der Serie, doch er spielt so souverän und erwachsen, dass man seine Größe schnell vergisst. Wie gelingt ihm das? Nun erst einmal kommt Dynaudio das Wissen der letzten gut zehn Jahre zu Gute, dass man bei den Vorgängerserien Focus XD, Xeo, LYD und den professionellen Core-Modellen erworben hat.   

Aber beginnen wir mit der Essenz, den Dynaudio Chassis. Denn gäbe es das frontseitige, beleuchtete Dynaudio-Logo nicht, könnte der Focus 10 auch als klassischer Passivlautsprecher durchgehen.

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Der 14 cm durchmessende Esotec+ Tiefmitteltöner mit Aluminium- Schwingspule profitiert von den Erkenntnissen aus der Entwicklung der Profimodelle sowie der neuen Contour-Serie und wurde als Esotec+ für die Focus-Serie noch einmal optimiert. die neue Sicke und der Neodymdoppelmagnet erweitern den Membranhub und genau das hört man auch. Das geschlossene Gehäuse des Focus 10 schleudert einen Bass und eine Dynamik heraus, die seiner Größe spotten. Beim Spielen mit der App war mir kurz die Lautstärke entglitten: ich bin erschrocken, aber der Focus 10 hatte damit null Probleme und zeigte keine Kompression und das bei enormer Lautstärke. Passiert wäre ohnehin nichts, da ein spezielles Hochpassfilter bei sehr hohen Pegeln die Tieftönerauslenkung reduziert. Selbstredend ist der Treiber mit der dynaudioeigenen MSP-Sandwich- Membran (Magnesium-Silikat-Polymer) mit integrierter Staubschutzkalotte bestückt. Seine natürliche Ergänzung ist der 28 mm Cerotar Gewebehochtöner. Ich finde es herrlich, dass Dynaudio die Beschichtung des Gewebes „DSR“ nennt, Dynaudio Secret Recipe - nachfragen nutzlos. Auch der Cerotar basiert auf den Kerntechnologien der Confidence, Special Forty und Core-Serien. Dazu gehört unter anderem die Hexis-Innenkuppel direkt unter der Membran. Sie soll den Luftstrom hinter der Wiedergabefläche „glätten“, was zu einem besonders ausgewogenen Frequenzgang ohne unerwünschte Resonanzen führen soll. Das optimierte Magnetsystem des Hochtöners wurde zur Erhöhung seiner Empfindlichkeit mit Strontiumcarbonat- Ferrit-Keramikmagneten ausgestattet. Alles Maßnahmen zusammen führen zu dem eingangs beschriebenen Effekt: einer zwar hochdynamischen und doch ermüdungsfreien Wiedergabe.   

So weit so gut, aber der Clou der Focus 10 sitzt im Gehäuse des sogenannten „Primärlautsprechers“, denn die Dänen werben ja damit, dass man mit den Focus-Lautsprechern eine ganze Anlage erwirbt. Ich mag den Dynaudio Claim dazu:“ Wenn es online ist, kann die Focus 10 es streamen.“ Und das ist nicht mal übertrieben, denn die Stream Unlimited Module verstehen sich bestens mit Spotify Connect, Tidal Connect, Apple Air Play 2, Google Chromecast oder was immer noch im Angebot sein mag und bieten so eine schier unendliche Auswahl an Musik. Aber auch wenn Streaming das Gebot der Stunde ist, funktioniert das natürlich auch von lokalen NAS-Laufwerken – alles einfach vom Smartphone oder Tablet steuerbar. Mit den analogen Eingängen kann man zusätzlich auch seine Phonostufe oder einen CD-Player direkt anschließen und den Softwarezugriff noch einmal erweitern, auch wenn das vielleicht nicht die reine analoge Lehre ist.
Aktivlautsprecher Dynaudio Focus 10 im Test, Bild 8
So sieht der sogenannte „Primärlautsprecher“ mit der gesamten Elektronik und den Anschlüssen von hinten aus
Doch Dynaudio hat sich wirklich bemüht, die A/D- und D/A-Wandlung so zu optimieren, dass trotz des Verzichts auf eine echte Vorstufe keine klanglichen Einbußen hörbar sind.   

Den Aktivbetrieb nimmt Dynaudio sehr ernst, sicher eine ihrer Kerntugenden und eines ihrer Erfolgsgeheimnisse. Beide Chassis werden für verbesserte Kontrolle mit echtem Biamping versorgt und mit Hilfe eines DSP gesteuert. Die Module liefern die dänischen Kollegen von Pascal und zwar jeweils 110 Watt für den Hoch- und 280 Watt für den Tieftonbereich. Es handelt sich dabei um dieselbe Elektronik, die auch in den Profi -Referenzmonitoren der Core-Serie verwendet wird, was auch für die Algorithmen zur Raumeinmessung gilt. Mit Dirac-Live kann man also die Lautsprecher auf seinen Raum abstimmen. So soll man dem Studioergebnis, also dem was die Musikdateien originär beinhalten, näher als je zuvor kommen. Ein besonderer Lecker bissen sind die magnetisch gehaltenen Abdeckungen. Die Focus 10 erkennt automatisch, ob die Abdeckung angebracht ist oder nicht und passt die Equalizereinstellungen entsprechend an, was man an einem kurzen blauen Aufleuchten der Statusanzeige erkennt.   

Dank der integrierten WiSA-Technologie können sich die Focus 10 Lautsprecher sogar kabellos mit einem WiSA-kompatiblen Fernseher oder USB-Dongle koppeln. Aber das interessiert mich jetzt nur peripher, denn ich will Musik hören und das kann ich, ohne dass die beiden Lautsprecher miteinander verkabelt sind und genau so will ich das von einem solchen System. Über Tablet oder Handy lässt sich dieses Gesamterlebnis nun mit der Dynaudio App, Roon2 (ganz frisch) oder anderen Apps steuern. Dafür muss man zuerst den Primär- und dann den Sekundärlautsprecher festlegen und sich dann der App bemächtigen. Das geht nicht wirklich in Sekundenschnelle, aber hat man sie einmal am Start, ist alles gut. Es warten eine Menge Möglichkeiten, Klang und Nutzung zu optimieren, Dirac- Live habe ich bereits erwähnt. Darüber hinaus gibt es eine feinfühlige Klangregelung, Frequenzabstimmung genannt: neutral, gedämpft, höhenreich (aber dänisch dezent). Das DSP ist auf 48 kHz gesetzt, lässt sich aber auch mit 96 kHz betreiben. Ob das klangliche Vorteile bringt, entscheidet der Einzelfall. Und natürlich gibt es einen Energiesparmodus, wer wollte den nicht in diesen Zeiten. Die Lautstärke lässt sich wie eine Art Kindersicherung fixieren, man kann ein Hochpassfilter einschalten oder die Front-Led in den Nachtmodus versetzen. Und schließlich kann man die Empfindlichkeit für den analogen Eingang um +/-6 db variieren. Sehr erfreulich finde ich, dass alles übersichtlich und intuitiv angelegt ist und bestens funktioniert. Der Dynaudio CTO Jens Lyne Petersen spricht in einem Video darüber, dass der Focus 10 möglicherweise der komplexeste Lautsprecher sei, den sie je entwickelt hätten. Umso bemerkenswerter finde ich, dass man die meiste Zeit so gar nichts davon merkt und genau so sollte das ja auch sein.   

Wer eine Idee haben mag, wie die neuen Focus 10 klingen könnte, wird möglicherweise von seinem sehr energischen und doch total harmonischen Klang überrascht sein. Laut wie leise bleiben die Focus 10 total souverän inklusive einer Art Loudnesseffekt, der gerade auch beim leisen Hören betörend ist, was ich von solchen Aktivsystemen sonst eher nicht kenne. Das gilt übrigens auch für die eigentlich nicht ideale Übertragung via Bluetooth. Auch damit stellt sich gerade in leisen Passagen eine Finesse ein, die ich im besten Wortsinn unerhört finde. Als ich dann aber wie oben erwähnt, beim Herumspielen die Lautstärke aus Versehen fast auf Maximum einstellte, knallte der Auftaktbeckenschlag von Jack de Johnette auf „Blue Maquams“ von Anouar Brahem mit irrer Dynamik aus den Focus 10 und ich zuckte richtig zusammen: kommt diese Dynamik aus den kleinen Lautsprechern? Und ob! Und welchen Tiefgang verbunden mit irre viel Farbigkeit der Bass auf „Bahia“ vom selben Album hat, überrascht mich erneut. Schließlich haut mich das Isao Suzuki Trio mit dem Überklassiker „Aqua Marine“ vom Kultlabel Three Blind Mice (TBM) echt von den Socken. Diese explosive Dynamik samt subtilster Detailfülle hört sich an, als würde man barfuß durch einen Regenwald an Informationen gehen und das Erlebnis in jeder Sekunde mit allen Sinnen genießen.

Fazit

Ein Lautsprecher von Dynaudio fühlt sich wie ein Audi, ein BMW oder ein Mercedes an: er beruhigt und stimuliert zugleich. Vielleicht ist er wirklich die Anlage fürs Leben und wird dann fast zum Schnäppchen.

Kategorie: Aktivlautsprecher

Produkt: Dynaudio Focus 10

Preis: um 5000 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


11/2022
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Dynaudio Focus 10

11/2022

Dynaudio Focus 10
HIGH-END-TIPP
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Bewertung 
Klang 70%

Labor 15%

Praxis 15%

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Dynaudio Germany, Neuendorf 
Telefon 04108 41800 
Internet www.dynaudio.de 
Ausstattung
Ausführungen Black High Gloss, White High Gloss, Blonde Wood, Walnut Wood 
Abmessungen (B x H x T in mm) 180/315/261 
Gewicht 7,5 kg 
Prinzip Aktivlautsprecher, geschlossen 
Bestückung 1 x 14cm Esotec + Tiefmitteltöner 1 x 28-mm-Cerotar-Hochtöner 
Frequenzgang 42 Hz – 22 kHz (+/-3db bei 85db) 
Frequenzweiche 2-Wege, DSP-basiert 
Übergangsfrequenz 2,2 kHz 
Analoge Eingänge 2 x Cinch 
Digitale Eingänge (Primärlautsprecher) 1 x Toslink, 1 x Cinch; WiFi; WiSA; Bluetooth 
Ausgänge (Primärlautsprecher) 1 x Cinch / Coax (Verbindung zum 2. Lautsprecher) 1 x Cinch / Subwoofer; 1 x Trigger 
Digitale Eingänge (Sekundärlautsprecher) 1 x Cinch / Coax (Verbindung zum 2. Lautsprecher 
Kabellose Verbindung zwischen den Lautsprechern WiSA (bis zu 24bit / 96kHz) 
Netzwerk WiFi, Ethernet, Bluetooth 
Verstärker 280 Watt (Tieftmitteltöner), 110 Watt (Hochtöner) 
+ überragende Funktionalität 
+/- + kleinste Referenzanlage 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung gut 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 02.11.2022, 11:54 Uhr
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