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Electro Voice Sentry III (Vintage) – Tieftonabstimmung und Weichenmodifikation
Variationen eines Klassikers: Haben wir in der letzten Ausgabe noch eine Bestandsaufnahme gemacht, wagen wir uns im zweiten Teil der Sentry-III-Geschichte an ein paar Variationen.
Eine der Modifikationen, die wir Ihnen vorstellen möchten, ist vom Hersteller schon selbst vorgesehen worden: Die variable Bassabstimmung. Sehen wir uns die Bilder der Sentry III genau an, sehen wir nämlich zwei separate Reflexkanäle, die zusammen für die in der letzten Ausgabe gezeigte Abstimmung mit einer unteren Grenzfrequenz bei etwa 40 Hertz sorgen – in meinen Ohren und in denen vieler anderen Hörer auch eine mehr als ausreichende Lösung und klanglich sicherlich nicht zu schlank.
Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenReflexabstimmungen
Offenbar hat man das aber in den 70er Jahren bei Electro Voice etwas anders gesehen und ab Werk eine zweite Abstimmungsvariante angeboten – in Form eines im Sockel befestigten Bretts. Kein Scherz: Wie ein Ersatzrad bei einem Geländewagen ist ein rechteckiges Brett von unten an die Box geschraubt. Bei Bedarf schraubt man dieses Brett vor den unteren der beiden Reflexkanäle, was natürlich die Geometrie des Gesamtkanals massiv verändert. Wir kramen jetzt mal ein bisschen in unseren grauen Zellen und erinnern uns: Verkleinerung der Querschnittfläche des Kanals bedeutet eine virtuelle Verlängerung und damit eine tiefere Abstimmung. Sorgen wegen Strömungsgeräuschen muss man sich angesichts der verbleibenden Fläche nicht machen. Sehen wir uns den Effekt einmal an:
Die stark gesmoothte MLS-Messung zeigt das unterschiedliche Verhalten der offenen Abstimmung und der Abstimmung mit der ungefähr halbierten Fläche. Diese reicht etwas tiefer hinunter, verliert aber natürlich auch Pegel.
Was mir gut gefällt: Die Resonanz im Gruzndtonbereich aus den Kanälen ist verschwunden. Ich persönlich habe es jetzt auf den Versuch ankommen lassen und die Box unter Hörraumbedingungen getestet: Ich könnte mich – neutral betrachtet – auf eine solche fallende Abstimmung einlassen – viele der Klang+Ton-Konstruktionen haben ja so etwas schon eingebaut.
Angesichts der „fetten“ Sentry III, die ja auch optisch eine gewissen brachiale Gewalt ausstrahlt, ist das aber natürlich gefühlt einfach nicht genug.Also hat man man sich etwas überlegt und einen kleinen Equalizer entwickelt, der bei der tief abgestimmten Variante den Tieftonbereich entzerrt.
Wir sehen hier, dass der zum Bass abfallende Frequenzgang voll entzerrt wird, man sieht um die 30 Hertz sogar eine minimale Betonung. Zusätzlich gibt es hier noch eine Equalizerschaltung für den Hochtöner, allerdings nicht, wie man angesichts dessen abfallenden Pegels zum Superhochton hin erwarten würde, eine Anhebung, sondern eine in zwei Stufen wählbare Absenkung.
Frequenzweichenmodifikation
Im letzten Heft haben wir gesehen, dass die Sentry III eine verblüffend ausgewogene Box ist, die durchaus auch zu gefallen weiß, auf der anderen Seite aber ein paar kleinere und eine etwas größere Problemstelle hat. Und Letzterer habe ich mich dann mal ein bisschen intensiver gewidmet.
Ziel der Übung ist es, die durch die Mitteltonhorn- Treiber-Kombination verursachte Überhöhung um 2 Kilohertz zu entschärfen, ohne gleich die gesamte Box zum zahnlosen Tiger zu machen, der klanglich dann auch nichts mehr mit dem Original zu tun hat.
Und noch etwas, was für jemanden, der recht häufig eigene Weichenentwicklungen macht, eigentlich ein bisschen eklig ist: Aufgrund der recht komplexen Schaltung der Mittel-Hochton-Sektion, die sogar komplett über den Pegelsteller auf der Front der Box läuft, habe ich die Modifikation in Form eines Sperrkreises komplett über die Sektion laufen lassen. Das hat ein paar Vorteile: Zum einen kann man so die Box sogar verschlossen lassen und den Sperrkreis extern vor die entsprechenden Klemmen setzen – oder auf Wunsch dann eben auch wieder weglassen. Bei interner Montage ist die Verdrahtung ebenfalls schnell modifiziert oder eben wiederhergestellt – mit etwas mehr Aufwand auch mit einem Bypass- Schalter, der rückseitig montiert wird. Außerdem habe ich festgestellt, dass die bis in den Bereich des Hochtöners reichende Wirkung des Sperrkreises tatsächlich die messtechnische und auch klangliche Konsistenz der Box verbessert. Aber sehen wir uns die Wirkung erst einmal nur vor dem Mitteltöner an:
Wir sehen hier schon, dass die Wirkung bereits unterhalb von einem Kilohertz einsetzt, bei den Problemstellen um 2 bis 3 Kilohertz am stärksten ist und dann nach oben hin über ein breites Spektrum nachlässt. Und jetzt noch einmal mit der gesamten Box:
Hier sieht man gut die gesamte Wirkung bis in den Hochton hinein. Man mag nun kritisieren, dass die dritte Pegelspitze nicht mehr ganz eingefangen wird – da diese aber unter Winkeln teilweise wandert, oder sogar zur Senke wird, ist das nicht weiter schlimm.
Messungen
Vor dem Mikrofon, in einem Meter Abstand auf Höhe zwischen den beiden Hörnern macht die Sentry III jetzt eine wirklich gute Figur. Trotz der für eine so große Box zu nahen Mikrofonierung sieht der Frequenzgang im Mittel ziemlich ausgewogen aus: Jetzt beeindruckt vor allem der linear bis unter 30 Hertz reichende Tieftonfrequenzgang – und das bei einem Pegel von 95 Dezibel an einem Watt – die Sentry III hat ein Impedanzmittel von 8 Ohm. Der Impedanzverlauf ist sehr durch den Sperrkreis etwas „verbogen“, aber immer noch linear und röhrentauglich. Der Größe der Box angemessen sind die Klirrmessungen, die zwar um 200 Hertz etwas ansteigen, insgesamt aber bis in den Tiefbass hinein rekordverdächtig niedrig bleiben. Erst bei brutal lauten 105 Dezibel verlässt die Sentry III etwas den verzerrungsarmen Bereich.
Nicht so schön sieht das Wasserfalldiagramm aus, das verrät, dass es immer noch eine Menge Nachschwinger gibt, die zudem über den Reflexkanal nach außen dringen können.
Klang
Die bis in den untersten Bassbereich entzerrte Sentry III ist natürlich extrem beeindruckend – so viel Pegel bei so viel Tiefgang haben wir selten einmal im Hörraum gehabt – klar, das ist natürlich ein eher billiger Trick mit dem Equalizer, aber er funktioniert. Nicht ganz so im Wortsinne frappierend ist die Wirkung des Sperrkreises, die sich erst nachhaltig entfaltet. Aber die Box wird tatsächlich etwas gefälliger, „runder“, wenn man so will. Vielleicht mag der eine oder andere etwas Bissigkeit bei einem rocklastigen Programm vermissen, dafür machen aber andere Musikrichtungen auf einmal deutlich mehr Spaß, denn auch klassische Musik freut sich über die dynamischen Möglichkeiten eines großen und wirkungsgradstarken Lautsprechers.
Fazit:
Mit der einfachen Weichenmodifikation erreicht die Sentry III höhere „Hifi -Würden“, bleibt aber ohne Wenn und Aber eine kraftvolle und dynamische Spaßbox
Technische Daten:
- Hersteller: Electro Voice
- Vertrieb: Electro Voice
- Konstruktion: Electro Voice
- Modifikation: Thomas Schmidt
- Bauprinzip: Bassreflex
- Bestuckung: 1x EV B15 1x EV 1824M mit SM-120, 1x EV STA350B
- Wirkungsgrad: 95dB/2,83V
- Abmessungen (HxBxT): 92 x 73,5 x 53
- Preis (gebraucht): ab etwa 1000 Euro pro Stuck
- Weichenupgrade: ab 40 Euro