Früher hat es das öfter gegeben, dass renommierte Hersteller hochwertige Komponenten im Midi-Format herausgebracht haben – eine Baugröße, die man heute fast nur aus den Geschichten der älteren Generation kennt. Die Ingenieure haben die Lücke erkannt und sie meisterhaft geschlossen
Mitspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob S mit SME IV
Acoustic Solid 111 Metall
Tonabnehmer:
Ortofon MC30
Charisma Audio MC-1
Clearaudio Maestro V2
Verstärker:
darTZeel CHT-8550
Jadis JP15 und JA15
Lautsprecher:
AudioSolution Rhapsody 130
JMR Abscisse
Gegenspieler
Phonoverstärker:
Cleauraudio Balance
Quad Twentyfour P
Beim deutschen Vertrieb TCG hatte man sich eine ganze Weile gewundert über zwei einsame Geräte im Luxman-Sortiment, die so gar nicht zu den restlichen Komponenten der Firma passen wollten. Erst als mit einiger Verzögerung die restlichen Bausteine veröffentlicht wurden, machte die ganze Geschichte plötzlich Sinn: Voilà, die Luxman-Baureihe 200.
Diese besteht aus den hier vorgestellten Komponenten und einem Kopfhörerverstärker, den wir eventuell zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen werden. Unsere Anlage besteht aus dem Phono- Vorverstärker E-200, dem etwas speziellen Line-Preamp DA-200, der – wie es der Name schon verrät – einen kompletten DA-Wandler beherbergt, und der Endstufe M-200. Alle Geräte kommen mit der handlichen Breite von 36,4 Zentimetern und einer Bauhöhe von gerade einmal etwas mehr als 8 Zentimetern daher. Beim Einheitsdesign ist leider ein kleiner Fauxpas passiert: Der Luxman-Schriftzug sitzt nicht überall an der gleichen Stelle der Frontplatte – bei einem Gerätestapel allemal etwas ärgerlich. Beginnen wir ganz vorne in der Signalkette: Die E-200 ist eine MM- und MC-fähige Phonovorstufe mit diversen Einstell- und Anschlussmöglichkeiten. Praktischerweise lassen sich zwei Eingänge gleichzeitig belegen – zwischen ihnen kann bequem von der Front aus umgeschaltet werden. Beide Eingänge dürfen mit einem MM oder MC belegt werden – für den MC-Betrieb gibt es einen offensichtlich sehr aufwendigen Übertrager mit zwei schaltbaren Stufen. MC Low ist dabei mit einer Gesamtverstärkung von 63 dB für Systeme mit Ausgangsspannungen von unter 0,2 Millivolt ausgelegt, während MC High mit 56 dB Verstärkung Tonabnehmer mit einer Spannung von 0,4 Millivolt versorgt. Die Eingangsimpedanz am Übertrager liegt bei 2,5 Ohm und 40 Ohm. Sehr praktisch sind das zuschaltbare Subsonic-Filter und die Mono- Taste, während ich mit dem Entmagnetisierungsschalter keine bahnbrechenden Erfolge erzielen konnte – vielleicht waren die verwendeten Systeme noch zu neu. Die Vorstufe DA-200 ist eine recht einfache analoge Vorstufe mit einer unglaublich umfangreichen zusätzlichen Digitalsektion. Zwei analoge Hochpegelquellen lassen sich daran anschließen sowie drei digitale Signalquellen am USB, Toslink- und Koaxialeingang. Die Fähigkeiten des Konverters wollen wir an anderer Stelle einmal ausführlich würdigen, schließlich sind wir ein Analogmagazin und es wird ohnehin noch dieses Jahr ein Nachfolger erwartet, der dann auch DSD-fähig sein soll. Auf der Rückseite des Geräts gibt es einen Cinch- und einen XLR-Ausgang, die beide auf einen festen Pegel geschaltet werden können, um den DA-200 als reinen Wandler zu nutzen. Zu allem Überfluss ist auch noch ein recht brauchbarer Kopfhörerverstärker an Bord, so dass man hier schon mit einem Musik-PC und einem guten Kopfhörer sehr gut Musik hören kann. Die Endstufe ist trotz ihres geringen Gewichts ein Verstärker klassischer Bauart – mit konventionellem Netzteil und Verstärkertechnik. Der Kühlkörper für die Leistungstransistoren ist strategisch geschickt zwischen der Netzeilsektion und der Verstärkerschaltung untergebracht, so dass es zu keiner Beeinflussung kommt. Stapelt man die Komponenten aufeinander, sollte die Endstufe tunlichst oben stehen – bei der gedrängten Bauweise muss die Luftzirkulation stimmen. Rückseitig gibt es ein Paar Cinch- und ein Paar XLR-Eingänge sowie natürlich die Polklemmen für die Lautsprecherkabel. Wenn die angegebene Leistung von 25 Watt pro Kanal nicht genügt, kann man zwei der M-200 jeweils im Brückenbetrieb als Monoblöcke mit je 70 Watt Leistung betreiben. Mit dem eingebauten Lautstärkeregler kann die M-200 auch als Vollverstärker ohne Vorstufe betrieben werden. Aber genug der Theorie: Die Anlage haben wir komplett verkabelt und sie zunächst mit unseren beiden in dieser Ausgabe getesteten Lautsprechern gehört, die aufgrund ihres hohen Wirkungsgrades ideal für die doch recht bescheiden aussehenden 25 Watt der Endstufe erschienen. Nun, diese Rücksichtnahme war unnötig – die M-200 ist in der Lage, solche Lautsprecher bis an ihre Grenze zu fahren. Rechnet man das einmal durch, dann kommt man bei einem 8-Ohm-Lautsprecher, der 90 Dezibel an einem Watt macht, auf Grenzpegel von etwa 105 Dezibel – das ist ordentlich laut und für die meisten Boxen auch schon nicht mehr wirklich gesund. In einem deutlich dezenteren Pegel ging es dann weiter – wir wollten ja auch die subtileren Werte der Luxman-Anlage kennenlernen. Die Phonostufe arbeitet dabei extrem sauber und nebengeräuscharm, was auch der Räumlichkeit und Feinauflösung deutlich zugutekommt. Ein echter Feinschmecker in Sachen Phono mit einem klar ausgesprochenen Faible für die typisch japanischen Ultra-Low-Output-MCs aus seinem Heimatland. Und mit denen klingt die E-200 dann auch richtig edel – satt im Bass, aber nicht übertrieben, vollmundig im Mitteltonbereich und unendlich fein in den Höhen, mit wunderbarer Rauminformation und genügend Dynamik, dass man das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommt. Zur Vorstufensektion der DA-200 kann ich nicht viel sagen – sie reicht die vom E-200 angelieferten Signale kommentar- und verfärbungslos an die Ausgangsbuchsen weiter. Selbiges gilt auch für den M-200: Streng neutral spielt die Endstufe, wobei neutral auch „zupackend“ bedeuten kann, wenn das anliegende Signal es erfordert. Wir sind im Verlauf des Tests mutiger geworden und haben ein paar als schwieriger zu treiben geltende Lautsprecher angeschlossen: Di2 M-200 hat sie allesamt an die Kandare genommen und sie zu wahren Höchstleistungen getrieben. Insgesamt ist die 200er-Anlage von Luxman durch und durch eine Glanzleistung der Luxman-Ingenieure, die mit aufwendiger Technik musikalisch das Optimum auf kleinstem Raum leistet.
Fazit
Bei der Anlage 200 von Luxman sollte man sich nicht vom niedlichen Äußeren täuschen lassen: Im Inneren der Geräte steckt ausgeschlafene Technik vom Feinsten, die über das Attribut „Zweitanlage“ wahrlich weit hinaus geht