Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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Der eigene Weg
Über das Verstärker-Urgestein Thomas Reußenzehn wurde ja schon viel geschrieben. Nicht unumstritten ist er – sicher. Aber auch alle kritischen Stimmen müssen ihm eins zugutehalten: Er bleibt unbeirrt seiner eigenen Linie treu
Das galt und gilt seit vielen Jahren für den Bereich Instrumentenverstärker, deren eigenständiges Aussehen und teils sehr ungewöhnliche Funktionalität mich schon als jungen Hobbymusiker immer fasziniert haben. Inzwischen spiele ich sogar einen kleinen Reußenzehn-Gitarrenverstärker – sozusagen die Erfüllung eines Jugendtraums und ganz nebenbei eine Geschichte, die mich klanglich und technisch voll überzeugt. Aber wir wollen uns ja hier einer ganz anderen Stelle der musikalischen Kette widmen: Der hochwertigen Musik-Reproduktion. Und auch hier hat sich Thomas Reußenzehn schon seit etlichen Jahren engagiert und kann mittlerweile eine vollwertige Wiedergabekette anbieten.
Genau genommen, sind es sogar unzählbar viele Wiedergabeketten, die sich aus den einzelnen Komponenten zusammenstellen lassen – werfen Sie mal einen Blick auf die Webseite. Allen Verstärkern gemein ist der konsequente Einsatz von Röhrentechnik und der händische Aufbau in der eigenen Werkstatt. Reußenzehn möchte das nicht aus der Hand geben – kann man verstehen, eine Erfahrung von über 30 Jahren in Sachen frei verkabelter Aufbau von Röhrenverstärkern findet man nicht an jeder Straßenecke, und auf platinenbasierte Schaltungen wird der Altmeister in diesem Leben wohl nicht mehr umsteigen. So verwundert es nicht, dass auch der Tube Phono Preamp eine Konstruktion mit durchaus eigenen Ideen ist. Das geht los bei der Netzteil-Sektion, die doppelt ausgelagert ist. Was aussieht wie ein handelsübliches Steckernetzteil, ist in Wahrheit nur ein Trafo, der seine Ausgangsspannung an das nächste kleine Kästchen weiterreicht, das mit einem Schalter seine Funktion als eigentliches Netzteil verrät. Hier werden alle für den Betrieb nötigen Gleichspannungen erzeugt. Eine solche Verteilung der Spannungsversorgung ist vielleicht etwas unangenehm bei der Aufstellung, hat aber den unbestreitbaren Vorteil, dass man eine solide räumliche Trennung der signalverarbeitenden Schaltung und potenziellen Störquellen realisieren kann. Und tatsächlich kann der Reußenzehn Phono Tube Preamp in unserem Messparcours mit soliden Werten in Bezug auf Fremdspannungsabstand und Brummeinstreuung überzeugen. Der eigentliche Phonovorverstärker ist dann auch eine eher übersichtliche Angelegenheit: In einem typischen Reußenzehn- Metallgehäuse, das wie immer einen leicht angeschrägten Pyramidenstumpf bildet, sitzen in diesem Fall drei Doppeltrioden vom Typ ECC83. Öffnet man das Gehäuse, erkennt man die ebenfalls typische von Hand gelötete freie Verdrahtung, deren Signalwege so kurz wie nur irgendwie möglich gehalten werden. Sämtliche Bauteile der passiven RIAA-Entzerrung sitzen daher unmittelbar am Röhrensockel der beiden Eingangs-Doppeltrioden, die kanalgetrennt zweistufig verstärken, während die dritte Röhre als Ausgangsstufe fungiert. Thomas Reußenzehn empfiehlt übrigens ausdrücklich, mit der Röhrenbestückung zu experimentieren, da der Preamp recht deutlich auf Wechsel reagiert. Das kann ich bestätigen: Ich konnte die Unterschiede zwischen den teils neuen, teils NOS-Röhren gut hören, die ich aus dem mitgelieferten und meinem eigenen Fundus entnommen habe. Reußenzehn ist stolz darauf, ohne Halbleiterverstärkung und Übertrager eine MC-taugliche Vorstufe aufgebaut zu haben – das können wir bestätigen, solange das angeschlossene MC-System eine einigermaßen gesunde Ausgangsspannung hat und nicht zu niederohmig wird. Bei einem Denon DL103 würde ich mit seinen 0,3 mV Spannung die Grenze ziehen, auch wenn ich im Hörtest hier eine gute Verträglichkeit feststellen konnte. Das bewusste Sounding des Reußenzehn Phonoverstärkers kommt dem Denon- Tonabnehmer sehr entgegen – ein voller und warmer Grundtonbereich mit straffen Bässen und ein bisschen Anschieben in Sachen Hochton tut der Gesamtperformance gut: Gerade Aufnahmen von akustischen Instrumenten kommen räumlich beeindruckend tief gestaffelt, warm und voll daher – bei Streich- und Zupf-Instrumenten gibt es einen vollen Korpus und den berühmten Schmelz der Saiten im Hochton – bravo. Auch Rock- und Popmusik kommen charmant und wuchtig daher, wenn ich auch für Dauerfeuer mit Brachial- Bässen vielleicht ein anderes Gerät bevorzugen würde. Dafür drückt die Phonostufe auch mal ein Auge zu, wenn wir es mit einer Produktion zu tun haben, die tonal ein bisschen danebengegangen ist – meine geliebte, aber leider viel zu dünn geratene „Lonesome Jubilee“ von John Mellencamp ist mit der Reußenzehn Phono auf jeden Fall zu neuen Ehren geraten. Und auch wenn es Thomas Reußenzehn vielleicht nicht gerne liest – ich habe auch ein bisschen mit meinen alten, sehr niederohmigen und sehr leisen Tonabnehmern und Übertragern gespielt, die am MM-Eingang ein hervorragendes Bild abgegeben haben und hier durchaus mit ihren modernen Kollegen im MC-Betrieb mithalten konnten. Da auch dieses Setup als rundherum gelungen bezeichnet werden kann, können wir der Reußenzehn Phonovorstufe zum Zehnjährigen nur einen herzlichen Glückwunsch aussprechen und sie als einen der wenigen echten Charakterköpfe auszeichnen.Fazit
Der Reußenzehn Tube Phono kommt mit MM-Tonabnehmern und (lauten) MC-Systemen gleichermaßen gut klar – hat vorzügliche Messwerte und durchaus einen eigenen Sound – vielleicht kein Phonovorverstärker für jedermann, aber einer, mit dessen Charakter ein Kenner eine sehr lange Zeit glücklich werden kann.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Reußenzehn Tube Phono
Preis: um 899 Euro
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B x H x T (in mm) | 200/120/100 |
Gewicht(in Kg): | 2 |
Vertrieb | Reußenzehn Tube Power, Frankfurt |
Telefon | 0173 7837313 |
Internet | www.reussenzehn.de |
Email: | thomas@reussenzehn.de |